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Werner Reichel
 

Stell dir vor, du produzierst eine teure und aufwendige TV-Show und kaum jemand sieht zu. Wenn man, wie der ORF, von Zwangsgebühren lebt, kann einem das egal sein. Den Quoten-Flop zahlt ohnehin der Bürger. Ob er will oder nicht.

Vergangene Woche startete der ORF eine neue Staffel seines öffentlich-rechtlichen Karaoke-Singens für Jugendliche, genannt „Starmania“. Die Show ist, wie ihre Präsentatorin Arabella Kiesbauer, in die Jahre gekommen. „Das Warten hat ein Ende – endlich ist es wieder so weit: ‚Starmania‘ kehrt mit einer spannenden neuen Staffel auf die Bildschirme zurück!“, verkündet der ORF euphorisch. Gewartet hat kaum jemand. Gerade einmal rund 400.000 Österreicher sahen sich den Showauftakt an. 400.000 ist eine Dimension, die bereits ein durchschnittlicher YouTuber ohne nennenswertes Produktions-Budget erreichen kann. Der ORF ist hingegen eine milliardenschwere Anstalt mit tausenden Mitarbeitern.

Kurz bevor der staatliche Linksfunk die erste Folge von „Starmania 22“ ausstrahlte, verkündete RTL, dass er das „Supertalent“, ebenfalls eine einst erfolgreiche Castingshow, aus seinem Programm werfen werde. Das Supertalent floppte vergangenen Herbst fürchterlich. Sechs Prozent Marktanteil in der Eröffnungsfolge. In früheren Zeiten, mit Dieter Bohlen als Juror, erreichte die Show rund 30 Prozent.

Auch das Wettsingen „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS), das deutsche Pendant zu Starmania, schwächelt. Nur noch 2,65 Millionen wollten die Auftaktshow der neuen Staffel vor wenigen Wochen sehen. Nach zwanzig Jahren – die erste Starmania-Staffel lief 2002 – ist dieses TV-Format in unseren Breiten durch. Rund 400.000 Zuseher beim Auftakt von „Starmania 22“ ist eine Bankrotterklärung für diese Show. Zumal die erste Folge in der Regel die höchsten Quoten erreicht, danach geht es von Folge zu Folge weiter bergab.

Was der ORF für Starmania ausgibt, ist ein gut gehütetes Geheimnis. Aus gutem Grund. Denn der finanzielle Aufwand steht in keinerlei Verhältnis zu den Zuschauerzahlen, mit dem öffentlich-rechtlichen Auftrag hat diese Show ohnehin kaum etwas zu tun.

Mangels eigener Ideen und kreativer Köpfe nudelt der ORF ein bereits verbrauchtes TV-Format weiter durch, bis er erneut ein erfolgreiches internationales Format abkupfern kann. Irgendwie muss er ja seine Programmflächen füllen.

Darunter zu leiden haben nicht nur die Gebührenzahler, sondern vor allem die jungen Kandidaten. Sie glauben den Versprechungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks („Star“-Mania), durch die Show zu einem gefeierten Popstar werden zu können. Der ORF schafft es aber nicht einmal, ein ausreichend großes Publikum vor den Fernsehgeräten zu versammeln und genügend Aufmerksamkeit für die jungen Sänger zu generieren. Und das sind nun mal die Voraussetzungen, um ein „Star“ zu werden. Auf die jugendlichen Teilnehmer warten weniger Ruhm, Ehre und Hitparaden als Frust und Enttäuschung. Und das ist sicher weder im Sinne des öffentlich-rechtlichen Auftrags noch der Gebührenzahler.