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Werner Reichel
 

War das ein Medienspektakel, als das Gehalt, das Philippa Strache für ihre Social-Media-Aktivitäten bekam, bekannt wurde. Die 9.500 Euro monatlich sorgten tagelang für Schlagzeilen im ORF und den anderen Medien. Man war sich einig: So viel könne die Arbeit dieser blauen Blondine nicht wert sein. Skandal!

Gehört man hingegen zu den Guten, also zu den Linken, zu den Lieblingen des Mainstreams und des ORF, bleiben einem solche Medienkampagnen erspart, selbst wenn es um wesentlich größere Beträge geht.

Einer dieser Lieblinge ist zweifellos Gery Keszler, der gute Mensch, der so engagiert und selbstlos gegen AIDS kämpft. Und weil das so ist, interessieren sich seine Freunde in den Medien auch nicht sonderlich für die finanzielle Gebarung der Life-Ball-Vereine.

Der Rechnungshof hat „Ausgewählte Großveranstaltungen in Wien“ geprüft und nun seinen Bericht dazu veröffentlicht. Unter die Lupe genommen wurde auch der Life Ball. Der ORF hat berichtet. Wenn auch äußerst sparsam und kurz. Was der Rechnungshof über die Vergabe von Förderungen durch die Stadt Wien an den Verein „AIDS LIFE“ zu beanstanden hatte, fasst der ORF in seinem Online-Artikel so zusammen:

Hinterfragt wurde auch die Förderung des Life Balls. Die 800.000 Euro für das Jahr 2017 erschienen den Prüfern zu hoch. Der etablierte Ball sei nicht zwingend auf Förderungen der Stadt Wien angewiesen gewesen, wurde festgehalten. Die Stadt staunte in ihrer Stellungnahme über derartige ‚Zahlenspiele‘. Verwiesen wurde etwa auf den hohen Werbewert des Events (das inzwischen nicht mehr veranstaltet wird, Anm.). Dieses sei auch ein Wirtschaftsfaktor, betonte das Rathaus.“

Das wars. Zwei Sätze! Mehr konnte oder wollte man beim ORF aus dem Bericht nicht herauslesen. Das ist erstaunlich. Wer sich die zwölf Seiten zum Life Ball in diesem Bericht durchliest, stößt auf allerlei Erstaunliches und viele interessante Details:

„Die MA 5 wies weiters explizit auf die Steigerung der Personalkosten des Vereins – 9 % (2014) bzw. 11,5 % (2015) – hin und stellte fest, dass die Organisationskosten des Life Balls ‚nicht zuletzt im Hinblick auf den durch die Jahre sicherlich gegebenen Lerneffekt bemerkenswert‘ seien.

Selbst das Wiener Magistrat sprach von ‚bemerkenswert‘ hohen Organisations-, sprich Personalkosten, was die zuständige Stadträtin nicht sonderlich beeindruckte. Die Förderungen, also die Steuergelder, flossen trotzdem reichlich an den Life-Ball-Verein. Daran änderte sich auch in den kommenden Jahren nichts, außer, dass die Personalkosten immer weiter stiegen:

„Im Bericht zum Förderantrag des Vereins an die zuständige Stadträtin wies die MA 5 auf die geplante Aufstockung des Personals von 23 (2015) auf 24 (2017) Personen und die aus einzelnen Gehaltserhöhungen resultierende Steigerung der durchschnittlichen monatlichen Gehaltsaufwendungen je Person um 19,35 % im Vergleich zu 2015 hin. Wiederum merkte die MA 5 an, dass die Organisationskosten des Vereins bemerkenswert hoch seien (…)“

Von solchen Gehaltserhöhungen kann der gemeine Arbeitnehmer nur träumen. Dabei hätte sich die Stadt Wien, und damit der Steuerzahler, die fetten jährlichen Förderungen ganz sparen können. Der Rechnungshof kritisiert, „dass der Verein AIDS LIFE bei der Veranstaltung des seit vielen Jahren etablierten Life Balls im überprüfen Zeitraum aus wirtschaftlicher Sicht nicht zwingend auf Förderungen der Stadt Wien angewiesen war, weil er auch abzüglich der Förderungen der Stadt Gewinne erwirtschaftete. Da die Gewinnhöhe ohne Förderungen der Stadt Wien in etwa dem Finanzierungsvolumen des Vereins AIDS LIFE für nationale AIDS–Projekte entsprach, dienten die Förderungen der Stadt Wien im Ergebnis der Finanzierung internationaler AIDS–Projekte.“

