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Werner Reichel (Formate: Mo, 28.07.2014, 13:00)
ORF-Formel: Mehr Sender = Mehr Gebühren

Hurra, schon bald könnte uns der ORF mit einem weiteren Fernsehsender beglücken. ORF-Chef Alexander Wrabetz denkt jedenfalls über einen neuen TV-Kanal nach. Nach ORF Sport plus und ORF lll will er jetzt eine Art Bundesländer-TV in die Welt setzen. Wrabetz im Interview mit dem Standard: „Ein Sender für regionalen Content - der aber natürlich ähnlich wie ORF 3 sehr stark Archivschätze nützen würde, kombiniert mit Aktuellem. Sicher unterhaltlicher als ORF 3."

Übersetzung: Eine weitere Abspielstation für schon etwas ranzig gewordenes Archivmaterial in Kombination mit der Zweitverwertung von Beiträgen aus den Landesstudios. Ein echter Quotenhit! Zumal ORF-Archivmaterial in der hauseigenen TV-Thek wesentlich besser aufgehoben wäre. Sie könnte, wenn gut befüllt, solche anachronistischen Abspielkanäle völlig überflüssig machen.

Auch jetzt schon halten sich die Zuschauerzahlen von ORF lll in äußerst überschaubarem Rahmen. Während also das Interesse der Österreicher am TV-Angebot des ORF immer weiter zurückgeht, die Marktanteile und damit auch die Werbeeinnahmen sinken seit Jahren, plant der ORF einen neuen Sender nach dem anderen. Wozu?

Die sinkenden Werbeeinahmen müssen schließlich mit steigenden Gebühreneinnahmen kompensiert werden.

Entwicklung der Gebühreneinnahmen und der Netto-Werbeerlöse von 2000 bis 2012

 

(Quelle: Statistik Austria)

Und dazu braucht man die neuen TV-Angebote als Argumentationshilfe. Die großen deutschen öffentlich-rechtliche Anstalten haben es vorgemacht. Mit immer neuen Kanälen haben sie ihr Angebot über die Jahre immer weiter aufgebläht. Um gleich danach erneut die Hand aufzuhalten.  Wer so viele wichtige Programme produziert (Stichwort: „Demokratieabgabe“), der braucht schließlich auch ganz viel Gebührengeld. Ein ewiger Kreislauf mit einem Nutznießer: die Belegschaft der Staatssender. Billig produzierte Spartenkanäle mit wenig Publikum als Rechtfertigung für ständig neue Gebührenerhöhungen.

Dazu kommt noch ein angenehmer Nebeneffekt. Solche Sender eigenen sich hervorragend als öffentlich-rechtliche Feigenblätter. Mit ORF sport plus kann man ORF1 und 2 inhaltlich entrümpeln und die quotentechnisch ungeliebten Sportarten abseits von Fußball, Skifahren und Formel1 abschieben. Man lagert öffentlich-rechtliche Inhalte in den Quotenkeller aus. Selbiges gilt für die Hochkultur und ORF lll. Dass beide Sender nur wenige Zuseher haben, stört den ORF nicht. Es geht - wie so oft - auch gar nicht ums Publikum, sondern um strategische Interessen und den eigenen Vorteil.