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Werner Reichel
 

Unser Linksfunk hat zwei Kernkompetenzen: Skiübertragungen und linke Propaganda. Auf diesen beiden Gebieten ist er weltmeisterlich, kann auf jahrelange Erfahrung zurückgreifen. Wo es hingegen seit jeher gewaltig hapert, ist die Wirtschaftsberichterstattung. Hier fehlt es den Redakteuren an grundlegendem Wissen, selbst einfachste Zusammenhängen werden nicht begriffen. Über die Brechtschen Binsenweisheit: „Reicher Mann und armer Mann, standen da und sahen sich an, und der Arme sagte bleich, wär ich nicht arm, wärst Du nicht reich“, ist man beim ORF intellektuell nie hinausgekommen.

Hier reden Blinde von der Farbe. Weshalb die Wirtschaft in der ORF -Information eine untergeordnete Rolle spielt, sieht man vom täglichen Klassenkampf auf Ö1 ab, wo man seit Jahren für Planwirtschaft, heute unter dem Namen Gemeinwohlökonomie bekannt, propagiert. Ökonomie ist für den ORF ein spanisches Dorf. Was nicht weiter verwundert. Wie heißt es treffend: Würden Sozialisten etwas von Ökonomie verstehen, wären sie keine Sozialisten.

Das ist der Grund, warum man zwar rund um die Uhr über die Corona-Epidemie berichtet und tagtäglich die Rudi-faktenbasiert-Anschober-Doku-Soap ausstrahlt, dabei aber die wirtschaftlichen Folgen dieser Epidemie stark vernachlässigt. Obwohl sie dramatisch sind und  nicht nur zugesperrte Tourismusbetriebe und freischaffende Künstler ohne Aufträge betreffen, wie der ORF heute berichtet. Wo bleiben die Experten, und damit sind nicht TV-Plaudertaschen und Alles-Erklärer wie Peter Filzmaier gemeint, die die Bürger drauf vorbereiten, was da auf sie, auf Österreich und auf Europa aller Wahrscheinlichkeit nach zukommt

Durch den Shut-Down werden Logistik- und Handelsunternehmen pleitegehen. Lieferketten werden unterbrochen, Produktionsstätten stehen still, sogenannte Zombieunternehmen, die dank der unverantwortlichen Finanzpolitik in der EU je nach Land zwischen 10 und 30 Prozent aller Unternehmen ausmachen, werden die Krise nicht überstehen und europaweit Hunderttausende Arbeitslose produzieren. Der Supply-Shock und die krisenbedingt sinkende Nachfrage werden zu einer massiven Rezession führen, was auch die Banken- und Finanzwirtschaft massiv betrifft. Die hochverschuldeten EU-Staaten werden nicht mehr in der Lage sein, sich Geld zu beschaffen, ja nicht einmal die laufenden Verbindlichkeiten zu bedienen, sie schlittern in den Staatsbankrott, zumal auch die EZB ihr Pulver längst verschossen hat.

Es kommt also einiges auf uns zu. Bereits jetzt, am Anfang der Krise stehen die Zeichen auf Sturm. Die Autoindustrie fährt die Produktion auf null, Magna Steyr mit seinen Tausenden Arbeitsplätzen stellt den Betrieb vorübergehend ein, an nur einem Tag haben sich beim AMS 16.000 neue Arbeitslose gemeldet, die Preise für Erdöl und Industriemetalle sind aufgrund der geringen Nachfrage abgestürzt etc.

Angesichts solcher Entwicklungen sind die Ankündigungen und Maßnahmen der Regierung so lächerlich wie die ORF-Wirtschaftsberichterstattung. Dass wir zuhause bleiben und uns die Hände waschen sollen, haben wir vom ORF mittlerweile oft genug gehört, man könnte sich daneben auch verstärkt den wirtschaftlichen Folgen dieser Krise widmen, von denen die meisten Menschen mindestens so betroffen sind wie von dem Virus, außer man arbeitet bei einem Zwangsgebührensender. Man könnte auch echte Wirtschaftsexperten, und nicht nur tanzende Hobbyökonomen, in den ORF einladen. Es gibt in Österreich einige herausragende Wirtschaftswissenschaftler abseits linker TV-Dampfplauderer á la Stephan Schulmeister, etwa einen Rahim Taghizadeghan.

Doch über seinen sozialistischen Tellerrand kann und will der ORF selbst in Krisenzeiten nicht hinausblicken. Erst nachdem all die schon jetzt absehbaren dramatischen Folgen eingetreten sind, werden es die ORF-Allround-Experten schon immer gewusst haben.

Übrigens könnte der ORF angesichts der schweren Zeiten, die auf weite Teile der Bevölkerung zukommen, ein Zeichen der Solidarität setzen und für die nächsten Monate auf seine Gebühren verzichten. Schließlich verdienen ORF-Mitarbeiter weit über dem Branchenschnitt. Jetzt könnten sie sich angesichts der Krise dafür erkenntlich zu zeigen. Aber vermutlich ist beim ORF-Geldbörserl Schluss mit dem „Team Österreich“.