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Simon Kräuter
 

Jair Bolsonaro. Konditionierte ORF-Seher/Hörer/Leser werden sich denken "da fehlt doch was", wenn sie im ORF den Namen des brasilianischen Präsidenten ohne eines seiner sonst unvermeidlich vorangestellten Attribute "rechts", "rechtspopulistisch", "rechtsextrem" oder gerne auch "rechtsradikal" lesen.

Bei jeder Gelegenheit, das heißt bei jeder Nachricht über Bolsonaro, und davon produziert der ORF nur solche, bei denen der Mann schlecht aussteigt, wird uns aufs Aug gedrückt bzw. zur Kehle runtergedrückt, dass der Mann ein – pfui! – Rechter ist. Damit wir's auch ja nicht vergessen!

Wie unpassend, wenn – ebenfalls in Südamerika – Menschen gegen ihre Führung aufbegehren, wenn diese auf der politisch linken Seite steht. Man kann doch unmöglich schreiben, dass ein "linker" oder "sozialistischer" (die Wortkombination "linkspopulistisch" ist im ORF ohnehin verboten) unpopuläre Maßnahmen trifft, gar gegen sein Volk vorgeht? Gar nicht berichten wäre eine Möglichkeit, aber leider gibt's da ja doch noch unabhängige Medien, und es wäre dann doch verräterisch, wenn man eine Nachricht im Gegensatz zu medialen Mitberwerbern ohne Gebührenalimente bewusst nicht bringt.

Die Lösung aus dem ORF-Redakteurshandbuch: Über allfällige unpopuläre Maßnahmen eines linken südamerikanischen Präsidenten wird berichtet, indem man die politische Gesinnung des Betreffenden einfach verschweigt. Ein Beispiel: Ecuadors Präsident Lenin Moreno wird von seinen Landsleuten für einen drastischen Anstieg der Treibstoffpreise verantwortlich gemacht, was er sich nach allgemeiner Auffassung so mit dem IWF ausgeschnapst hat, wodurch wütende Proteste und Ausschreitungen entbrannten.

Der ORF kam nicht umhin, online zu berichten. Sogar berittene Polizei mußte Lenin Moreno offensichtlich nach ORF-Bildmaterial auf sein Volk loslassen. Die journalistische Herausfoderung dabei lautet: Präsident Moreno ist Mitglied der sozialdemokratisch bis sozialistischen Partei PAIS. Wie also berichten? Richtig: Aus dem "linken Präsident" wird einfach ein "Präsident". So kann man seiner öffentlich-rechtlichen Verpflichtung zur Berichterstattung nachkommen, ohne der eigenen politischen Agenda entgegenzuwirken.

Schlau gelöst, nicht?