ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Rubriken

Archiv

Elisenda Florentina (Ideologie: So, 05.03.2017, 20:27)
Wenn über Opfer geschwiegen wird

Wie berichtet der ORF, wenn er über Straftaten von Ausländern oder Asylwerbern berichtet? Im Fall der Gruppenvergewaltigung einer wehrlosen jungen Frau und der Verurteilung von acht Irakern zu neun bis dreizehn Jahren Haft nur das Notwendigste. Am Tag der Urteilsverkündung (2.3.) wurde dies in der ZIB 1 und ZIB 2 nur in den Kurzmeldungen gebracht. Dabei beschränkte sich der ORF darauf, von angeklagten Irakern zu sprechen, und verschwieg, dass es sich um Asylwerber und Asylberechtigte handelt, die als "Flüchtlinge" nach Österreich gekommen waren. Und obwohl der ORF berichtet, dass die Iraker nicht rechtskräftig "zu langen Haftstrafen verurteilt worden" sind, betont er gleichzeitig, dass die Männer eine junge Frau vergewaltigt haben sollen.

Mancher denkt vielleicht, dass der ORF zumindest in der Sendung " Österreich heute" ausgewogener über diesen Prozess berichtet hat. Weit gefehlt, denn der ORF stellte die Täter in den Mittelpunkt ihrer (ausführlichen) Berichterstattung. Die irakischen Asylwerber sollen die Frau vergewaltigt haben, heißt es. Die Befindlichkeiten der Täter sind offenbar besonders berichtenswert für den ORF: "Als die Richterin die Urteile verkündet, passiert vorerst einmal nichts. Reglos nehmen die neun Angeklagten das Gesagte auf. Reaktionen gibt es keine. Erst als nach einer viertel Stunde ihre Anwälte noch einmal mit ihnen sprechen, ihnen erklären, für wie lange sie ins Gefängnis müssen, brechen die meisten von ihnen in Tränen aus." Dann dürfen noch drei Verteidiger erklären, dass ein Urteil nicht berechtigt wäre, mit den Urteilen wahrscheinlich ein Zeichen gesetzt werden sollte, sie etwas mit Köln zu tun hätten. Mit keinem Wort erwähnt der ORF, mit welch aberwitzigen Begründungen die Tatbeteiligung während des Prozesses bestritten wurde, wie versucht wurde, der Frau eine Mitschuld an der Vergewaltigung zu geben wegen "falscher Signale" und der Alkoholisierung von Täter und Opfer.

Dann zeigt sich der ORF-Reporter auch noch überrascht wegen der langjährigen Haftstrafen: Das wäre so nicht zu erwarten gewesen, 15 Jahre wäre ja die "absolute Höchststrafe", und die Straftäter wären ja "bis dato unbescholten (sic!)", also "Ersttäter", und das gelte "normalerweise als Milderungsgrund". Man hätte ja auch an der "Reaktion der Verteidiger" gesehen, dass diese "überrascht" waren. Die Tat sei "ungewöhnlich" und bisher in Österreich noch "nicht vorgekommen", also sollte hier ein "starkes Signal gesetzt" werden, dass das "in Österreich nicht toleriert" werde. "Mag mit ein Grund sein, dass das auch Asylwerber waren, und das war auch sicher ein Grund, dass diese Vorfälle zu Silvester in Köln gewesen sind (sic!)."

Also der Grund für die langen Haftstrafen liegt nicht etwa an der brutalen Tat selbst, sondern an den  Silvestervorfällen in Köln, dass ein Exempel statuiert werden sollte und die Verurteilten Asylwerber waren. Wird da dem Gericht fehlende Objektivität und Ausländerfeindlichkeit unterstellt? 

"Junge Frau" ist übrigens die einzige Bezugnahme zu dem Opfer. Die vom Gericht festgestellte schwere Körperverletzung passt da nicht in das Bild. Dass das Opfer in der Psychiatrie behandelt werden musste, noch immer an den Folgen der brutalen Vergewaltigung leidet, kein normales Leben führen kann, erwähnt der ORF lieber auch nicht.