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Werner Reichel
 

Leonore Gewessler von den Grünen hat eines der größten und wichtigsten Ministerien übernommen. Sie ist für Verkehr, Innovation und Technologie verantwortlich. Ein Ressort, das für die Zukunft und die Wirtschaft unseres Landes besonders wichtig ist.

Von Technik hat Gewessler allerdings recht wenig Ahnung. Laut den Grünen und Wikipedia ist sie Umweltaktivistin, Politikerin und Politikwissenschaftlerin. Als Wissenschaftlerin kann sie einen Bachelor vorweisen, Publikationen von ihr sucht man in der Nationalbibliothek vergeblich. Naja, immerhin ist sie Umweltaktivistin, so wie auch Greta Thunberg und viele andere Kinder.

Wer hat sich vor kurzem besonders laut über Peter Sidlos angeblich mangelnde Eignung erregt? Bei den Grünen reicht hingegen Grünsein als Qualifikation für alles.

Egal. Jedenfalls war die Umweltaktivistin, Wissenschaftlerin  und Neo-Ministerin Gewessler gestern in der ZiB2 zu Gast.  Sie wurde von Martin Thür ausführlich interviewt. Oder besser, die beiden haben nett miteinander geplaudert.

Es hätten sich viele spannende Fragen aufgedrängt, nicht nur zu ihrer Qualifikation als Infrastrukturministerin, schließlich wird Deutschlands letzte verbliebene Schlüsselindustrie dank der dort herrschenden Klimahysterie gerade systematisch ruiniert. Die Autobauer müssen Tausende Arbeitsplätze abbauen. Auch in Österreich hängen rund 400.000 Jobs an der Autoindustrie. Für die dort Beschäftigten ist es also hochinteressant, was die Frau Ex-Umweltaktivistin in naher Zukunft so plant. Ob man in zwei Jahren noch einen Job hat oder ob man dank der grünen Energiewende auf der Straße steht.

Konkretes ist aus Gewessler zwar nicht herauszubekommen, aber wer zwischen den Zeilen lesen kann, weiß es auch so. Sie betont etwa, dass sie vor ihrem ZiB2-Auftritt die „E-Mobility Area“ der Wiener Automesse besucht habe. Sie sagt bewusst nicht, dass sie auf der Automesse war. Alles klar.

Martin Thür stellt zwar artig seine Fragen, manche davon gehen sogar in die richtige Richtung, Antworten darauf bekommt er aber keine. Gewessler blubbert vor sich hin, aus ihr kommen nur Stehsätze, vorgestanzte Phrasen und Weasel Words, so, als wäre sie noch immer bei Global 2000 und nicht die Chefin eines Superministeriums.

Thür lässt sie gewähren. Hier der devote ORF-Fragesteller, da die Ministerin. Seit die Grünen in der Regierung sitzen, ist der ORF wieder ein lupenreiner Staatsfunk.Thür hätte permanent nachhaken, sie zu konkreten Antworten drängen müssen und sie nicht so billig mit ihren dümmlichen Phrasen davonkommen lassen dürfen. Als Moderator fragt er stellvertretend für die Seher. Er wird von den Bürgern, nicht von der Regierung bezahlt. Vor einem Jahr wussten die ORF-Journalisten das noch.

Thür fragt, ob auch sie sich, ähnlich wie in Deutschland, Förderungen für die Autozulieferindustrie vorstellen könne, damit sie die von oben erzwungene Umstellung auf E-Mobilität überstehen könne. Gewessler antwortet: „Man werde niemanden zurücklassen.“

Was immer das auch bedeuten mag. Schult man arbeitslose Ingenieure und Techniker auf Heilmasseure und Flüchtlingsbetreuer um? Man weiß es nicht. Konkret wird Gewessler auf keine der Fragen. So erfährt der Zuseher auch nicht, ob sie die Steuer auf Diesel oder Kerosin erhöhen will, da sie das im Wahlkampf lautstark gefordert hatte. Das hätte sicher viele Pendler und Reisende interessiert, aber Gewessler blubbert nur vor sich hin.

Der Informationsgehalt dieses Interviews war gleich null. Nein, nicht ganz, eines klang in dem ZiB-Geplauder durch, dass sie die freie Marktwirtschaft verabscheut und eine Art Öko-Planwirtschaft durchsetzen möchte, und zwar ohne Rücksicht auf Verluste: „Wir werden diesen Wandel gemeinsam gestalten müssen“, sagt die Infrastrukturkönigin zu ihren Untertanen. Das klang nicht nur wie eine, das war eine gefährliche Drohung.

Dabei wäre es ganz einfach gewesen, die Dame vorzuführen. Das hätte jeder durchschnittlich begabte Journalist gekonnt, vor allem bei jemandem, der offensichtlich so wenig Ahnung von seiner Materie hat. Man müsste nur wollen. Als Grüne braucht man sich aber nicht zu fürchten, da werden einem vom ORF nicht nur keine Fangfragen, Hinterhalte und Fallen gestellt, wie das bei FPÖ-Politikern Usus ist, da kommen selbst die größten Schwachmaten halbwegs gut davon.

Während man beim ORF jedes Interview mit einem Nichtlinken als einen Zweikampf, den es zu gewinnen gilt, betrachtet, versteht man Interviews mit Grünen als eine Art Dienstleistung, bei der man seinen Kunden, den Interviewten, rundum zufriedenstellen möchte. Als Gebühren- und Steuerzahler, der das seltsame Treiben, den Interviewer und die Interviewte finanzieren muss, kann man nur erstaunt und verärgert zusehen.

Jedenfalls bewegen sich die Grünen, was auch immer sie anstellen mögen, beim ORF in einer medialen Komfortzone. Sie sind überhaupt nur dank dieser breiten medialen Unterstützung politisch überlebensfähig.