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Niklas G. Salm
 

Die FPÖ ist bei der Wahl im September fast zur Kleinpartei geschrumpft, hat nur noch 16 Prozent. Wenn man aber die Startseite von orf.at betrachtet, könnte man meinen, die Blauen sind die bestimmende Partei im Land. Rund die Hälfte der Schlagzeilen befasst sich mit den Freiheitlichen und - Überraschung - keine davon klingt besonders positiv oder vertrauenerweckend.

Auch nach Ibiza, Koalitionsende und Strache-Spesen-Skandal ist die Jagd auf die FPÖ für die braven Genossen vom Nachrichten-Kombinat am Küniglberg noch lange nicht beendet. So lange sich noch irgendwas bei dieser verhassten Partei regt, wird aus allen Rohren weitergeschossen. Solange Türkis-Grün im Bund noch nicht endgültig fix ist, hält das Trommelfeuer an. So lange noch irgendwo eine Wahl am Programm steht, gibt es keine Gnade. Tag für Tag. So auch heute, am 20. November 2019. Mit Stand 18.30 Uhr sind auf orf.at folgende Schlagzeilen zu lesen: "Wiener FPÖ hortete Goldbarren in Osttirol" - Konnotation: Dürfen die das? Was haben die zu verbergen?

Dann: "Demonstranten störten Vorlesung von FPÖ-Historiker". Sie riefen dort übrigens "Nazis raus" - damit ist alles gesagt. Und weiter geht es mit: "U-Ausschuss: SPÖ-Chefin für Fokus auf Casinos-Postenbesetzung". Darin spricht sich Frau Joy-Pamela dafür aus, sich doch nur auf den FPÖ-Fall Sidlo zu konzentrieren (und nicht auf die roten Postenbesetzungen davor), weil der eine strafrechtlich und politisch viel größere Dimension habe als alles zuvor. Aha. Na ja, als Obergenossin darf man sowas im ORF schon mal einfach behaupten und muss es nicht beweisen. Kritische Fragen muss schließlich niemand von der SPÖ befürchten.

Auch das Ibiza-Video darf in den Schlagzeilen nicht fehlen. Und als Riesenaufmacher über allem: "Tauziehen um Sidlo: Hofer war laut Chatprotokoll informiert". Das ist überhaupt der größte Knüller. Täglich tauchen jetzt neue Chatprotokolle auf - und jeder, der nur brav auf der linken Welle schwimmt, bekommt auch ein Häppchen zum Veröffentlichen. Nach Falter, Ö1 und der einstmals bürgerlich-konservativen "Presse" darf jetzt sogar das Peter-Pilz-Spaßmedium "Zackzack" neue Aufreger aus dem Handy von H.C. Strache an die Öffentlichkeit bringen.

Fehlen eigentlich nur noch das Satire-Portal Die Tagespresse und die gute alte Spatzenpost im Kreise der Aufdeckermedien, die endlich die arglose Bevölkerung ob der Bösartigkeit und Durchtriebenheit der Blauen und ein bisschen auch der Schwarz-Türkisen informieren dürfen. Natürlich schwingt mit, dass einzig das linke bis ultralinke Spektrum von SPÖ über NEOS bis hin zu den GrünInnen vertrauenswürdig, ehrlich und wählenswert ist. Na ja, das kennen wir ja schon. Aber nicht in dieser Intensität.

Was sagt jetzt das Chatprotokoll zu Hofer im Fall Sidlo angeblich alles aus? Nun, kurz zusammengefasst wird behauptet, der aktuelle FPÖ-Chef wäre im Zuge der Abmachungen im Vorfeld stiller Mitleser auf WhatsApp gewesen, während er selbst davon nichts gewusst haben will. Beteiligt hat sich Hofer nicht aktiv, aber hat er ein paar Nachrichten von Oberbösewicht Strache gelesen, oder doch nicht? Das ist im Großen und Ganzen die Story. Eine recht dünne Suppe, die dem ORF aber immerhin 20 Absätze, 1055 Wörter und ganze 6875 Zeichen (ohne Leerzeichen) wert ist. Beachtlich!

Im Übrigen steht sonst bei dieser Recherche keine andere Partei negativ in den Schlagzeilen auf orf.at. Einzig der Tiroler SPÖ-Dissident Dornauer bekommt auch prominent eine auf den Deckel, weil er sein Jagdgewehr geladen im Auto hat liegenlassen und das bei offenem Fenster. Das wird aber vermutlich auch nur berichtet, weil er vor einiger Zeit einmal garstig über Joy-Pamela geredet hat.

Sonst wird aber nur auf eine einzige Partei eingeprügelt. Ob das aufhört, wenn Türkis-Grün endlich fix ist? Oder müssen Strache, Kickl, Hofer und Co. erst im noch zu gründenden Gulag sitzen, bevor der Dauerbeschuss vom Küniglberg ein Ende findet?