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Niklas G. Salm (Ideologie: Mo, 03.09.2018, 22:07)
Vorwärts immer, rückwärts nimmer

Eines der Erfolgsrezepte der seligen DDR lautete: "Vorwärts immer, rückwärts nimmer!" Daran erinnert man sich in so schweren Zeiten mit einer räächten Regierung und desaströsen TV-Zuseherzahlen auch beim umstrittenen Oppositionsrundfunk. Und setzt deshalb auf noch mehr Marxismus, noch mehr linke Agitation und noch mehr Regierungskritik. Gerade auf Ö1, dem Edel-Bobokanal der Rotfunker. Dieses Erfolgsrezept hat den ORF dahin gebracht, wo er jetzt steht und deswegen wird es weiter konsequent verfolgt. Nach dem Motto: Heute stehen wir am Abgrund, morgen sind wir schon einen Schritt weiter.

Auf Ö1 wurde deshalb am Nachmittag in der Sendung "Im Zeit-Raum: Die Arbeit noch hoch?" dem Marxismus gefrönt, dass es eine helle Freude war. Die Erich-Twins aus dem besseren Deutschland, also Honecker und Mielke, wären stolz gewesen. Ein gewisser Konrad Paul Liessmann zitierte Marx aus dem Effeff wie ein stolzer Salafist den Koran und beschwor die aktuelle Ausbeutung des Arbeiters, der doch allein Werte schaffen würde und nichts dafür bekäme.

Ja natürlich, nur gäbe es kein kreatives und wagemutiges Unternehmertum, so würde der alles schaffende Arbeiter vermutlich noch auf der Stufe der Subsistenzwirtschaft herumkrebsen und wir hätten das Frühmittelalter nie verlassen. Oder warum gründen Arbeiter nicht selber Firmen, wenn das so einfach ist? Warum lassen sie sich lieber neoliberal ausbeuten? Oder ist in Herrn Liessmanns Kopf die Leibeigenschaft noch gar nicht abgeschafft und die Arbeiter dürfen gar nicht anders?

Die Antwort auf all diese Fragen lautet: Marx sagte, Marx schrieb und schon Marx wusste. Halleluja, wie wird dieser Held gefeiert, dessen krude Irrlehren kaum 100 oder 150 Millionen (welcher Erbsenzähler wird da schon so genau sein?) Menschen auf dem Gewissen haben. Aber der schlaue Studiogast hatte noch ganz andere Ideen, die vermutlich nicht einmal der edle Marx hatte. Forderte Herr Liessmann schließlich nicht weniger als das Ende allen Erbrechts. Weil erben ungerecht ist.

In unserer neoliberalen Welt wäre es doch viel fairer, wenn jeder selbst beweisen müsste, was er so drauf hat. Nur wer soll dann all die akkumulierten Werte der Elterngeneration bekommen? Vermutlich der weise und allwissende Staat. Nichts wäre sozial gerechter, als das Elternhaus, für das sich Mama und Papa den Rücken krumm geschuftet haben, dem Staat zu übereignen, aus dessen fürsorglicher Hand man es dann als "Erbe" ein zweites Mal kaufen darf! Vermutlich unter Aufnahme eines gröberen Kredits, für den man sich dann 25-30 Jahre in echte "Sklaverei" begeben darf - nämlich in die der Bank. Wahlweise könnte Mamas und Papas Haus aber auch Ahmed und Suleika geschenkt werden, die gerade eben aus dem Allah-Land bei uns vorbeigeschaut haben und eine günstige Bleibe suchen. Da wären sicher auch Mutti und Vati hellauf begeistert.

So viele gute Ideen und nur so wenige Zuhörer - welch Verschwendung! So haben vermutlich auch viel zu wenige gehört, wie sich die Ö1-Genossen darüber gefreut haben, dass auch in Kanzler Kurzens Partei endlich die Inquisition der politischen Korrektheit wütet. Sowohl im "Journal um fünf", als auch im "Abendjournal" wurde ausgiebig darüber berichtet, dass der böse Efgani Dönmez aus dem ÖVP-Parlamentsklub ausgeschlossen wurde. Im "Abendjournal" kam die frohe Botschaft sogar zwei Mal - als Spitzenmeldung und im Meldungsblock gleich noch einmal.

Doch was war das Vergehen von Herrn Dönmez? Abgesehen davon, dass er vor einem Jahr von den GrünInnen zu den TürkisInnen gewechselt ist, was für einen echten ORFler schon einmal ein Kapitalverbrechen darstellt. Er hat auf Twitter auf die Frage eines Islam-Kritikers, wie die Berliner SPD-Staatssekretärin Sawsan Chebli, eine offensive Allah-Versteherin mit Palästinenser-Hintergrund, nur zu ihrem Amt gekommen wäre, geantwortet: "Schau dir mal ihre Knie an!". Zu viel für die ÖVP, wie es scheint. Denn viele linke Zeitgenossen wollten das als sexuelle Andeutung verstanden haben.

Kann man natürlich so verstehen. Dönmez, selber ein steter Kritiker des politischen Islams, meinte hingegen laut seiner Rechtfertigung, er habe die Anbiederung der SPD und vieler Linker an den radikalen Islam gemeint, die in letzter Zeit sogar kniend erfolge. Man könnte es auch noch als dauerndes kniendes Beten der islamtreuen Dame interpretieren, denn Frau Chebli selbst sagte, sie halte das Kopftuch für ein religiöses Gebot – wolle aber selbst keines tragen, weil man in Deutschland damit nicht Karriere machen könne. Ebenfalls meinte sie, die Scharia sei mit dem deutschen Grundgesetz kompatibel.

Für die Genossen bei Ö1 war das alles jedenfalls ein Volksfest. Immer wieder wurde die Jubelmeldung hinausposaunt, dass die ÖVP da einen Sexisten an Bord geholt habe. Und ÖVP-Klubobmann Wöginger wurde im Interview minutenlang malträtiert, immer weiter in die Ecke getrieben, obwohl er sich politisch ohnehin schon völlig entblößt hatte. Der grüne Verräter Dönmez ist zur Strecke gebracht, ein Feiertag für ORFlinge. Was das über die „neue“ ÖVP aussagt, die kürzlich auch schon EU-Mandatarin Claudia Schmidt nach migrationskritischen Aussagen an die Kandare genommen hat, ist natürlich noch eine andere Frage. 

Und dann wurde von Ö1 erneut die flüchtlingsfeindliche Haltung in der EU beweint. Auch den ganzen Nachmittag über immer wieder. Nie starben mehr "Flüchtlinge" auf ihrem Weg durchs Mittelmeer. Über 1000 seien im Jahr 2018 schon ertrunken - jeder 18. sei das laut ORF und damit wäre die Lage schlimm wie nie. Laut offizieller Seite des UNHCR sind heuer bereits rund 73.500 Fachkräfte über das Mittelmeer gekommen. Jeweils rund 20.000 nach Italien und Griechenland und über 33.000 nach Spanien. Irgendwie reichen jetzt meine Rechenkünste nicht aus. Jeder 18. von 73.500 wären 4083 Ertrunkene. Nüchtern betrachtet. 1000 auf 73.000 wäre jeder 73. - was mache ich nur falsch? Oder stimmen gar die ORF-Zahlen nicht?

Weil das alles so kompliziert ist, schließen wir mit einem anderen einfachen Zitat aus der herrlichen DDR: "Den Sozialismus in seinem Lauf halten weder Ochs' noch Esel auf!" In diesem Sinne ...