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Niklas G. Salm
 

Wenn mal wieder ein Tag mit viel Zeit hinter dem Steuer auf dem Programm steht, folgt auch meist die Frage: Sind wir heute mutig, oder nicht? Sind wir heute robust, oder nicht? Wollen wir uns heute wieder umerziehen lassen, oder nicht? Der Verstand sagt dann meist, lass es - und dann wird dennoch wieder Ö1 im Autoradio eingeschaltet. Bloß so.

Das ist zwar nichts für schwache Nerven, aber Mut kann man schließlich nicht kaufen! Also rein ins Vergnügen. Bereits um 6.56 Uhr morgens wird Max Horkheimer beleuchtet - also einer der großen "Vordenker" der Frankfurter Schule. Einem der Begründer des Kulturmarxismus, der unsere Gesellschaft bis heute erfolgreich zersetzt, wird bereits zum Frühstück gehuldigt. Sowas nennt man wohl Auftakt nach Maß. 

Im Ö1-Journal um acht gibt es die nächsten Highlights aus sozialistisch-zentralistisch-kommunistischer Sicht. Zum einen darf uns EU-Kommissar Johannes Hahn davon überzeugen, dass Österreich gefälligst noch mehr Kohle an Brüssel abdrücken soll. Weil das einfach ursuper und total sinnvoll ist. Unter anderem deswegen, um im internationalen Wettbewerb nicht zurückzufallen. Dafür gibt es, wie wir aus dem Beitrag erfahren, sogar ein eigenes Wettbewerbskommissariat. Wettbewerb wird in der EU nämlich planwirtschaftlich von oben verordnet. Wer dabei einen Widerspruch findet, darf ihn behalten. Bonus-Info: Wettbewerbskommissarin ist übrigens eine linke Dame aus Dänemark (Margrethe Vestager). Vermutlich eine Bestbesetzung. 

Danach wird im selben Journal wieder einmal die Situation der armen Schutzsuchenden auf den griechischen Inseln beweint - offenbar in Vorbereitung auf das geplante neue Willkommensklatschen im Frühjahr. Im Rahmen dieses Beitrags darf ein Deutscher von „Ärzte ohne Grenzen“ sein großes Verständnis darüber ausdrücken, dass die mittlerweile lautstark demonstrierenden griechischen Inselbewohner die Schnauze voll haben von Überfremdung, Migranten-Tsunami und Okkupation ihrer Städte durch illegale Zuwanderer.

Interessanterweise wird als Lösung angepriesen, diese Illegalen in andere Länder wie Deutschland, Österreich, Frankreich und ein paar weitere handverlesene Zieldestinationen zu verbringen. Ob die Einheimischen dort begeistert sind, interessiert offenbar weniger. Und wenn die sich auch wie die Griechen erdreisten sollten, gegen die Überfremdung zu demonstrieren, dann kann man die zumindest flockig mit der Nazi-Keule plattmachen. Das sagt im Beitrag zwar keiner, aber es wird offenkundig impliziert. Denn warum die Griechen gegen Massenmigration sein dürfen, Österreicher und Deutsche aber nicht, kann vermutlich nicht einmal ein linker Ö1-Schlauberger schlüssig erklären. 

Doch weiter geht die wilde Fahrt. Ab 9.05 Uhr gibt es Buchrezensionen. Die Auswahl hat vermutlich Josef Stalin getroffen unter freundlicher Mithilfe von Mao und Theodor Adorno. Es geht los mit "Schluss mit der Ökomoral: Wie wir die Welt retten, ohne ständig daran zu denken". Dabei erfahren wir, dass keine neuen Flughafenpisten gebaut werden dürfen und keine neuen Straßen und schon retten wir die Welt, ohne dass irgendjemand etwas verliert. Ist doch ganz einfach, oder?

Es folgt: "Unsichtbare Frauen: Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert". Da geht es darum, dass die Welt nur für (vermutlich weiße) Durchschnittsmänner ausgelegt ist, während Frauen vor die Hunde gehen. Aber fast noch genialer ist "Die Kunst des Miteinander-Redens: Bernhard Pörksen und Friedemann Schulz von Thun über den Dialog in Gesellschaft und Politik". Das ist wirklich ein Höhepunkt des Diskurses. Echt jetzt, ganz ehrlich. 

Da erfährt der brave Linke, wie er mit dem minderbemittelten rechten Verschwörungstheoretiker und Freizeit-Nazi umgehen sollte. Den sollte man nämlich erst mit ins Boot holen, bevor man ihm eine stramm-linke Umerziehung angedeihen lässt. Etwa, indem man ihm versichert, dass er zumindest nicht alles unhinterfragt glaubt. Das soll dem rechten Deppen ein wohliges Gefühl geben, bevor man ihn als eben solchen entlarvt. 

Mein persönlicher Oscar des Vormittags geht an diese Buchrezension. Da erfahren wir nämlich auch, dass man wirklich mit jedem eine Diskussion beginnen sollte, bevor man ihn linkskonform wachrüttelt. Außer er vertritt die Verschwörungstheorie des "großen Austauschs" der Bevölkerung. Das sei eine rote Linie, die man besser nicht überschreiten solle. Obwohl man ja mit jedem reden sollte. Von wegen Kunst des Miteinander-Redens und so. Aber dann doch nicht.

Der "große Austausch" sei nämlich auch noch eine antisemitische Verschwörungstheorie. Warum und wieso wird nicht erklärt - antisemitisch reicht wohl als Totschlagargument. Und warum etwas, was gerade vor unser aller Augen ganz offiziell abläuft (Bevölkerungsstatistik mit Migrationshintergrund und so), eigentlich eine Verschwörungstheorie sein soll, ja das wird auch nicht erläutert. Einigen wir uns darauf, dass es einfach so sein muss, wenn es in Radio Prawda, ähm, sorry, auf Ö1 läuft. 

Ab 13 Uhr geht es um "Down-Syndrom - na und?", wobei die totale Inklusion vor allem in der Schule gefordert wird. Und natürlich eine Gesamtschule. Sowieso. Das sei das Beste für Menschen mit Down-Syndrom. Was das für alle anderen Schüler ohne Down-Syndrom bedeuten würde (also schulisch, nicht bezüglich "Bereicherung") und für die gesamte Volkswirtschaft, das wird selbstverständlich nicht hinterfragt. Dass es für alle ein tolles Erlebnis wäre, das reicht für unsere von Zwangsgebühren finanzierten grün-bunten Vordenker. Ein bezeichnendes Zitat aus dieser Sendung: "Noch ist mehr die Normalität die Regel und nicht die Vielfalt als Normalität." Na klar, die Normalität ist natürlich abzulehnen zugunsten einer bunten Vielfalt, logisch. 

Dann geht es weiter mit Forschung zu Feminismus und Ungleichheit. Und mit Weltuntergangsphantasien, weil in der Antarktis einmalig punktuell eine hohe Temperatur gemessen wurde und auch ein Eisberg abgebrochen ist. Ab da bewegt man sich zwar im Konjunktiv, aber es ist ziemlich klar, dass bis 2100 alles ganz schlimm sein wird. Oder könnte. Und überhaupt.

Fest steht jedenfalls, dass die Herausgeber der Prawda vor Freude geweint hätten angesichts des Ö1-Programms vom 14. Februar 2020. Und fest steht auch, dass jeder, der behauptet, Ö1 betriebe von früh bis spät linksideologische Umerziehung, nur ein schröcklicher Nazi sein kann. Für diese Behauptung gibt es nämlich keinerlei empirischen Beweis. Freundschaft Genossen!