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Andreas Unterberger (Ideologie: Di, 10.10.2017, 19:13)
Wo ist da die Gleichbehandlung?

Fast täglich berichtet der ORF über den Wahlkampf und die Aussagen des Peter Pilz. Von privaten Fernseh- und sonstigen Plattformen wird der jetzt mit eigener Liste antretende Altgrüne sogar gleichberechtigt mit den existierenden Parteien als Diskussionsteilnehmer eingeladen. Das ist eine einseitige Bevorzugung des Alt-Trotzkisten durch viele Journalisten, die mit ihm persönlich oder ideologisch sympathisieren. All jene Plattformen, die das tun und zugleich vorgeben, im Wahlkampf objektiv zu sein, handeln daher schwer verlogen.

Das bleibt auch dann eine einseitige Bevorzugung, wenn Pilz im Gegenteil ständig darüber klagt, er selbst würde benachteiligt. Diese Klagen dürfen aber wie viele Pilz-Äußerungen nicht ernst genommen werden. Sie sind rein taktisch motiviert, nur damit noch mehr über ihn berichtet wird.

Denn Tatsache ist:

  • Die Liste Pilz entspricht keiner der existierenden Parlamentsfraktionen, sie ist auch noch nie gewählt worden;
  • Die Liste Pilz hat die Kandidatur nur durch die Unterschriften von drei bisherigen Parlamentsabgeordneten erreicht, die das gegen den Willen jener (roten beziehungsweise grünen) Fraktion getan haben, die sie einst aufgestellt hat;
  • Aber auch die Liste des aus der FPÖ ausgeschiedenen Salzburgers Karl Schnell ("Freie Liste Österreich") hat auf haargenau dem gleichen Weg die Möglichkeit einer Kandidatur erreicht (Seine drei parlamentarischen Unterstützer kamen von FPÖ und Team Stronach).

Es gibt also keinen Unterschied zwischen den beiden. Dennoch wird Pilz ständig zitiert und darf an vielen Diskussionsrunden teilnehmen. Schnell und seine Liste werden hingegen so wie die anderen Listen, die nur nach mühsamer Unterschriftensammlung kandidieren durften, total totgeschwiegen. Die Schnell-Liste bekommt von angeblich objektiven Medien nicht einmal ein Zehntel der Berichterstattung von Pilz. Das ist eine grobe Ungleichbehandlung. Im ORF wird er zwar nicht zu den Konfrontationen geladen, bekommt aber ein Vielfaches der redaktionellen Auftritte von allen anderen Kleinstparteien zusammen.

Das ist eine Sauerei und Manipulation. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Pilz bei Umfragen besser liegt als Schnell. Denn Pilz ist ja erst durch die beschriebene Hilfe seiner journalistischen Schlachtenbummler überhaupt in die Nähe jener Umfragewerte geraten, wo er Chancen auf einen Parlamentseinzug haben könnte.

Aber angenommen, man ignoriert das alles, und angenommen, man macht an Stelle der bisherigen Wahlergebnisse und an Stelle der Existenz einer eigenen Parlamentsfraktion tatsächlich die Umfragewerte zum Maßstab der medialen Berücksichtigung, und man will dabei möglichst gerecht vorgehen (was ja alle von sich behaupten): Auch dann ist das Verhalten der meisten Medien grob verzerrend und damit verlogen.

Denn dann ist es völlig ungerecht, dass jene drei Parteien, die bei Umfragen jeweils nur ganz knapp an der Vierprozenthürde liegen, genauso behandelt werden wie jene drei Parteien, die zwischen 20 und 35 Prozent liegen. Dann müsste man den größeren Parteien mindestens die vierfache Auftritts- und Redezeit der drei Kleinen geben.

Diese Ungleichbehandlung der antretenden Parteien ist daher ein journalistischer Skandal. Und ein weiterer Beweis, dass wir von Lügenmedien umgeben sind, die nicht berichten, sondern Politik machen wollen. Denn auch grobe Verzerrungen laufen auf eine Lüge hinaus und machen Wahlen tendenziell sogar inkorrekt. In Russland und der Türkei wird das von aller Welt kritisiert. In Österreich fällt sehr Ähnliches gar nicht auf.

PS: Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Natürlich soll jedes private Medium frei sein, wie es zu den einzelnen Parteien steht und wie sie diese berücksichtigt und bewertet. Das darf aber bei einem öffentlich-rechtlichen Gebührenfunk keinesfalls so sein.