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Niklas G. Salm (Ideologie: Mi, 20.06.2018, 20:14)
Ö1 – wenn nur noch tot stellen hilft

Heute brachte Ö1 wieder einen Nachmittag lang Nachrichten und Frohbotschaften aus einer anderen, einer schöneren Welt. Nämlich aus einem linksnaiven Utopia, wo der Kommunismus Friede-Freude-Eierkuchen für jedermann und jederfrau bringt und wo immer die anderen schuld sind. An allem! Meist sind die anderen dabei ziemlich rechts und ziemlich dämlich.

Das begann gleich nach dem Mittagessen mit einer Roma-Belangsendung (nein, der Fußballklub aus Italien war es nicht). "Roma zählen" hieß dieses Radio-Oratorium für die ebenso lieben, wie armen Nicht-Zigeuner. Zu Gast war eine gewisse Simonida Selimovic, ihres Zeichens Schauspielerin und laut eigenen Worten kommunistische Rapperin. Sie erklärte den schuldbewussten Zuhörern, dass sie sich schon als Kind sehr, sehr schlecht gefühlt habe, wenn sie das Wort "Zigeuner" gehört hat. Sie wusste zwar nicht genau, um was es ging, aber es war auf alle Fälle schrecklich.

Dafür lobte sie das alte kommunistische Jugoslawien, denn da waren die Roma gleichgestellt, während sie sonst versklavt gewesen seien. Am Elend der Roma sind jedenfalls prinzipiell die anderen schuld! Der Staat tut zu wenig, die Mehrheitsbevölkerung diskriminiert und überhaupt die Nazis! Dass die Nazis bereits seit über 70 Jahren von der Bühne der Weltgeschichte abgetreten sind und Roma auch heute noch vor allem durch aggressives Betteln und Schlimmeres auffallen - kein Thema. Vielleicht könnte man aber auch selbst etwas unternehmen, um sich ein besseres Leben zu erarbeiten? Etwa etwas lernen oder einfach hackeln? Nicht doch - nicht bei Ö1. Da sind immer andere schuld, die zu wenig einfühlsam, hilfsbereit und natürlich zu wenig links sind!

Interessant auch, dass die Roma-Aktivistin für ihre Leute "sichere Räume" forderte, wo diese unter sich sein können und wo keine anderen Störenfriede hinkommen. Das darf schließlich jeder, der bei uns hereingeschneit kommt - der Moslem braucht ja auch seine Moscheen und zwar ganz schön viele davon. Nur der Bio-Österreicher, der Einheimische, der darf natürlich keine "sicheren Räume" verlangen, wo man unter sich bleiben kann. Hans und Franz haben gefälligst an der Abschaffung der Grenzen und der eigenen Heimat jubelnd teilzunehmen. Weil sonst kommt die Nazi-Keule - in konzentrierter Form!

Abgerundet wurde diese Tragikomödie für die Ohren von den wenigen Anrufern, die im Schnitt so rund 80 Jahre alt gewesen sein dürften. Und selbst diese vermutlich seit Jahrzehnten auf ORF-Kurs gebürsteten Unverwegenen erhoben mit zittriger Stimme Einspruch. Sie erwähnten, dass selbst Andre Heller die romantische Freiheit der "Zigeuner" besungen habe, dass der "Zigeunerbaron" und das "Zigeunerschnitzel" auch nicht rassistisch gemeint seien und dass Roma vor allem als lästige Bettler auffallen würden. Frau Selimovic wischte das alles mit der Erklärung vom Tisch, dass nur Roma selber "Zigeuner" sagen dürften und dass man ihnen das Betteln nicht nehmen dürfe, weil sie sonst noch weniger hätten. Überwältigender geht Argumentation nicht mehr!

Etwas später wurden dann in "Keine Schule für Imame in Österreich" wieder einmal die bösen Moschee-Schließungen der bösen Rechtsregierung betrauert. Und dazu gleich auch, dass die armen Muslime noch immer keine eigene Imamschule in Österreich haben. Interviewpartner waren übrigens dauernd nur Moslems, darunter die hochsympathische und omnipräsente Frau Carla Amina Baghajati.