Auf diese Kritik antwortet die Stadt Wien: „Da AIDS keine nationalen Grenzen kenne, sei auch eine Förderung internationaler Projekte im Sinne der Stadt Wien.“ Gutes Argument, der österreichische Steuerzahler wird zur Kasse gebeten, um die Bekämpfung von Problemen rund um den Globus zu finanzieren. Für die Erhaltung und den Ausbau der Wiener Infrastruktur ist aber zu wenig Geld da.

2016 veranstaltet Keszler keinen Life Ball. Subventionen kassierte der Life-Ball-Verein trotzdem. Und erneut weist das Magistrat die zuständigen Rathauspolitiker vergeblich auf die exorbitant hohen Personalkosten hin:

„Aufgrund der Aufstockung einzelner Gehälter um 80 % – so die MA 5 – würden sich die durchschnittlichen monatlichen Gehaltsaufwendungen je Person im Vergleich zum Vorjahr um 8,35 % erhöhen. Die Organisationskosten des Vereins erschienen der MA 5 damit neuerlich bemerkenswert hoch (…)“

Anders ausgedrückt: Da haben ein paar Leute sehr gut vom Life Ball gelebt, auch, als er gar nicht abgehalten wurde. Der Rechnungshof weiter: „Im Hinblick auf die Nichtaustragung des Life Balls im Antragsjahr sowie des Umlaufvermögens des Vereins von rd. 2,20 Mio. EUR (davon Bankguthaben 1,96 Mio. EUR) schlug die MA 5 der zuständigen Stadträtin eine Aussetzung der Subventionen für das Jahr 2016 vor. (…) Die zuständige Stadträtin entschied sich für eine Förderung von 450.000 EUR (…)“

Und noch einmal die Personalkosten: „Gemäß der Kostenübersicht des Vereins AIDS LIFE betrug der Anteil der Personalkosten in jenen Jahren, in denen der Life Ball stattfand, zwischen 42,3 % (794.000 EUR, 2015) und 48,7 % (1,21 Mio. EUR, 2017) der geförderten Gesamtkosten.“

Die MA 5 weist über Jahre mehrmals die zuständigen Politiker darauf hin, dass die Organisations- und Personalkosten ‚bemerkenswert‘ hoch seien, doch das wird vom Rathaus ignoriert. Den ORF interssiert das nicht. Weitere Kritikpunkte: „Der RH kritisierte die unvollständige Dokumentation der Förderabrechnungen durch die MA 5 für den Verein AIDS LIFE in ihren Förderakten und insbesondere das teilweise Fehlen bspw. von Kopien der Rechnungen und Zahlungsbelege. (…) Der RH bemängelte, dass sich die MA 5 die wirtschaftliche und sparsame Verwendung der Fördermittel durch den Verein AIDS LIFE nicht durch die Vorlage von alternativen Angeboten belegen ließ.“

Das sind Auszüge aus diesem Rechnunghof-Bericht. Genug Material für mehrere Aufreger-Geschichten und Schlagzeilen. Und was hat der ORF daraus gemacht? Genau zwei Sätze, drei nichtssagende Zeilen. Würde man auf Basis dieses Berichts auch noch selbst recherchieren, nachbohren und nachfragen, man würde vermutlich noch viel mehr ans Tageslicht fördern. Würde, könnte, sollte, müsste …

Ja, wenn es eine FPÖ-Geschichte wäre, wäre das längst passiert. Aber so haben der ORF und all die anderen linken „investigativen“ Medien kein Interesse an dieser Story. Man schreibt ein paar verharmlosende Zeilen und damit ist die Sache erledigt. Steuergeldverschwendung ist immer nur dann ein Skandal, wenn es den politischen Gegner betrifft. Bei Freunden, politischen Weggefährten und Gesinnungsgenossen drückt man gerne zwei Augen zu.