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Niklas G. Salm (Ideologie: Fr, 24.11.2017, 11:09)
Objektivität contra Subjektivität

Es geht auch anders - der Vergleich macht sicher. Und zwar der Vergleich zwischen ORF und ServusTV. Beide haben ein Diskussionsformat. Das im Staatsfunk nennt sich "Im Zentrum", das beim privaten Bullen-Sender "Talk im Hangar 7". Dass beides Talk-Formate sind, ist aber so ziemlich die einzige Überschneidung. Das wird sofort klar, wenn man nur die letzten beiden Sendungen vergleicht.

Am Sonntag ging es im ORF um die "Sinnkrise der Sozialdemokratie", am Donnerstag wurde bei ServusTV das Thema "Wie rechtsextrem ist die FPÖ wirklich" serviert. Wobei schon die Auswahl der Gäste den ersten Riesenunterschied deutlich machte. Im ORF diskutierten (wie fast immer) lauter deklarierte Linke und als Feigenblatt der Objektivität durfte noch ein eher unbekannter Unternehmer aus Vorarlberg als Reibebaum an den Start gehen. Unter kräftiger Mitwirkung der Moderatorin fielen dann zwei offensichtlich Linksextreme immer wieder über den Unternehmer und teilweise sogar über den ebenfalls linken Noch-Kanzler her und forderten einen weiteren Linksruck.

Bei ServusTV war die Auswahl viel ausgewogener. Dem Grünen Karl Öllinger und einem offenbar völlig verwirrten "Aktivisten" der Linkswende standen mit Marc Jongen von der deutschen AfD und Gerald Grosz (früher FPÖ und BZÖ) zwei dezidiert rechtsstehende Charaktere gegenüber. Wobei Moderator Michael Fleischhacker den nächsten wohltuenden Unterschied gegenüber ORF-Frau Claudia Reiterer ausmachte. Denn während letztere klar parteiisch auftrat und offen ihre Vorlieben für die linke Sache zur Schau trug, war Fleischhacker wesentlich neutraler. Er agierte provokant (wie es eben seine Art ist) in beide Richtungen, versuchte die Diskussion immer wieder anzuheizen. Allerdings griff er auch regulierend ein, wenn sie aus dem Ruder zu laufen drohte.

Und das geschah des Öfteren. Vor allem, weil Öllinger und der junge Mann von der Linkswende immer wieder ihre Nazi-Verschwörungstheorien zum Besten gaben und dabei völlig argumentbefreit und rein ideologisch vorgingen. Ohne Bezug auf die Wirklichkeit phantasierten die beiden mehr oder weniger von einer unmittelbar bevorstehenden nationalsozialistischen Machtübernahme.

Der Linkswende-Schreihals bezeichnete sich darüber hinaus ganz selbstverständlich als "linksextrem" und stellte das als etwas extrem Positives dar. Dazu outete er sich als "stolzer Teilnehmer" an den linksextremen Ausschreitungen in Hamburg anlässlich des G7-Gipfels und erklärte, er fühle sich der bekopftuchten Arbeiterin wesentlich näher, als den ganzen einheimischen Nazis. Jaja, die hart in der Industrie arbeitende Burka-Frau, quasi der Archetypus der muslimischen Zuwanderer. Doch der Mann von der Antifa gab noch weitere Weisheiten von sich, die einen staunen ließen - etwa, "dass die Rechten jetzt bald auch auf den Straßen sein könnten. Wir müssen auf jeden Fall die linke Hoheit auf den Straßen verteidigen!"

Da wurde es selbst dem ausgewogenen Fleischhacker zu bunt und er entlarvte immer wieder die linke Irrationalität und Einseitigkeit. Allerdings kam er dabei ohne offene Parteiergreifung aus. Er beschränkte sich darauf, die linken Widersprüche kurz und prägnant aufzudecken. Mit Fragen wie: "Sie warnen vor Rechten auf der Straße und wollen gleichzeitig die linke Oberhoheit auf der Straße verteidigen?" Und: „Rechtsextremismus und Linksextremismus bewerten Sie also völlig unterschiedlich?“ Oder auch: "Islamischer Antisemitismus ist keine rechte Erfindung, auch jüdische Organisationen und andere warnen davor. Sie meinen trotzdem, der Islam sei kein Problem?" Was sowohl Öllinger, als auch den Linkswende-Straßenkämpfer immer wieder zum Stottern brachte.

Mit der süffisanten Zusammenfassung "Die FPÖ sollte also nicht regieren dürfen, vielleicht werden wir sie überhaupt verbieten müssen" legte Fleischhacker die ganze holzschnittartige linke Panikmache offen, allerdings humorvoll und mit der feinen Klinge und nicht mit dem Vorschlaghammer, mit dem ORF-Protagonisten so gerne gegen rechte Bösewichte vorgehen. Er ließ die linken Phantasten sich einfach selbst demontieren und fragte nur an den richtigen Stellen nach. Da die linke Argumentation meist völlig ohne Logik auskommt, war für den Zuseher damit auch ohne Einflussnahme von außen klar, wer hier nur krude Hirngespinste ausbreitet.

So geht Talk ohne klare ideologische Ausrichtung der Sendung, ohne offensichtliche Einflussnahme des Moderators und ohne die Richtung schon durch eine einseitige Gästeliste von vorneherein festzulegen. Ein Anschauungsbeispiel unter dem Motto "Objektivität contra Subjektivität"!