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Kurt Ceipek
 

Folgende Diskussion könnte bei der Redaktionsbesprechung für die Zeit im Bild 1 am Samstag den 18. April  zu hören gewesen sein.

 Redaktionsleiter: Oiso gemma's an. Was is für die heutige ZiB am wichtigsten.

Einer von vielen Redakteuren: Der Chef meint, am wichtigsten ist, dass wir heute dem Rechnungshof eine auflegen.

Redaktionsleiter: Wieso? Was is passiert?

Ein Redakteur: Haben Sie nicht gehört? Der Rechnungshof hat gestern den ORF in aller Öffentlichkeit heftig kritisiert.

Redaktionsleiter: Na, hob i net mitkriagt. Ich schau ja nur die ZiB 1 und da war gestern nix vom Rechnungshof.

Ein Redakteur: Aber im Mittagsjournal war ein kurzer Beitrag dazu.

Redaktionsleiter: Warum soll i ma des anhearn? Do heart doch eh kana zua.

Ein Redakteur: Und in ORF.at haben wir es auch gebracht.

Redaktionsleiter: Des interessiert mi normalerweis a net. Aber zur Sache. Wos hot da Rechnungshof gstänkert?

Ein Redakteur: Die haben der Öffentlichkeit einen Prüfbericht über den ORF-Neubau präsentiert und gemeint, dass da ziemlich viel in die Hose gegangen ist. Die ORF-Führung sei bei einem 300-Millionen-Projekt orientierungslos gewesen.

Redaktionsleiter: Oiso des geht ja wirklich net. Was büldn si de ein?

Ein Redakteur: Naja, die machen auch nur ihre Arbeit. Und der Bericht war halt fertig. Die sind ja auch öffentlich-rechtlich, oder so irgendwas.

Redaktionsleiter: Dass de rechtlich san, is ja in Urdnung, aber deswegn miassns ja net glei damit öffentlich wern. Des hätt ma ja sicher a ohne Öffentlichkeit regeln können. Hamma ja früher a net anders g'macht.

Ein Redakteur: Sowieso. Aber der Bericht hat unsere Chefetage ordentlich geärgert.

Redaktionsleiter: Alles kloar. Wia woll ma die Retourkutschn gegen den Rechnungshof anlegen? Ihr habt's ja sicha scho was vorbereitet.

Ein Redakteur: So isses Herr Chef. Wir haben da im Archiv etwas ausgegraben, das jetzt besonders gut passt, mit Corona und so.

Redaktionsleiter (vergnügt): Des Archiv is die Rache des Schurnalistn. Um wos geht's?

Eine Redakteurin: Der Rechnungshof hat vor Jahren kritisiert, dass die Intensivbetten in den österreichischen Spitälern zu viel und zu teuer sind.

Redaktionsleiter: Super! Daraus mach ma die Spitznmöldung. Tuat's as urndlich aufmascherln. Und legt's eana a feste auf.

Ein Redakteur: Machen wir. Aber als Spitzenmeldung wäre nicht so gut. Da würden manche erkennen, dass da irgendeine Absicht des ORF dahinter stecken könnte.

Redaktionsleiter: Oiso guat, dann halt an zweiter Stöll. Oba die Anmoderation muass a schoaf sei. Wer modariert?

Ein Redakteur: Die Höggerl.

Redaktionsleiter: Des is guat, die kann des fost so guat wia da Tarek. Und wos wird's sogn?

Eine Redakteurin: Dass der Rechnungshof immer wieder die Einsparung teurer Spitalsbetten gefordert hat. Jetzt sind genau diese Betten ein Segen. Und im Text zur Meldung wird gesagt, dass es ein Glück war, dass die Politik die Vorschläge des Rechnungshofes nicht umgesetzt hat.

Redaktionsleiter: Oiso anders g'sagt, dass der Rechnungshof öfter amoi an Bledsinn daher red't. Dass ma desweg'n a die Kritik am ORF net  so ernst nehman muass, weu da Rechnungshof liegt öfta amoi danebn.

Ein Redakteur: Es wird auch darauf hingewiesen, dass diese Fehleinschätzung für den Rechnungshof sicher künftig Folgen haben wird.

Ein anderer Redakteur: Aber die Gefahr, dass manche Leute vermuten könnten, dass es sich bei dieser Meldung um eine Retourkutsche des ORF gegen den Rechnungshof handeln könnte, die sehe ich schon.

Redaktionsleiter: Des spü't ka Rolle. Nachdem die meist'n ZiB-Schauer eh nur ZiB schau'n und sonst nix, hams ja gestern von uns keinen Ton zur Rechnungshof-Kritik am ORF g'hört. Die ORF-Kritik am Rechnungshof ist dann im Zusammenhang mit der Corona-Krise eine journalistisch korrekte und für das Land und seine Menschen bedeutsame Kritik an der Fehleinschätzung einer wichtigen und früher hoch angesehenen österreichischen Institution. Von Retourkutsche kann da keine Rede sein. An die Oabeit!