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Werner Reichel
 

Die Richtung stimmt. So die nicht unoriginelle Analyse von Joy Pamela Rendi-Wagner nach der geschlagenen Nationalratswahl. Die SPÖ ist bei 21 Prozent aufgeschlagen und hat damit das schlechtestes Ergebnis ihrer Geschichte eingefahren. Die Sozialdemokratie ist am Boden. Von derlei Petitessen lässt sich Joy die Stimmung nicht verderben. Ihr Verhalten erinnert mich an den Schwarzen Ritter im Monty-Python-Klassiker „Die Ritter der Kokosnuss“.

Ein andere Frau in Führungsposition hat sich Rendi-Wagner offenbar zum Vorbild genommen. Lisa Totzauer. Sie ist ORF1-Kanal-Managerin und damit für den Erfolg des Senders verantwortlich. Totzauer ist gerade dabei, ORF1 zu reformieren, ihn für die jungen Zielgruppen attraktiver zu machen. In einem Interview in der aktuellen TV-Media sagt sie dazu: „Jetzt sehen wir, dass der Weg richtig ist (…).“ Auch das eine bemerkenswerte Einschätzung.

ORF1 hat im August mit 6,5 Prozent Marktanteil seinen bisherigen Quotentiefpunkt erreicht. Viel weiter runtergehen kann es gar nicht mehr. Ein gewisses Quotengrundrauschen hat jeder Sender und Länderspiele, Skirennen und andere Live-Events werden ORF1 auch künftig vor einem Totalabsturz bewahren.

Trotzdem ist Frau Totzauer wohlgemut, so wie ihre Seelenverwandte Rendi-Wagner. Auch wenn so ziemlich jede neue Format- und Programmidee bisher in die Hose gegangen ist. Da hilft es auch nicht, wenn man die Feuerwehr ruft. Für die vom ORF erdachte Freiwillige-Feuerwehr-Show interessiert sich kaum jemand. Selbst nach einem mauen Start mit 227.000 Zusehern ging es weiter steil bergab. Die zweite Folge wollten nur noch 176.000 sehen. Auch die ORF1-Bobo-Bespaßungsschiene ist kein Garant mehr für zumindest durchschnittliche Quoten. Die pädagogisch wertvolle, linke Erklärbär-Show von Peter Klien läuft alles andere als gut.

Trotzdem ist Totzauer mit sich und ORF1 zufrieden: „Wir liegen quotenmäßig über den Serien, das ist ein Erfolg (…).“ Bravo. Wenn man will, kann man wirklich jeden Flop, jeden Misserfolg und jede Niederlage als Erfolg verkaufen. Sie sind in der zweiten Runde k.o. gegangen! Ja, ein toller Erfolg, es hätte auch die erste sein können …

Ich hege ja den leisen Verdacht, dass Totzauer und Rendi-Wagner ihre Arbeit nicht nur nach außen als Erfolg verkaufen, sie meinen das ernst. Da ist es natürlich von Vorteil bzw. Voraussetzung, dass man bei einer Partei bzw. in einer gebührenfinanzierten Rundfunkwerkstätte und nicht am freien Markt beschäftigt ist. Nur in diesen geschützten Bereichen kann man solche „Erfolge“ tatsächlich auch als Erfolge verkaufen. Zumindest eine Zeit lang. Das ist einer der Gründe, warum sich SPÖ und ORF so nahe stehen.