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Werner Grotte (Fakten: Do, 29.01.2015, 22:53)
Staatsfunk als Förderer der Spielsucht

Seit dem umstrittenen Verbot der Spielautomaten in Wien per Jahresbeginn wird das Thema Glücksspiel und Spielsucht in den Medien wieder heiß diskutiert. Ein höchst interessanter Aspekt kam allerdings bisher viel zu kurz: die Beteiligung des ORF an diversen Glücksspielanbietern. Es hat sich nämlich herausgestellt, dass ausgerechnet der Staatsfunk an den lukrativen Österreichischen Lotterien (Jahresumsatz: fast drei Milliarden Euro) beteiligt ist. Mit immerhin sechs Prozent, was einem Verkaufswert von rund 40 Millionen Euro entspricht.

Die 1986 gegründete Österreichische Lotterien Gmbh umfasst dabei nicht nur relativ harmlose „Deppensteuer“-Varianten wie 6 aus 45, Euromillionen oder Rubbellose, sondern auch wesentlich problematischere Sparten wie etwa Win2Day. Dort kann man sich via Internet an klassischen Casinospielen, Themenspielen oder Pokerrunden versuchen. Natürlich mit Geldeinsatz. Eine weitere Sparte der Lottogesellschaft besteht aus sogenannten WINWIN-Outlets. Das sind kleine Spielsalons, in denen man mittels Video Lotterie-Terminals an elektronischen Lotteriespielen teilnehmen kann. Spielsucht-Experten halten letztere Angebote für hochgradig suchtfördernd.

Abgesehen von der eher unsauberen Optik des öffentlich-rechtlichen Staatsfunks ORF als Teilhaber an einem Glücksspielkonzern scheint ein anderer Aspekt noch viel problematischer: der der Berichterstattung. Wie soll ein Medienunternehmen, das solcherart kommerziell verbunden ist, zu so kontroversiellen Themen wie Glücksspiel oder Spielsucht objektiv oder gar kritisch berichten?