ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Rubriken

Archiv

Andreas Unterberger (Ideologie: Fr, 20.02.2015, 22:10)
Gebührenzahler als Geiseln eines Duells Links vs. Links

Das gibt’s nur in Österreich: Die Linke in all ihren Facetten kontrolliert nicht nur den gesamten ORF. Eine Abteilung derselben Linken spielt jetzt auch gleich selbst die Opposition zum ORF! Bürgerliche, Rechte, Liberale, Konservative – die haben alle in diesem Scheinkampf nicht vorzukommen, weder als Akteure noch als Opposition.

Absurdes Theater. Fink und Fliederbusch. „Lasst mich den Löwen auch spielen.“ Literarische Vorbilder für diese Groteske gibt es genug.

Im Grund kann man über die Gründung eines „Vereins der Gebührenzahler und Gebührenzahlerinnen“ ja nur hellauf lachen (auch schon wegen der Gender-Holperei im Namen). Denn dieser Verein hat ungefähr so viel mit den Gebührenzahlern und deren Interessen zu tun, wie die Beamtengewerkschaft mit den Interessen der Steuerzahler. Der Verein ist vielmehr eine reine Tarnorganisation der Ö1-Lobby und damit der Linksaußen-Kulturschickeria, die gar nicht daran denkt, wirklich auch nur ein einziges Interesse der Gebührenzahler zu vertreten.

Denn deren Interessen können logischerweise nur zweierlei sein:

 

 

  • Abschaffung der Gebühren;
  • oder Aufteilung der Gebühren durch eine unabhängige Behörde auf alle österreichischen Radio- und Fernsehsender, soweit diese ein um ideologische Objektivität, kulturelle Vielfalt und intellektuelle Mindeststandards bemühtes Qualitätsprogramm bieten.

Diese Initiative vertritt hingegen kein einziges Gebührenzahler-Anliegen. Sie versucht vielmehr die Gebührenzahler als Geisel für ihre persönliche Anliegen zu nehmen: für den Kampf gegen eine Übersiedlung des Funkhauses und für die „Identität“ von Ö1.

Das zweitgenannte Ziel heißt im Klartext: Die Vereinsgründer wollen garantiert haben, dass auch weiterhin in den Textsendungen von Ö1 (also allem Gesprochenen außerhalb der Journale) nur linksextremistische Menschen – also sie selbst und ihre Genossen – Aufträge bekommen.

Dass solches nicht gerade das Anliegen der Gebührenzahler ist, zeigen ja schon seit etlicher Zeit die im Langfristtrend stetig sinkenden Einschaltquoten. Diese sind bei Ö1 überhaupt nur noch wegen der Journale und klassischen Musiksendungen wahrnehmbar. Alle anderen Textformate auf Ö1 und FM4 werden von den Hörern total gemieden. Und inhaltlich würden wahrscheinlich manche Ö1-Akteure selbst in der KPÖ Gefahr laufen, wegen Linksabweichlertums (ja, so heißt das dort) gemaßregelt zu werden.

Auch die Übersiedlung oder Nichtübersiedlung des Funkhauses lässt 99 Prozent der Seher eiskalt. Überdies hat die ORF-Direktion viel Glaubwürdigkeit für sich, wenn sie von einer Zusammenlegung aller ORF-Sender an einen einzigen Ort deutliche Einsparungen erwartet.

Nur ein Argument der Ö1-Lobby hat eine gewisse Logik, nämlich die Vermutung, dass ein Medium inhaltlich davon profitieren könnte, wenn es im Stadtzentrum angesiedelt wäre. Und nicht auf einem Stadtrand-Hügel (oder am Ausläufer des Kahlenbergs wie mehrere Boulevard-Zeitungen). Aber dazu müsste der ORF geschlossen in die Innenstadt übersiedeln. Und das ist bei den derzeitigen Grundstückpreisen völlig undenkbar, selbst wenn es irgendwo genug Platz gäbe.

ORF-Chef Wrabetz hat die Anti-Übersiedlungsinitiativen von Betriebsrat und Kulturschickeria öffentlich kalt abgeduscht und nicht ganz zu Unrecht gefragt, ob die denn keine größeren Sorgen haben. Freilich zertrümmert Wrabetz gleich wieder alle Hoffnungen, dass es endlich auch zu einer Revidierung der katastrophalen Einseitigkeiten bei Ö1 oder FM4 kommen könnte. Denn er droht Gefährliches an: „Ö1 bleibt Ö1, FM4 bleibt FM4“.

Daher kann man nur mit einem anderen Zitat feststellen: Lasst alle Hoffnungen fahren. In allen wesentlichen Fragen abgesehen von der Übersiedlung bleibt die Volksfront also doch fest geeint. Pluralismus gibt’s nur in der Form, dass an der ORF-Spitze und im Fernsehen die SPÖ das Sagen hat, in den Radiosendern hingegen Grüne und Kommunisten.

Daher ist ein von diesen getragener „Verein der Gebührenzahler“ wirklich nur ein verspäteter Faschingsscherz. Freilich zumindest mit einem raffinierten Langfristnutzen: Denn sollten echte Gebührenzahler einmal einen solchen Verein gründen wollen, dann kann man ihnen ja immer entgegnen: „Ätsch, sind schon früher dagewesen.“

Die Linke versucht da ganz offensichtlich den Wettlauf zwischen Hase und Igel nachzuspielen. Im Märchenerzählen waren sie ja schon immer ganz gut . . .