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Werner Reichel (Fakten: Mi, 16.09.2015, 19:09)
"Bundespräsident" H.C. Strache

FPÖ-Chef Heinz Christian Strache inszeniert sich als Staatsoberhaupt. Er hält in einer Krisensituation, in der die Regierung bisher jämmerlich versagt hat, eine Rede an die Nation und veröffentlicht diese im Internet. Innerhalb weniger Stunden sehen rund 500.000 Menschen das Video, das sind weit mehr, als ein SPÖ-Spitzenpolitiker in einem aufwendigen ZiB2 Interview erreichen kann (von den quotenschwachen Privatsendern ganz zu schweigen). Selbst das groß beworbene und angekündigte ORF-Sommergespräch 2015 mit Werner Faymann wird das Strache Video bald überholen.

Das ist bemerkenswert und zeigt, wie sich die Macht- und Mehrheitsverhältnisse in den Medien immer weiter verschieben, wie der milliardenschwere Staatsfunk, so wie auch die SPÖ, dramatisch an Glaubwürdigkeit und damit auch an Zuseher respektive Wähler verlieren.

Es ist ein schrilles Alarmsignal für den ORF. Mit einem einfachen Internetvideo lässt die FPÖ den ORF mit seinen tausenden Mitarbeitern, seinen Milliardeneinahmen und Netzwerken alt aussehen. Es geht hier nicht darum, ob die Inszenierung gelungen ist oder nicht, es geht nicht um den Inhalt der Rede, das kann ohnehin jeder für sich selbst, auch ohne journalistische Aufpasser, beurteilen. Es geht um den Machtwechsel in der heimischen Medienlandschaft. Man braucht den ORF (und auch die Privatsender) nicht mehr, um so eine Botschaft massenhaft zu verbreiten.

Die FPÖ ist immer weniger auf den Staatsfunk (und die anderen Mainstreammedien) angewiesen. Über Internet und soziale Medien kann sie ihre Botschaften ohne den obligaten poltisch-korrekten, rotgrünen Meinungsfilter veröffentlichen. Sie kann die Bürger ohne die üblichen Störversuche und Uminterpretierungen durch aufgeblähte ORF-Anchormänner oder Edelfedern in den Printmedien  verbreiten. FPÖ-Bashing gehört beim ORF ebenso zur politischen Ausrichtung, wie die völlig unkritische Haltung gegenüber SPÖ und Grünen.

Dass die FPÖ nun erfolgreich neue Wege geht, hat sich der ORF selbst zuzuschreiben. Da hilft es auch nichts, wenn die überraschten und aufgeschreckten Mainstreammedien nun trotzig reagieren und versuchen, den FPÖ-Coup kleinzuschreiben und sich über Strache lustig zu machen, indem sie ausgewählte hämische Twitter- und Facebook-Postings abdrucken. Sie erweisen sich damit nicht nur als schlechte Verlierer, sondern begehen auch gleich den nächsten schweren Fehler. Um FPÖ kritische Twitter-Postings zu lesen, braucht niemand unter 75 Jahren mehr eine Zeitung oder einen Fernsehsender. Nur noch Gutmenschen-Fundis sind auf diese ideologische Orientierungshilfe, auf politisch-korrekte Vorturner und Meinungs-Gouvernanten angewiesen. Vielleicht sollten der ORF und die Mainstreammeiden ihre Strategie einfach überdenken und ein klein wenig objektiver berichten.