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Niklas G. Salm (Ideologie: So, 03.06.2018, 11:14)
Wenn der ORF mit neuen Formaten den Reformturbo zündet

Da heißt es immer wieder, dass beim ORF lauter notorische Reformverweigerer sitzen würden, dabei kann der Rotfunk sogar sensationell innovativ sein. Es muss halt nur in die richtige Richtung gehen. Um auf der linken Überholspur so richtig beschleunigen zu können, lässt man sich beim Oppositionsrundfunk die unglaublichsten Dinge einfallen. Sogar ganz neue, nie gesehene Formate werden dafür offenbar entwickelt.

So geschehen am letzten Sonntag bei "Im Zentrum", wo offenbar der Prototyp für ein sensationell bahnbrechendes Format getestet wurde - der artenreine Links-Talk! Das ausgefeilte Rezept dahinter, das diese Sendung von allen anderen Mainstream-Diskussionsformaten unterscheidet, ist so genial wie verblüffend simpel! Bisher war es nämlich Usus, dass ein "Quoten-Rechter" in solchen Sendungen Platz nehmen durfte/musste, über den dann die versammelte Linksmeute aller anderen Gäste herfallen konnte, um die linke Überlegenheit bei Diskussionen und im intellektuellen Diskurs allgemein zu demonstrieren.

Der Wermutstropfen bei dieser Konstellation war dann aber, dass sich der einsame Konservative manchmal eben doch gegen die geballte linke Überlegenheit auf intellektueller und vor allem moralischer Ebene behaupten konnte. Das war natürlich immer wieder höchst ärgerlich, weshalb sich die Denker-Titanen auf dem Küniglberg etwas ganz Geniales einfallen ließen. Der rechte Bösewicht muss ganz aus der Sendung verschwinden, denn eigentlich reicht ja seine Anwesenheit auf der Metaebene.

Und rumms, schon war jenes Format geboren, das am letzten Sonntag (27. Mai) seine Uraufführung feierte. Ein reiner Oppositionstalk, bevölkert einzig und allein von linken Protagonisten. Neben dem roten Halbgott im Slim-Fit-Anzug und Ex-Pizzaristen Christian Kern waren noch Peter Pilz und der scheidende Duracell-Trommelhase Matthias Strolz bei Claudia Reiterer geladen. Schmerzlich vermisst wurde noch der grüne Privatmann Werner Kogler - vielleicht hat da aber nur was mit den Einladungen nicht ganz geklappt. Es war ja auch eine Premiere, da kann schon mal ein kleiner Fehler passieren.

Mit dieser illustren Runde diskutierten dann noch ORF-Erklärbär Peter Filzmaier und Oberschlau-Journalistin Anneliese Rohrer. Eine fantastische Zusammensetzung! Hut ab dafür. Frau Reiterer betonte dann zwar zwischendurch, dass über die Probleme der Opposition diskutiert werden sollte und deshalb niemand von der Regierung eingeladen sei, gefühlt 90 Prozent der Sendezeit gab es aber dennoch Regierungsschelte vom Feinsten. Mit dem aus ORF-Sicht höchst angenehmen Nebeneffekt, dass sich die Angegriffenen nicht auch noch lästig wehren konnten. Und ausgerechnet die Rotfunk-Talkmasterin zwischendurch scheinheilig-halbherzig die Regierung verteidigen durfte. Wunderbar, dafür gibt es sicher auch noch eines Tages einen der begehrten, linksgrünen Fernsehpreise.

Und dann erst das Gesagte - fabelhaft! Immer wieder wurde gerade von der von der Thronfolge vorerst ausgeschlossenen roten Prinzessin betont, dass die Regierung das Ausländerthema am Köcheln halten würde, um von ihrem Versagen auf allen Ebenen abzulenken. Ja herrlich diese feine Klinge. Dass auf der Balkanroute gerade die Illegalen-Zahlen explodieren - reine Panikmache. Die tägliche Messer-, Axt- oder Sonstwas-Attacke - pure Hetze. Die mittlerweile regelmäßigen Morde in Wien - bedauerliche Einzelfälle. Alles bloß eingebildet, gefühlt oder von der Regierung aufgebauscht. Vermutlich um zu vertuschen, dass bloß schlanke 78 Prozent der Bevölkerung Kürzungen der Gelder für "Schutzbedürftige" gut finden. Und auch um zu verheimlichen, dass die Regierung in sämtlichen Umfragen unverändert hohe Zustimmung genießt.

Strolz verlor sich wieder im geistigen Nirwana seiner geflügelten Welt und deklarierte seine Minipartei zum "Rrrreforrmturrrbo" mit Heilscharakter, die erst ohne ihn so richtig aufblühen werde. Na, wenn Sie meinen Herr Strolz. Den größten Unterhaltungswert produzierte aber Peter Pilz, der sich vehement dagegen wehrte, ein neues Team Stronach in die Welt gesetzt zu haben. Er unterstrich die hohe Qualifikation seiner Chaostruppe im Gegensatz zu den unfähigen Typen in der Regierung. Es lohnt sich wirklich, diesen Comedy-Talk auch, oder gerade eine Woche später noch in der TVthek anzusehen. Gerade mit den Entwicklungen der letzten Woche im Hinterkopf werden die Aussagen von Pilz erst richtig zum Brüller.

Alles in allem kann man dem ORF zu diesem innovativen Format und der rundum gelungenen Premiere nur gratulieren. Es war die richtige Antwort auf die immer lauter werdende Kritik an der Parteilichkeit und schweren Linkslastigkeit des Staatsfunks. Ausgewogener kann man einen Polit-Talk eigentlich nicht mehr gestalten. So zündet auch der ORF den Reformturbo Strolz'scher Prägung. Freundschaft Genossen!

Link zur ORF-TVthek: http://tvthek.orf.at/profile/Im-Zentrum/6907623