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Kurt Ceipek
 

Der ORF setzt jetzt zumindest im Hörfunk zur ganz dicken Reform an, verriet Ingrid Thurnher, ORF-Radiodirektorin seit Jahresbeginn 2022, in einem umfangreichen Interview mit der Tageszeitung „Der Standard“. Vor allem der umstrittene Informations- und Kultursender Ö1, die Hörfunk-Cashcow Ö3 und der von einer winzigen aber streitlustigen Zuhörerschaft getragene Jugendsender FM4 sollen gründlich reformiert werden.

Für den linksextremen Jugendsender FM4 hat Frau Thurnher schon eine Zielrichtung ausgegeben: Daraus könnte „ein junges Ö3“ werden. Damit folgt man einer Kritik des ORF-Stiftungsrates, der bemängelt, dass es an einem zugkräftigen Angebot für jüngere Zielgruppen fehle. Der Wunsch nach einer Reform von FM4 hat übrigens unverzüglich heftigen Widerstand bei Freunden dieses Senders ausgelöst, wie das bei fast allen Reformversuchen im ORF der Fall ist.

Wer als Radiohörer in Österreich was wann hören will, will der ORF in einer Marktstudie ermitteln, die sicher eine unglaubliche Geldlawine verschlingen wird, die sich nur ein zwangsgebührenfinanzierter Sender leisten kann.

Am interessantesten für politisch interessierte Hörer ist die anvisierte Reform des Informations- und Kultursenders Ö1, der mit Morgen-, Mittags- und Abendjournalen eine relativ große Hörerschar anlockt. Vor allem am Morgen hätte Ingrid Thurnher dabei lieber „mehr Content und weniger Köchel-Verzeichnis“.

„Wird das ein Morgenjournal von 6:00 bis 8:30 Uhr?“ argwöhnte der Standard. Frau Thurnhers fast ein wenig beunruhigende Antwort: „Es wird nicht alles aus der Information kommen. Da gibt es Wissenschaft, Kultur, digitales Leben – all diese Bereiche sollten in der Frühschiene einen Platz haben. Das entwickeln wir gerade“ und fügte hinzu: „Lange wird es nicht mehr dauern.“

Dass der ORF sich endlich zu gründlichen Reformen durchringen will, wäre grundsätzlich lobenswert. Viele Reformansätze zerschellen aber schon sehr bald am Widerstand der selbstbewussten und streitbaren ORF-Mannschaft. Dort ist man mit dem, was man an Programm produziert, und an dem, was man damit als Einkommen erzielt, durchaus zufrieden und viele sogar glücklich.

Immer mehr ORF-Hörer und Zwangsgebührenzahler sind damit aber nicht zufrieden. Nach wie vor ist die Mehrheit der Österreicher eher bürgerlich-konservativ orientiert, während der ORF ein fast ausschließlich linkes Programm produziert, das bürgerlich-konservative Hörer vertreibt. Um das zu erkennen bedarf es keiner aufwändigen „Audiomarktstudie“.

Der Marktanteil des einstigen Monopolisten und Alleinherrschers im Hörfunk- und Fernsehmarktes ist mittlerweile bei einem mageren Drittel angekommen, wobei der Markt immer kleiner wird. Vor allem die jungen Österreicher nehmen den ORF kaum noch wahr und bevorzugen das Unterhaltungs- und Informationsangebot aus dem Internet.

Das entscheidende Element einer Reform hat vor kurzem der Chefredakteur der angesehenen deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“ Giovanni di Lorenzo formuliert, der im Grunde  öffentlich-rechtlichen Rundfunkriesen höchst wohlwollend gegenübersteht. Er schlug vor, in den Redaktionen der völlig linkslastigen gebührenfinanzierten Sender neben den dort herrschenden linken Journalisten auch konservativ-bürgerliche Berufskollegen zu Wort kommen zu lassen. Das ist derzeit zumindest in den deutschsprachigen Radiosendern so gut wie nie der Fall. Und die linken Journalisten werden von vielen Gebührenzahlern eher als linke Aktivisten wahrgenommen.

Gelingt es nicht, im ORF wieder die gesetzlich vorgeschriebene Ausgewogenheit und Objektivität in der politischen Berichterstattung zu verankern und glaubhaft umzusetzen, dann werden alle Reformversuche erbärmlich verpuffen und die Talfahrt des ORF weitergehen. Und wenn der ORF einmal nur noch 25, 20 oder 10 Prozent Marktanteil hat, werden sich die entscheidenden Politiker dazu durchringen müssen, die ORF-skeptischen Österreicher von der GIS-Zwangsgebühr zu befreien. Der völlig verzerrten Wettbewerbsungleichheit in der österreichischen Medienwelt kann das nur gut tun.