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Werner Reichel (Personal: Mi, 08.08.2018, 17:03)
Das teure Comeback der grünen Mamba

17.500 Euro verdient ein österreichischer Minister im Monat, der Vizekanzler kommt auf 19.300. Damit verdienen die Spitzen der heimischen Politik weniger als der Leiter des Bauprojekts Küniglberg. Pius Strobl kommt laut Angaben des Kuriers auf stolze 20.000 Euro im Monat. Strobl feiert mit diesem fürstlich entlohnten Job sein Comeback im ORF, nachdem er als Kommunikationschef vor die Tür gesetzt worden ist.

Er hatte vor acht Jahren heimlich eine Stiftungsratssitzung per Tonband von einer Mitarbeiterin mitschneiden lassen. Die Sache flog auf, einige ORF-Direktoren und Journalisten fanden das klammheimliche Belauschen nicht lustig. ORF-Chef Wrabetz musste seinen Vertrauten nach heftiger Kritik fallen lassen - zumindest offiziell. Strobl blieb dem ORF weiterhin verbunden. Wie eigentlich schon seit Anfang der 1990er Jahre.

Der Gendarm aus dem Burgenland war Gründungsmitglied der Grünen. Für die Öko-Truppe saß er von 1989 bis 1998 im ORF-Kuratorium. 2004 zog Strobl erneut für die Grünen in den mittlerweile umbenannten ORF-Stiftungsrat ein. Er war in dieser Funktion führend daran beteiligt, Alexander Wrabetz zum neuen Generaldirektor zu machen. Strobl, auch „grüne Mamba“ genannt, war der Baumeister der Regenbogenkoalition aus SPÖ, Grünen und BZÖ, die Wrabetz auf den ORF-Thron hob.

Der neue ORF-Chef machte Strobl danach zum Kommunikationschef. Strobl wurde zu seinem  wichtigsten Mitarbeiter und engstem Vertrauten. Als Mann fürs Grobe hielt er Wrabetz den Rücken frei, schrieb der „Standard“. Ein ORF-Mitarbeiter erzählt in der deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“: „Der beinharte Strobl ist die ideale Ergänzung für den wehleidigen Wrabetz. Er hat den bösen Bullen gegeben, Wrabetz den guten."

Im ORF hat der Grüne nicht nur Freunde, seine Geschäfte und Verbindungen mit dem ORF wurden immer wieder kritisiert. Strobl war „Eventmacher mit Hilfe des ORF“, wie Medienjournalist Harald Fidler in „Österreichs Medienwelt von A - Z“ schreibt.  Er hat unter anderem den Wiener Eistraum und  das Public Viewing für die Fussball-WM 1990 organisiert. Und weiter: „Er arbeitete bei einer Agentur, die dem ORF Kundenbindungsprogramme strickt. Er war Geschäftsführer eines Telekomdienstleisters, der Votings für den ORF abwickelt.“  Das Radiocafé im ORF-Funkhaus führte er ebenfalls eine Zeit lang.

Auch nach seinem Abgang 2010 blieb Strobl mit dem ORF verbunden. „Die Zeit“: „Strobl ging in die Wirtschaft – und bekam … eine Reihe von lukrativen Aufträgen von seinem früheren Arbeitgeber. Aufträge, die er nach Ablauf seines Song-Contest-Vertrags weiterführen will. Laut ORF geht es dabei um die Umstellung auf das HD-Format, die Einführung einer neuen Digital-Sat-Karte und ähnliche klar abgegrenzte Aufträge an Strobls Firma p+s consulting & communications. Mit der klaren Abgrenzung soll es allerdings nicht so weit her sein. Gerüchten zufolge habe Strobl sein Büro im ORF gar nicht geräumt …“ Dass Strobl weiterhin im ORF residierte, dementierte der ORF allerdings.

Jetzt ist er jedenfalls auch offiziell wieder zurück und nicht alle freuen sich darüber. Laut "Standard" herrscht in der Belegschaft Unmut darüber, weil angesichts der derzeitigen Sparmaßnahmen der ORF so viel Geld für Strobl ausgibt.