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Werner Reichel
 
Ö1: Hauptsache, dem Rudi geht es gut

Nachdem unser Rudi aus dem Krankenstand zurück ist, gibt er als Erstes Ö1 ein Interview. Die Damen und Herren vom Staatsradio waren schon sehr gespannt darauf, was Anschober zur Kritik der ÖVP sagen würde, dass das Gesundheitsministerium beim Impfmanagement schwere Fehler begangen habe.

Wobei man bei Ö1 nicht von Kritik spricht, sondern nur davon, dass die ÖVP über ihn hergezogen sei, von einem Rundumschlag von Sebastian Kurz. Ö1 interessiert auch nicht, ob die Kritik der ÖVP berechtigt ist, und wie Rudi die Vorwürfe entkräftet. Das braucht er nicht bei diesem Wohlfühlgeplaudere. Rudi und der Ö1-Journalist sind sich einig, dass der Job des Gesundheitsministers ein ganz, ganz, ganz schwerer ist. Gemeinsam drückt man auf die Mitleidsdrüse.  Es geht in dem Gespräch nur darum, wie sich der Rudi jetzt fühlt und ob er "böse" auf die ÖVP sei.

Dass unser Rudi keine Fehler begangen hat, steht für den Ö1-Interviewer ohnehin außer Zweifel. Deshalb konzentriert er sich auf das Befinden und die Gefühle des grünen Corona-Helden.

Dass während des Gesprächs zufällig und nebenbei herauskommt, dass die ÖVP mit ihren Vorwürfen recht hat, weil der Spitzenbeamte, dessen Suspendierung Kurz fordert, laut Anschober eigenmächtig gehandelt und zu wenig Impfstoff bestellt hat, wird von Ö1 nicht einmal ignoriert.

Auch Rudi ist es egal, der Mann wird nicht suspendiert, sondern bekommt nur neue Aufgaben im Ministerium. Was bei einem ÖVP-Minister ein Skandal wäre, löst im Falle von Rudi bei Ö1 nicht einmal ein Achselzucken aus.

Kein Interesse zeigt Ö1 auch, warum Österreich beim Impfen zu den europäischen Schlusslichtern zählt. Womit ein enormer Schaden für Wirtschaft und Gesellschaft entsteht. Anschobers irrwitziger Gesetzesentwurf, wonach Treffen von mehr als vier Personen meldepflichtig werden sollen, wird ebenfalls nicht angesprochen. Ist auch nicht wichtig, Hauptsache, der Hörer weiß jetzt, wie es unserem Rudi geht. Ö1 ist eine Art „Neue Post für die Frau“ für Linke.

Massenarbeitslosigkeit, Pleitewelle, Bildunsgdesaster, Impfversagen, Einschränkung der Grundrechte? Alles nicht so wichtig.  Hauptsache der Rudi fühlt sich wohl, weil er doch eh so arm und immer krank ist.