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Werner Reichel (Fakten: Do, 16.06.2016, 19:08)
ORF Journalismus-Limbo

Immer wenn man glaubt, ein neuer journalistische Tiefpunkt ist in Österreich erreicht, unterbietet ihn der Staatsfunk ein weiteres Mal. Dass der ORF eine schwere linke Schlagseite hat, ist bestens bekannt und dokumentiert. Dass er nichtlinke Akteure gerne mit pejorativen Adjektiven versieht, weiß man. Dass es für nichtlinke Kräfte eine eigene Sprachregelung gibt, kennt man. Konservative, Rechte oder „Neoliberale“ kritisieren nicht, sie hetzen, sie haben keine andere Meinung, sie spalten, sie treffen sich nicht, sie rotten sich zusammen, sie gehen nicht, sie marschieren etc.

Mit solchen Formulierungen wird der ORF-Konsument Tag für Tag traktiert. Das ist mühsam, aber ähnlich wie seinerzeit die DDR-Bürger haben auch die meisten ORF-Konsumenten gelernt zwischen den Zeilen zu lesen und sich die Informationen aus diesem ideologischen Sprachschrott herauszufiltern. Doch was der ORF sich heute geleistet hat, geht noch einen Schritt weiter. Die Seite orf.wien.at schreibt:

„Nachdem ein 17-jähriger bei einer Demonstration gegen die rechtsextremen Identitären am Samstag durch einen Steinwurf schwer am Kopf verletzt worden war, ermittelt das Landesamt für Verfassungsschutz nun wegen Mordversuchs.“

Wer jetzt annimmt, dass ein 17-jähriger Gegendemonstrant durch einen Steinwurf aus den Reihen der Identitären schwer verletzt worden ist, der ist genau in die Falle getappt, die der ORF seinen Lesern gestellt hat. Der Sachverhalt ist genau umgekehrt: Bei der Demonstration hat es einen Mordanschlag bzw. Mordversuch auf einen 17-jährigen Identitären gegeben. Ein bisher unbekannter Täter hat von einem Hausdach aus einen großen Stein auf den Jugendlichen geworfen und auch getroffen. Genau am Kopf.

Erst nach Erscheinen eines Berichts auf dieser Seite und – wie unszensuriert.at berichtet – nach mehreren Interventionen wurde der ORF-Text kommentarlos entschärft. Man stelle sich vor, ein Identitärer hätte tatsächlich einen Gegendemonstranten mit einem Steinwurf schwer verletzt. Ein medialer Wirbelsturm wäre losgebrochen. Der Verletzte würde zum Nationalhelden und Märtyrer. Aber so versucht man den für die Linken unangenehmen Zwischenfall möglichst klein zu halten. Wäre das Opfer ein Linker gewesen, hätten sich die ORF-Journalisten im Krankenhaus die Türklinke in die Hand gegeben. So aber wird er ein ORF-Mikro nicht zu Gesicht bekommen. Rechte haben Täter zu sein, Linke Opfer. Dieses simple Weltbild darf nicht erschüttert werden. Da kann man mit gutem Gewissen auch etwas nachhelfen.

Es ist widerlich, wie auf der einen Seite versucht wird, Aktionen und Demonstrationen der Identitären zu skandalisieren, während auf der anderen Seite linksextreme Gewalttaten verharmlost und umgedeutet werden. Bei jedem linken Gewaltexzess wird vom ORF und vielen anderen Mainstreammedien krampfhaft versucht, die Verantwortung dafür anderen, in der Regel der Polizei, in die Schuhe zu schieben. Das war bei den Ausschreitungen rund um den Akademikerball so, das war bei der Gegendemo vom letzten Samstag so. Die Medien machen sich damit zum Handlanger gewalttätiger Linksextremisten. Dass es letzten Samstag keinen Toten gegeben hat, war reines Glück.