ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Rubriken

Archiv

Beitrag Melden

Bitte um ein Stichwort, warum dieser Beitrag als rechtswidrig oder ehrenbeleidigend (gegenüber konkreten Personen) offline genommen werden soll. Dass eine Meinung unerwünscht oder unsympathisch ist, ist kein ausreichender Grund dafür.

Ich will die Datenschutzerklärung lesen.

Beitrag melden

Kurt Ceipek
 

„Birgit, warum hat die AfD im Osten Deutschlands jetzt dermaßen gewonnen“, fragte der sonntägliche ZiB1-Moderator die ORF-Korrespondentin in Berlin, Birgit Schwarz. Die antwortete für viele ZiB-Zuseher überraschend sachlich. „Dafür gibt es klar zwei Gründe: die allgemeine Unzufriedenheit mit der Arbeit der großen Koalition in Berlin hat auf die Wahlen durchgeschlagen. Dann gibt es aber noch ein spezifisch ostdeutsches Phänomen. Die Ostdeutschen sind messbar kritischer gegenüber Merkels Flüchtlingspolitik, als die Westdeutschen es sind. Und die Ostdeutschen haben 30 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer das Gefühl, als Bürger zweiter Klasse in diesem Land behandelt zu werden. Bei diesen Empfindungen hat die AfD die Ostdeutschen abgeholt.“ Das für die AfD triumphale Ergebnis werde von der Regierung in Berlin jetzt schöngeredet, meinte die Korrespondentin.

Was sich dann in der Wiener ZiB-Redaktion abgespielt haben könnte, ist für aufmerksame Beobachter unschwer zu erraten. Man war mit dem Kommentar der vielgelobten Korrespondentin nicht zufrieden und empfahl Birgit Schwarz, ihren Kommentar für die ZiB2 gründlich zu überdenken.

Der Bericht über den Wahltriumph der AfD in der ZiB2 war übertitelt mit „Landtagswahlen: CDU und SPD trotz AfD-Erfolg voran.“ Klingt ja gleich viel besser als es die Berliner Koalitionspartner je hätten schönreden können. In der ZiB1 hatte die Titelzeile noch gelautet: „Rechtsruck in Sachsen und Brandenburg.“

Und Birgit Schwarz sah in der ZiB2 plötzlich auch manches völlig anders. „Die AfD hat die Strategie gehabt, so stark zu werden, dass die anderen nicht an ihr vorbeikommen. Die Strategie ist nicht aufgegangen. Es wird keine Koalitionen mit der AfD geben, sondern es wird Koalitionen gegen die AfD geben.“

Weil aber die beiden einstigen Großparteien CDU und SPD gemeinsam keine Mehrheit zustande bringen, werden die Grünen als dritter Partner sehr begehrt sein. Fazit aus ORF-Sicht: die AfD hat zwar viel gewonnen, aber der wirkliche Gewinner sind die Grünen, die voraussichtlich erstmals in zwei ostdeutschen Bundesländern mitmischen dürfen.

Damit hatte Birgit Schwarz ihre Fehlleistung aus der ZiB1 ausgeräumt und die ORF-Welt ist wieder in Ordnung. Wie gut, dass es im ORF die Pressefreiheit gibt und damit die Freiheit, binnen zweieinhalb Stunden ein Wahlergebnis und die politische Welt völlig anders zu sehen. Es wird spannend sein, zu sehen, wie der ORF ein Wahlergebnis schönreden wird, wenn sich erstmals eine absolute Mehrheit der Wähler für die AfD entscheiden wird.