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Werner Grotte (Fakten: Mi, 17.02.2016, 19:04)
ORF grenzt sich ab: Bezahl-TV mit Eisernem Vorhang

Was im angeblich geeinten, grenzenlosen Europa als Witz gilt, wird beim ORF schon bald blutiger Ernst: Als einziges europäisches Land leistet es sich Österreich, alle öffentlich-rechtlichen Sender inklusive Servus TV und 3sat zahlungspflichtig zu verschlüsseln. Und nicht nur das: Der ORF erlaubt das Bezahl-Fernsehen nur Kunden mit österreichischer Meldeadresse. Bisher erreichte ausländische Bereiche wie etwa die Gegend um Preßburg in der Slowakei, wo der ORF seit Jahrzehnten sehr beliebt ist, oder Südbayern bis hinauf nach München können sich unser Staatsfernsehen nun an den Hut picken, selbst wenn sie zahlen wollten.

Der ORF begründet diesen Schritt mit vorgeblich zu teuren Lizenzen – wobei man sich fragt, welche Beiträge etwa am weitgehend hausgemachten ORFIII lizenzpflichtig sind. Wirklich teuer sind die Lizenzen lediglich bei Sportübertragungen und bei neuen Filmen, wobei man für erstere ja ohnehin ORFSport hernehmen  könnte. Echte Fans zahlen dafür auch gern, anstatt sich, wie bisher, dort uralte Nostalgiebeiträge anzuschauen. Neue Filme sind generell eher selten auf dem Programm. Und für Streifen, die älter sind als zwei Jahre, sinken die Lizenzgebühren ohnehin rasant. Bei den immensen Werbeeinnahmen und den GIS-Gebühren müsste das für den Staatsfunk durchaus leistbar sein. So nahm der ORF etwa 2013 rund 313 Millionen Euro allein durch Werbung ein.

Die wahren Hintergründe sind natürlich wesentlich profaner: Es geht schon ums Geld, aber viel mehr ums Geldverdienen. Die Nachfrage nach der von einer ORF-Tochter entwickelten Senderplattform simpliTV hinkt nämlich weit hinter den Erwartungen her. Mit der 2016/17 eingeführten, neuen Satellitentechnik DVT-B2, die das bisherige DVT-B ersetzt, wird es daher möglich sein, die ORF-Programme nur noch über das kostenpflichtige simpliTV (oder über Kabel) zu empfangen.

Und im Vergleich zum Kabel ist simpliTV nicht wirklich preiswert. Zu den monatlichen Fixkosten von zehn Euro (110 Euro für ein Jahresabo) kommen nämlich monatlich vier (jährlich 44) Euro für jedes weitere Empfangsgerät. Weiters zahlt man 35 Euro an einmaligen Freischaltkosten (plus zehn Euro für jedes weitere Gerät) und nicht zuletzt die für den Empfang zwingend nötigen Geräte, also entweder einen Receiver um 30 Euro oder ein Modul (für entsprechend ausgestattete Fernseher) um schlanke 15 Euro. Nicht zu vergessen – egal, für welches der beiden Modelle man sich entscheidet – weitere 15 Euro für eine Antenne. Und zum Drüberstreuen – das erfährt man auf den simpliTV-Infoseiten im Internet im ganz klein Gedruckten - die GIS-Zwangsgebühren. Das läppert sich dann doch ganz schön.

Wer Kommerzsender mit nervenden Dauerserien und Werbeunterbrechung wie sixx, Sat1 Gold, Super RTL, 7Maxx oder den Migrantenfunk Okto nicht braucht und vielleicht lieber NDR, MDR, WDR, Rbb oder hr schaut, kann sich das bei SimpliTV gleich abschminken, denn dort finden sich mehrheitlich Kommerzsender – ganz dem Geschäftsprinzip entsprechend. Ebenfalls im Kleingedruckten einer Fußnote heißt es dann noch „ein technischer Empfang wird nicht flächendeckend garantiert“, was immer das auch im Detail heißen mag.

Paradoxon am Schluss: Während die Slowakei oder Bayern vom ORF-Empfang künftig rigoros ausgeschlossen werden, wird man in Südtirol weiter alle ORF-Programme plus ServusTV und 3Sat sehen können – im Gegensatz zu den Österreichern sogar kostenfrei!