Auch hier sind scheinbar ominöse Andere schuld. Dabei müsste man eigentlich als Journalist mit einem Funken Ahnung und Berufsehre sofort die Frage stellen, warum die Muslime nicht selbst schon längst für eine an europäische Werte angepasste Imam-Ausbildung in Österreich gesorgt haben? Wollen sie etwa gar keinen Austro-Islam? Wollen sie etwa gar keine Integration? Wollen sie Hassprediger aus dem Allah-Land? Doch solche Fragen würden einer Ö1-Wichtigtuerin natürlich niemals einfallen. Lieber stimmt man in das Geheule mit ein, dass die armen Moslems auf Imame aus dem Ausland angewiesen seien, die man ihnen keinesfalls nehmen dürfe. Wie den Roma das Betteln.

Ganz nebenbei sei nochmals erwähnt, dass der ORF höchstselbst bereits am 16. Februar 2018 im ZIB-Magazin über eine Wiener Imam-Schule berichtet hat. Waren das damals etwa Fake News? Oder lügt man uns eher jetzt an, dass die ausländischen Imame so bitter nötig seien, weil es keine inländischen gäbe? Die es aber laut ORF-Bericht vom Februar doch gibt. Irgendwas daran kann einfach nicht stimmen. Und das obwohl der hochobjektive ORF stets die Wahrheit sagt. Wieder einmal ein Paradoxon.

Nach diesem Exkurs in die Abgründe der heimischen Nazi-Welt ging es wieder einmal ins ferne Myanmar, wo ja bekanntlich die armen muslimischen Rohingyas bestialisch verfolgt würden. "Von der Armee und dem lokalen Mob systematisch vergewaltigt und getötet", wurde gleich mehrmals mit bebender Stimme betont. Dass es jahrelang genau umgekehrt war und die Moslem-Einwanderer aus Bangladesh, die sich selbst Rohingya nennen, mordend und brandschatzend durch die nördlichen Provinzen Myanmars zogen - wie immer kein Thema. Nur dass sich die dreisten Buddhisten Myanmars irgendwann tatsächlich zu wehren gewagt haben, das ist natürlich eine himmelschreiende Gemeinheit!

Aber nicht nur die Rohingya, auch andere Minderheiten würden schwer verfolgt - die meisten von ihnen seien angeblich auch Muslime. Das erklärt dem Zuhörer ein gewisser Harry Myo Lin. Wie sich im Laufe der Story herausstellt, ist auch dieser Herr zufällig selbst Moslem vom saudischen König-Abdullah-Zentrum in Wien, kämpft aber natürlich für den Frieden auf Allahs Erden und ist somit sicher unparteiisch und hochgradig glaubwürdig. Schuld an allem ist selbstverständlich das böse buddhistische Militär Myanmars, und Buddhisten sind ja gemeinhin als Blutsäufer bekannt, während Moslems weltweit für die Pax Allah eintreten und noch nie einer Fliege ein Haar gekrümmt haben.

Das ist die herrliche Welt von Ö1, in der stundenlang nur noch kommunistische Romas und Allah-Anbeter zu Wort kommen und dem bösen Österreicher die Welt und vor allem seine Schuld erklären. Ob wohl irgendjemand außer den drei rund 80-jährigen Anrufern, der Ö1-Belegschaft, Christian Kern, Max Lercher und dem Autor dieser Zeilen zugehört hat? Man weiß es nicht, aber es ist nur schwer vorstellbar. Jeder, der noch über drei aktive Gehirnzellen verfügt, hätte sich nach maximal fünf Minuten instinktiv tot gestellt, auf dass dieser Spuk vorübergehen möge.

PS: ich selbst befand mich am Steuer meines Autos und musste mich dem intensiven Verlangen, mich ebenfalls tot zu stellen, entziehen. Funktioniert beim Fahren leider nicht so gut - wäre aber eindeutig besser gewesen.

Für Unerschrockene zum Nachhören: https://oe1.orf.at/programm/20180620