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Werner Grotte (Öffentlich-rechtlich: Mo, 23.06.2014, 01:37)
ORFsche Sprachver(w)irrung

Kleines Wortspiel gefällig? – Was haben folgende Begriffe gemeinsam: Hypo-Task-Force, Workshop, Ranking, Red Carpet, Ballroom, Tickets, Events, Protestcamp, Deal, Top-Unternehmer, Award, Heimatsound, geoutet, Reendering in die Online-Charts, Qualifying, Hot Spot, Hotline, Höhlen-Community, Ö3-Megachallenge, Opener, Beats, Song, Voting, WM-Feeling, Turntables, Ö3-Playlist, gepostet, Tribute-Veranstaltungen, Memorial u.v.m. ? Es ist nicht schwer zu erraten – genannte Begriffe wurden in jüngster Zeit von ORF-Moderatoren oder -Redakteuren kreiert, wobei sich Ö3 dabei ganz besonders hervortut.

Denkt man ein paar Jahre zurück, so gab es noch die ganz normale Qualifikation vor dem Autorennen, heute muss es, warum auch immer, Qualifying heißen. Auch die gute, alte Direktübertragung hat ausgedient, alles ist nur noch "live". Warum die Promis bei Veranstaltungen wie Oscar-Veleihung oder Opernball nur noch über den Red Carpet schreiten, bleibt ebenso ein Mysterium wie der Ballroom der Nation bei den Dancing Stars, der ja gar keiner ist, nicht einmal auf Deutsch.

Apropos Deutsch: Der ORF kümmert sich auch darum, nur leider nicht um das österreichische, sondern um das piefkinesische Deutsch. Da wird – derzeit etwa im Fußball – fröhlich dagegen gehalten, statt bisher heißt es immer öfter bislang, da spielt man drei Hits am Stück (natürlich auf Ö3), Diesel wird geklaut statt gestohlen – und zeitweise fällt am Schluss sogar ein Tschüss. In diesem Zusammenhang von der Erfüllung eines Bildungsauftrages zu sprechen wäre geradezu frivol.

Die Frage ist – wie so oft bei linken Initiativen – cui bono? Wem nützt die Demolierung, das Vermischen und teilweise Ersetzen unserer Sprache? Ist das die zweite Schiene, parallel zum ungehemmten Ausländer-Zuzug, um alles böse Nationale, um über Jahrhunderte gewachsene Tradition, Kultur und Identität im Eiltempo zu zerstören? Aber warum – und vor allem, was kommt dann? Multi-Kulti zwangsweise für alle? Sind sich die Betreiber sicher, dass die Mehrheit der Österreicher das will? Oder wartet man nur noch ab, bis echte Österreicher – wie teilweise schon in Wien – nur noch Minderheiten sind?

In manchen Fällen ist es wohl auch einfach nur Dummheit; das Nachplappern oder Erfinden vermeintlich „cooler“ Begriffe, mit denen man sich von scheinbar hausbackenen Konkurrenten, etwa in den Landesstudios, abheben möchte. Das Magazin News hatte dazu vor drei Monaten eine passende Titelgeschichte mit der treffenden Schlagzeile „Red net so deppert“ am Titelblatt (das im ORF wohl Cover heißen würde). „Schluss mit Tschüss, Sahne, lecker. Wissenschaftler warnen: Wir sprechen schon wie die Deutschen“, lautete der Untertitel. Unter tausend typisch österreichischen Ausdrücken konnte man dann eine Wortpatenschaft übernehmen. Dazu würde einem noch viel eher das Wort Bildungsauftrag einfallen, nur dass News eben kein öffentlich-rechtliches Organ ist.

Was die Deutschen betrifft, so verlieren diese durch die hiesige Sprachverschiebung einen wichtigen Grund, nach Österreich auf Urlaub zu fahren. Lokalkolorit, Tradition und Dialekt sind die Haupt-Besuchsgründe vieler Touristen. Wenn das Ösi-Idiom aber klingt wie aus der deutschen Werbung, wird man wohl lieber nach Italien weiterfahren – oder gleich daheim bleiben. Da hört man das Werbedeutsch billiger.