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Werner Reichel (Ideologie: Mo, 16.03.2015, 08:57)
Ökonomische Regentänze

Kabarett im öffentlich-rechtlichen TV. Ein Kleinkünstler erklärt dem Publikum die Welt: Es gibt immer mehr arme Leute bei uns und das Geld dieser armen Menschen haben jetzt die Reichen. Das ist kein Scherz oder besser eigentlich doch. Aber so hat es der gute Mann tatsächlich gesagt. Dem anwesenden Publikum gefällt’s jedenfalls, es klatscht kräftig. Für ökonomisch Ahnungslose ist die Wirtschaft offenbar ein Nullsummenspiel. Reichtum entsteht nur, wenn man den Armen Geld wegnimmt, sprich sie ausbeutet. Reichtum ist also immer etwas Verwerfliches, etwas Unmoralisches.  Diese Sichtweise und dieses intellektuelle Niveau findet man nicht nur im deutschsprachigen Kabarett und im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, sondern im ganzen Land. In den Schulen, an linken Stammtischen, den geisteswissenschaftlichen Unis, im Fernsehen, in der Literatur  und in der Politik.

Diese völlige Ahnungslosigkeit ist in der  Regel noch mit einigen ranzigen sozialistischen Binsenweisheiten angereichet. Wer Kinder hat, sollte mal einen Blick in deren Schulbücher werfen, um zu sehen, welchen Stellenwert und welches Image dort Wirtschaft hat.  Wer sein Wissen primär aus heimischen Schulen, geisteswissenschaftlichen Studienrichtungen und den  Mainstreammedien  beizieht /bezogen hat und  sein Leben lang nur in staatlich  geschützten Bereichen tätig war, für den ist Wirtschaft ein spanisches Dorf. Allerdings  ist fast jeder, so wie im Fußball, auch in Ökonomie ein Fachmann und Durchblicker. Aber wie hat es Dieter Bohlen so trefflich ausgedrückt: „Das Problem ist: Mach einem Bekloppten klar, dass er ein Bekloppter ist.“

Genau das ist das Problem.  Es ist erschreckend. In unseren Breiten ist die Ansicht weit verbreitet, dass der Staat so wie Dagobert Duck einen gigantischen Geldspeicher besitzt, in dem sich mehrere Fantasilliarden Euro befinden. Allenthalben hört man deshalb von Künstlern, die mehr Subventionen brauchen, von den unzähligen Gutmenschen-NGOs, von Pensionistenvertretern, von Theaterdirektoren, von Sportverbänden, von Psychotherapeuten, von Umweltschützern, kurz, von allen, die (noch mehr) Geld vom „Staat“  haben wollen, das Argument: Österreich sei schließlich eines der reichsten Länder der Welt und für dies und jenes müsse doch genügend Geld da sein. Geld ist in Hülle und Fülle vorhanden, man muss es nur „gerecht“ verteilen. Politiker und Parteien die das nicht tun, sind einfach  böswillig, neoliberal und überhaupt.

Es herrscht noch immer die Vorstellung, Reichtum und Wohlstand seien in Österreich und  Europa einfach da, einfach so. Das Bewusstsein, dass man Wohlstand nicht konservieren kann, dass man ihn  sich Jahr für Jahr und Tag für Tag erarbeitet muss, fehlt in weiten Teilen der Bevölkerung völlig. Das ist kein Wunder und auch so gewollt. In Österreich lebt rund die Hälfte der Bevölkerung vom Staat, nur 50 Prozent der Österreicher sind in der Privatwirtschaft tätig und auch von Ihnen beziehen viele mehr Transferleistungen als sie Steuern zahlen.

Der Sozialstaat hat sich ein Heer von Abhängigen geschaffen, das dank der staatlich gesteuerten Bildung  und dank der von ihm abhängigen Künstler, Wissenschaftler, Medien, Lehrer und Intellektuellen extrem wirtschafts- und  unternehmerfeindlich eingestellt ist und sich nichts mehr, als einen möglichst gut ausgebauten Nanny-State wünscht. Diese ökonomisch Ahnungslosen sind eine ideale politische Verschubmasse. Weil sie selbst die einfachsten wirtschaftlichen  Zusammenhänge nicht verstehen (wollen), kann man ihnen alles einreden, selbst den haarsträubendsten Unsinn. Etwa, dass man mit Notenpresse und Umverteilung Wohlstand, Fortschritt  und sozialen Frieden schaffen kann.

Leider ist dieses Denken nicht nur in der Bevölkerung, sondern  bis in die höchsten Politikerkreise verbreitet.  So hat Frauenminsiterin Gabriele Heinisch-Hosek vor kurzem einen Mindestlohn von 1.500 Euro fordert. Tolle  Idee. Dann haben auch Putzfrauen und Tellerwäscher endlich mehr Geld, das geben sie wieder aus und kurbeln damit die Wirtschaft an, der Staat  nimmt dadurch mehr Steuern ein und alle sind glücklich.

Warum fordert  Heinisch Hosek nicht gleich 3.000 Euro Mindestlohn?  Dann wird alles gleich doppelt so gut. Und warum haben Länder wie Haiti, Burundi oder  Bangladesch diese  bahnbrechende Idee noch nicht umgesetzt? Gäbe es mehr Heinisch Hoseks auf dieser Welt, sie wäre ein besserer und gerechterer Ort. Garantiert.

Nun ja,  die Frauenminsiterin  ist eben genau so eine ökonomisch Ahnungslose, die solche Forderungen ohne jedes Basiswissen einfach so daher sagt. Die gelernte Hauptschullehrerin kennt Privatwirtschaft in Theorie und Praxis  nur vom Hörensagen. Trotzdem bekommt sie für solche Forderungen viel Applaus, vor allem von Leuten, die entweder genau so viel  Ahnung wie Heinisch Hosek   haben und/oder die vom rezenten Umverteilungssystem leben und profitieren.

Das alles erinnert an das magische Weltbild indigener Völker. Da die Jäger- und Sammler keinen Tau von Naturgesetzen und den großen Zusammenhängen hatten,  waren sie der festen Überzeugung, mit Magie und Ritualen den Lauf der Dinge  in ihrem Sinne beeinflussen zu können. Mit allerlei Hokus Pokus versuchte man etwa für reiche Ernten und  eine gute Jagdsaison zu sorgen oder das Wetter und  die Jahreszeiten zu  beeinflussen. Man wusste es eben nicht besser.

Unsere heutigen sozialistischen Politiker in allen Parteien und die  Journalisten  könnten oder vielmehr müssten es aber wissen. Und es hält auch niemand die Bürger davon ab, sich mit Ökonomie auseinanderzusetzen. Aber so  ist es einfach bequemer. Der  Staat hat die Kohle und die verteilt er unter jenen, die mitspielen. Für die meisten ist das sehr bequem. Noch.