Der nächste Nazi-Aufreger ist da! Rein zufällig in Tirol, rein zufällig im Umfeld der FPÖ, rein zufällig kurz vor einer Landtagswahl. Die findet im "Heiligen Land" am 25. Februar statt und der Wahlkampf läuft auf Hochtouren.

Was ist passiert? Der ORF Tirol begleitete den Tiroler FPÖ-Spitzenkandidaten Markus Abwerzger bei einem Wahlkampfauftritt. Der Beitrag plätschert belanglos dahin, suggeriert eher, dass sich kaum jemand für die Blauen interessiert. Doch das Finale ab 3:14 Minuten hatte es in sich. Plötzlich erscheint ein Pensionist im Bild, der sich selbst als 86 Jahre alt bezeichnet.

Er schimpft über das ganze Gesindel, das herumläuft und rühmt die gute alte Zeit. Er sei bei der HJ gewesen und militärisch ausgebildet worden, damals habe noch Zucht und Ordnung geherrscht. Abwerzger nickt dabei scheinbar zustimmend, sagt aber nichts. Schließlich erklärte der 86-Jährige, früher habe man in der Kirche wenigstens noch "stinkender Jude" sagen dürfen, heute sei man für sowas ja gleich ein Nazi. Ende des Beitrags, in der Abmoderation heißt es: "Ein blauer Landtagswahlkampf auf Hochtouren!"

Na bumm! Abwerzger schien das toll zu finden, was der Wut-Opa da sagte. Natürlich war der Aufschrei sofort wieder enorm, die Linksblätter von Standard bis Kurier berichteten bereits vom nächsten "Nazi-Skandal". Doch der ORF hat da ein wenig nachgeholfen. Per Aussendung forderte Abwerzger vom ORF das gesamte, angeblich rund zweistündige Bildmaterial des Teams, das ihn begleitet hat. Denn er habe den Mann zwar ausreden lassen, dann aber vehement widersprochen. Allerdings hat der ORF seine Antwort einfach weggeschnitten, um so den Eindruck zu erwecken, der FPÖ-Mann habe zugestimmt.

Und siehe da, es stellte sich schnell heraus, dass der ORF tatsächlich zu so einer unjournalistischen Aktion gegriffen hat, um die FPÖ wieder einmal schlecht dastehen zu lassen. Schließlich fällt den Genossen beim Rotfunk nichts anderes mehr ein, als jeden Tag irgendwo ein Nazi-Schreckgespenst durch den Äther zu jagen.

Woher der alte Mann plötzlich kam, den nach eigenen Angaben weder Abwerzger, noch seine Mitarbeiter je zuvor gesehen haben, ist auch so eine Frage. Rein zufällig tauchte der Alt-Nazi beim FPÖ-Mann auf, als gerade das Kamerateam des ORF daneben stand. Und seit Frau Gertrude wissen wir ja, dass ältere Zeitzeugen gerne mal inszeniert werden, um gewisse Effekte zu erzielen.

Jedenfalls wurde der Druck auf den ORF immer größer – selbst dezidierte Linke wie Falter-Chefredakteur Klenk oder der SPÖ-Berater Rudi Fußi warfen dem Staatssender ein grobes Foul vor und fordern jetzt personelle Konsequenzen beim ORF. Schließlich sahen sich die Rotfunker gezwungen, in der ZIB um 13:00 Uhr am Samstag eine Richtigstellung zu bringen. Diesmal mit der Antwort von Abwerzger: „Das soll man aber auch nicht sagen!“ Auch FPÖ-Politiker Rudi Federspiel, der daneben stand, warf sofort ein: „Das ist auch falsch! Jeder Mensch hat seine Würde und jeder Mensch hat seine Rechte.“

Diese beiden Aussagen waren am Vortag noch weggelassen worden – ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Der ORF wollte analog zur Liederbuch-Affäre offensichtlich den nächsten Nazi-Skandal knapp vor einer Landtagswahl aus dem Hut zaubern. Diesmal ist der Schuss allerdings kräftig nach hinten losgegangen…

Tirol Heute: http://tvthek.orf.at/profile/Tirol-heute/70023/Tirol-heute/13964745

ZIB13:00: http://tvthek.orf.at/profile/ZIB-1300/71280/ZIB-1300/13964759