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Werner Reichel
 

Seit die Corona-Epidemie in Österreich ausgebrochen ist, warnen der gestrenge Herr Polizeiminister, die Justiz- und die Frauenministerin gemeinsam mit diversen Frauenexpertinnen und dem ORF vor einem dramatischen Anstieg der Gewalt gegen Frauen. „Die Krise ist kein Freibrief für häusliche Gewalt. Wir gehen mit aller Härte gegen jeden vor, der Frauen und Kinder angreift“, so Frauenministerin Raab im März. Und Justizministerin Zadic drohte gar, sie werde von ihren Sonderermächtigungen Gebrauch machen. Bereits zweit Tage vor der Pressekonferenz hatte der ORF den medialen Warm-Upper für das Ministerinnenduo gemacht und getitelt: Öfter häusliche Gewalt in Quarantäne“.

Das war nur eine reißerische Fake-News-Headline, denn die häusliche Gewalt ist nicht gestiegen, wie man dem ORF-Artikel entnehmen kann: „Frauenschutzeinrichtungen befürchten einen Anstieg körperlicher und sexueller Gewalt an Frauen in der Isolation.“ Man befürchtet! Und weiter: „Wir nehmen aber an, dass die Häuser jetzt schnell voll werden und wir Ausweichquartiere finden müssen.“

Der ORF hat ganz im Sinn der Regierung eine Art Medien-Kampagne gegen häusliche Gewalt gestartet und immer wieder berichtet, dass die Gewalt gegen Frauen schon sehr bald steigen werde. So eigenartig und abwegig es klingen mag, aber hier scheint vor allem der Wunsch die Mutter des Gedankens gewesen zu sein. Die linken Expertinnen und der ORF hoffen, dass sich ihre klischeehafte Vorstellung erfüllen und damit ihr simples Weltbild bestätigt wird.

Und wie so oft hält sich die Realität nicht an das linke Drehbuch, weshalb man eben die Realität an das Drehbuch anpassen muss. Wozu hat man denn den ORF. Der fährt vor wenigen Tagen gleich den UNO-Chef auf und titelt: „Antonio Guterres hat vor einer ‚schrecklichen Zunahme‘ häuslicher Gewalt während der Coronavirus-Pandemie gewarnt“ . In einem weiteren Artikel versucht der ORF das Thema am Kochen zu halten: „Mit den Ausgangsbeschränkungen wegen der Coronavirus-Pandemie ist häusliche Gewalt Thema geworden.“

Auch dieser Satz ist bewusst irreführend formuliert. Die häusliche Gewalt ist nicht etwa Thema, weil sie signifikant zunehmen würde, sondern weil sie der ORF und die Regierung permanent zum Thema machen. Und sei es nur deshalb, damit auch die blasse Frauenministerin zu ihren regelmäßigen Corona-Auftritten vor der versammelten Presse kommt.

Auch die Justiz- und die Frauenministerin wollen bei der Krisenbekämpfung glänzen und die Corona-Epidemie für ihre Zwecke nutzen und instrumentalisieren. Selbst dann, wenn die häusliche Gewalt aufgrund der Ausgangsperren nicht und nicht steigen will. Politiker laufen ja bekanntlich immer dann zur Hochform auf, wenn sie Probleme lösen, die sie sich selbst ausgedacht haben: „Zahlen zeigen einen leichten Anstieg der Fälle, aber schon dieser alarmiere, hieß es am Sonntag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz von Innenminister Karl Nehammer und Frauenministerin Susanne Raab (beide ÖVP). Das Angebot für Betroffene wurde verstärkt.“ Frau Raab und Herr Nehammer lösen für uns Probleme, die wir gar nicht haben. Danke.

Aber mit etwas Kreativität und dem ORF kann man die Realität den politischen Erfordernissen entsprechend anpassen und Probleme wie ein Kaninchen aus dem Zylinder herbeizaubern. Der ORF Steiermark zeigt, wie das geht: „Trotz Ausgangsbeschränkungen verzeichnet das Gewaltschutzzentrum Steiermark nach Zahlen derzeit keine Zunahme an häuslicher Gewalt, sondern das Gegenteil“, ist da zu lesen. Und die Chefin der steirischen Frauenhäuser jammert: „Frauenhäuser sind momentan nur zu 70 Prozent ausgelastet.“

Was also tun? Man behauptet einfach, es sei ein „Trugschluss“, dass die Gewalt nicht steigen würde. In Wahrheit ist es so, wie man es seit Wochen medial verkündet. Ganz sicher.

Wegen der Corona-Viren würden bedrohte oder geschlagene Frauen nämlich nicht bei den Frauenhäusern oder anderen Anlaufstellen anrufen, so eine Expertin. Dafür gibt es zwar keinerlei Anhaltspunkte, das klingt auch alles andere als schlüssig, aber das ist egal. Hauptsache, in der linken Schrebergartenwelt ist wieder alles so, wie es sein soll: Frauen sind immer Opfer, Männer immer Täter und türkisgrüne Politiker unsere Retter.

Sie alle scheinen zu hoffen, dass endlich ein paar Machos ausrasten, damit man die Schlagzeilen hat, die man seit Wochen ankündigt, und dass die viele Berichte, Maßnahmenpakete, Kampagnen und Sonderermächtigungen etc. nicht umsonst waren.