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Werner Reichel (Personal: So, 14.12.2014, 08:17)
Ö1 fürchtet um seine Identität

Alle Jahre wieder. Die Ö1-Mitarbeiter  jammern und protestieren öffentlichkeitswirksam. Es geht nicht um die Streichung von Arbeitsplätzen, die angeblich schlechte Bezahlung oder die schlimmen Arbeitsbedingungen. Auch nicht um nicht genehme Postenbesetzungen, diesmal ist der geplante Umzug von der schicken Wiener City auf den entlegenen Küniglberg der Grund.

„Wenn Ö1 die baulichen, räumlichen und organisatorischen Grundlagen entzogen werden“, dann wird die Identität des Senders mutwillig zerstört, warnt der interimistische Ö1-Chef Peter Klein im Namen der gesamten Belegschaft in einem Schreiben an die ORF-Geschäftsführung.

Ö1 soll Teil des geplanten Newscenters auf dem Küniglberg werden und dagegen läuft die Belegschaft Sturm. Alleine bei dem Gedanken, künftig seine Beiträge über marxistische Bewegungen in Lateinamerika oder neoliberale Politik und den Hunger in Schwarzafrika Schreibtisch an Schreibtisch mit den stets gut gelaunten „Kommerz-Flachpfeifen“ von Ö3 produzieren zu müssen, lässt ihnen kalte Schauer über den Rücken laufen.

Das ist sogar nachvollziehbar, auch die Ängste um die Senderidentität sind berechtigt, wenn Redakteure senderübergreifend Beiträge, Interviews, Reportagen und anderen Content produzieren müssen. Doch das ist nicht der Punkt.

Die viel wichtigere Frage für den Zwangsgebührenzahler ist, ob es sich überhaupt lohnt, diesen Sender mit dieser „Identität“, sprich mit seiner schweren linken politischen Schlagseite und seinen extrem hohen Kosten, in dieser Form zu erhalten. Es geht ja schließlich nicht um das Wohlbefinden und die Selbstverwirklichung der Ö1-Mitabeiter, sondern um die Hörer, die für dieses Programm Monat für Monat kräftig zur Kasse gebeten werden, was man im Funkhaus aber allzu gerne vergisst.

Ö1 bedient mittlerweile nur noch das politisch-korrekte, staatsgläubige, linke Kleinbildungsbürgertum. Die Hörerzahlen bei den unter 50jährigen sind aufgrund dieser weltanschaulichen Ausrichtung entsprechend mies. Ö1 kommt in den meisten Bundesländern gerade einmal auf ein bis drei Prozent Marktanteil (Radiotest erstes Halbjahr 2014, Montag-Sonntag, Hörer von 14-49 Jahre). Nur ihn Wien, wo diese Zielgruppe deutlich überrepräsentiert ist, schafft man es auf vier Prozent. In Vorarlberg kommt Ö1 in dieser Altersgruppe auf eine Tagesreichweite von drei Prozent. Und das eben nicht, weil Ö1 so extrem anspruchsvoll ist, wie der ORF so gerne behauptet, sondern, weil sich kaum noch jemand diese dröge linke Dauerpropaganda freiwillig antun möchte.

Die überwiegend älteren Hörer des Senders dürfte Ö1 vor allem wegen der klassischen Musik (die allerdings immer öfter durch Welt- und Popmusik ersetzt wird), aus jahrelanger Gewohnheit oder aus Mangel an Alternativen hören.

Die angeblich so hohe Programmqualität des öffentlich-rechtlichen Aushängeschildes ist nichts weiter als eine Behauptung der Ö1-Mitarbeiter, außer man hält eine schwere neomarxistische Schlagseite tatsächlich für ein journalistisches Qualitätsmerkmal. Wer hingegen objektive, unabhängige und ausgewogene Berichterstattung schätzt, für den ist Ö1 definitiv der falsche Sender.

Durch die Redaktionen und Gänge der Argentinierstraße weht noch immer der Mief der 68er. Die Angst, dass er sich im neuen Großraumbüro am Küniglberg verflüchtigen könnte, ist aber unbegründet. Denn die Kollegen von FM4 oder Ö3 mögen ihre Botschaften zwar lustiger, alternativer, jünger oder seichter verpacken, sie sind aber im Grunde die gleichen wie bei Ö1.