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Werner Reichel
 

Was für herrliche Fernseh-Bilder an diesem hochsommerlichen TV-Abend. Kühles Nass in Großaufnahme. Darin plantschende Kinder. Eine freudig erregte Fernsehsprecherin: „Abkühlung statt Asphalt. Beim Gürtel herrscht heute bei 30 Grad Freibadstimmung.“ Für die sogenannte Freibadstimmung müssen eine Handvoll Hanseln sorgen, die auf einem grünen Plastikrasen neben einem Minischwimmbecken herumstehen. Wie viele Badegäste freiwillig da sind, man weiß es nicht. Wenn die Partei ruft …

Der erste begeisterte Badegast, der vor der ORF-Kamera für das Planschbecken am Gürtel werben muss, ist etwas übermotiviert und sehr aufgeregt. Wenn der jemals ein echtes Schwimmbad wie am Schafberg oder im Gänsehäufel sieht, bekommt er glatt einen Herzkasperl. Authentisch ist etwas anderes. Auch die anderen abgefilmten Gäste sind dermaßen von dem Mini-Becken begeistert, in das übrigens maximal sechs Personen dürfen, als hätten sie zum ersten Mal einen Pool aus nächster Nähe gesehen.

Auch der sogenannte Hotelbus, ein ausrangiertes Fahrzeug der Wiener-Linien, das neben dem Planschbecken parkt, wird vom ORF angepriesen. Der dazu interviewte Hotelgast meint: „Ich werde den Bus sichern so gut ich kann und versuchen, nicht aufs WC zu müssen.“ Das klingt nach einem tollen Urlaub und einer Menge Spaß. Seine letzten Ferien hat der gute Mann vermutlich in Kabul verbracht. Nächstes Jahr geht es nach Bagdad.

Womit er den Bus mitten am schönen Gürtel sichert, mit Flinte oder Dobermann, erfährt der Zuseher leider nicht mehr, denn da ist schon die vor allem bei Autofahren, Pendlern und arbeitenden Menschen überaus beliebte Vizebürgermeisterin Birgit Hebein im Bild. Diesmal nicht auf einer PKK-Demo, sondern bei der Einweihung eines Planschbeckens. Ja, die gute Frau weiß, was die Wiener wollen und was sie sich von Politikern erwarten. Auch Hebein ist – so wie ihre ORF-Redakteure - von dem Mini-Pool regelrecht überwältigt. Der ist schließlich noch toller als die vom ORF viel beworbenen öffentlichen Wasserzerstäuber.

Und weil unser öffentlich-rechtlicher Gebührenfunk bekanntlich ein objektives und hochseriöses Qualitätsmedium ist, kommen auch Gegenstimmen zu Wort. Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp darf nach den Lobeshymen als blauer Miesepeter einen Satz ins Mikro sagen. Auch eine angefressene Autofahrerin, die sich dabei verhaspelt. Von den rotgrünen Planschbecken-Claqueuren hat das niemand getan. Reiner Zufall.

Ach ja, dass das rotgrüne Leuchtturmprojekt für Wiener Verhältnisse ein Schnäppchen ist und „nur“ 150.000 Euro für drei Wochen kostet, wird vom ORF lobend erwähnt. Auch wenn man diesmal auf magische Schutzringe im Wert von 95.000 Euro verzichtet haben sollte, würde man sich doch einen ORF-Faktenchecker wünschen, der nachschaut, ob und was da so an Kosten ausgelagert worden ist.

Und weil die Redakteurin auf der Publizistik-FH gut aufgepasst hat, endet der Beitrag mit: „Ein Projekt, das trotz kühlendem Wasser wohl niemanden kalt lässt.“ Sehr brav.