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njr (Fakten: Fr, 21.12.2018, 10:51)
Sagen, was ist

„Sagen, was ist.“

Diesen legendären Ausspruch des Gründers des deutschen Wochenmagazins „Der Spiegel“ ziert bis heute die Eingangshalle eben dieses Magazins, das ihr Gründer Rudolf Augstein schon auch gerne mal liebevoll als das „Sturmgeschütz der Demokratie“ bezeichnet hat.

Jahrzehntelang galt dieses Leitmedium linker politischer Ausrichtung als das Zentralorgan sozialistischer und sozialdemokratischer Weltanschauung, war federführend in beinahe jeder gesellschaftlichen Debatte und im tagtäglichen politischen Diskurs, gab unbeirrt die einzig richtige (weil linke) Richtung vor und war sich keinesfalls zu gut, den ein oder anderen Abweichler an den medialen Pranger zu stellen, damit ganz Deutschland sich daran ergötzen konnte. Man sah
sich als Sturmgeschütz im Kampf gegen Rechts, nichts Geringeres wollte man sein, damit man klar Kante zeigen konnte gegen die Trumps und Orbans und Salvinis dieser Welt, gegen AfD und Pegida, schreibend, wetternd, geifernd und beständig im Anklage-Modus gegen alle, die der „Wir schaffen das“-Doktrin von Angela Merkel zweifelnd oder skeptisch oder aufbrausend gegenüberstehen.

Damit ist es nun vorbei.

Ein mit Preisen überhäufter Star-Journalist, der eine der seltenen Festanstellungen beim „Spiegel“ ergattern konnte, hat das Sturmgeschütz der Demokratie mit Anlauf in die Luft gejagt. Der junge Wortakrobat namens Claas Relotius hat während seiner Tätigkeit beim „Spiegel“ Fake-News am laufenden Band produziert, also jene Fake-Stories, die der politisch überkorrekte „Spiegel“ anderen Medienunternehmen so gerne und so oft vorwarf beziehungsweise unterstellte.

Rührselige Geschichten von einem jungen Asylwerber, der 1100 Euro auf der Straße findet, und dieses Geld sofort bei der Polizei abliefert: Fake-News! Eine berührende Geschichte über die letzte Überlebende der Widerstandsgruppe „Die Weiße Rose“, die sich darüber echauffiert, dass bei Demonstrationen wieder ungeniert der Hitler-Gruß gezeigt wird: Fake-News!

Eine Reportage über eine amerikanische Bürgerwehr an der mexikanischen Grenze, die allesamt Trump-Wähler sind und perfekt ins rechte Klischee passt: Fake-News!

Der alerte Herr Relotius ist nicht einmal vor Ort gewesen! Alles erlogen! Diese und viele andere Stories hat sich der eloquente Medien-Darling ausgedacht. Herzschmerz anstelle von Recherche. Linke Wohlfühl-Geschichten anstelle knallharter Wirklichkeit, damit hat Claas Relotius es geschafft, sich mitten ins Zentrum der Medienelite zu katapultieren. Das, exakt das wollte man lesen, denn genau so stellt man sich beim Spiegel linken Journalismus vor: Belehrend, aufklärend, rührselig, weltrettend, engagiert und karitativ sowie meinungsbildend. Dies alles hat Claas Relotius sehr früh begriffen und aus seiner Sicht den einzig richtigen Schluss gezogen. Er lieferte also die gutmenschlichen Reportagen, die allesamt eingesponnen sind in sozialistisches, linkes Weltrettungs-Pathos, linke Welterklärung und linke Lebensanleitung.

Mittlerweile wird die Liste der Medien, welche sich von dem „Preisstier“ einen Bären haben aufbinden lassen, immer länger. Dem Vernehmen nach soll es auch das österreichische „Qualitätsmagazin“ „Profil“ erwischt haben, was dessen Chefredakteur sofort auf den Plan rief und diesen schreiben ließ, dass nun alle Relotius-Beiträge streng überprüft werden und so weiter…

Nach einer lange andauernden Schrecksekunde haben die deutschen öffentlich rechtlichen Sender erkannt, dass sie über diesen journalistischen linken Supergau irgendwie – wenn auch verschämt – berichten müssen. Also wird berichtet.

Beim ORF allerdings hat man es damit nicht so eilig. Der ehemalige Reporter-Darling Claas Relotius schafft es hierzulande nicht mal in den öffentlich rechtlichen Teletext geschweige denn in die ZIB-Sendungen.

Dann jedoch, donnerstagabends, hat man sich eines Besseren besonnen und lieferte mit einigen Tagen Verspätung einen Bericht nach, den man vorsorglich in der ZIB-Sendung um 23.30 Uhr positionierte, wohl damit auch wirklich nicht allzu viele Zwangsgebührenzahler vor den Schirmen versammelt sein mögen.

Eine sichtlich überforderte Lisa Gadenstätter liest brav vom Blatt ab, bis dann eine Schaltung zu einem gewissen Herrn Wickert zustande kommt, jenem Herrn Wickert, der jahrzehntelang die Tagesthemen moderiert hat – in etwa der ZIB 2 gleichzusetzen. Herrn Wickert also, der just in
einer der zahlreichen Jurys saß, die dem braven und so supersauberen Claas Relotius die Medienpreise zuschanzten.

Und dann also sagte Frau Gadenstätter dieses eine Wort, dieses „Sagen, was ist.“ Ja natürlich, „Sagen, was ist.“, hätte das der ORF bloß mal in dem Chaos-Jahr 2015 auch beherzigt, also dieses „Sagen, was ist“. Hat er aber nicht! Jedem sind die herzergreifenden und rührseligen Reportagen des ORF noch im Sinn, die sich in Sendungen wie „Thema“, „Report“ und diversen ZIB-2- Stories ausbreiteten und in Endlosschleife nur dieses eine Mantra zuließen: Diese ungesteuerte Masseneinwanderung ist nichts anderes als eine Bereicherung für uns und unser Land, weder werden sich kriminelle Elemente darin finden, weder Terroristen noch überhaupt jemand, der Böses im Sinne hätte. Alles Goldstücke, alles Geschenke, alles wunderbare Menschen, auf die er österreichische Arbeitsmarkt, die Wirtschaft und die Industrie händeringend gewartet haben. Und überhaupt und sowieso: Der durchschnittliche „Flüchtling“ wäre ja generell besser gebildet als der autochtone Österreicher. Na also!

„Sagen, was ist.“

Das wäre was gewesen, hätte die „Redaktion des Jahres“ mal auch die andere Seite, die Kehrseite, die  ebenfalls korrekte weil tatsächlich unbedingt berichtenswerte Seite jenes Chaos-Herbstes, jenes Migranten-Chaos abgebildet. Doch derlei Geschichten wollte und will man bis heute nicht bringen, nicht senden, das verwies und verweist man gerne in den Bereich der Fake-News.

Denn das darf natürlich alles nicht sein und wird ergo auch nicht gesendet, was der schönen, linken, guten, braven, korrekten ORF-Redaktion, die eben erst den Preis für „Die Redaktion des Jahres“ ( vom Branchen-Magazin „Der Österreichische Journalist“) abstauben konnte, partout nicht in den Kram passt.

Preisträger unter sich quasi.

Sagen, was ist...