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Simon Kraeuter
 

Also die österreichische Öffentlichkeit ist ja nun wirklich geradezu rotzfrech: Wenn ihr der Staatsfunk ausgewählte Fakten vorenthalten wollte, die nun wirklich niemanden etwas angehen, wie z.B. Gewaltexzesse von Mitbürgern mit Migrationshintergrund aus bestimmten Weltgegenden, dann besitzen die Medienkonsumenten doch tatsächlich die Frechheit, sich anderweitig, z.B. in freien Medien zu informieren. Also kommt man dann und wann auch im ORF nicht drum herum, über ausgewählte Einzelfälle zu berichten.

Da aber ein Zuviel an „Einzelfällen“ aus Vorurteilen Urteile werden lassen könnte (was gegenüber FPÖ-Mitgliedern zulässig ist, gegenüber gewaltbereiten Migranten nicht), ist es besser, Berichte zu entschärfen, informativ zu modifizieren und inhaltlich für den Leser verdaulicher zu formulieren. Sonst könnte der Eindruck entstehen, neu in Österreich vertretene Ethnien wie etwa Afghanen oder die gemeinhin so bezeichneten „russischen Staatsbürger“ hätten eine vom durchschnittlichen Mitteleuropäer ohne Migrationshintergrund abweichende Einstellung zu Gewalt.

Im Ergebnis kommt bei der ORF-Berichterstattung dabei folgendes heraus: Wenn jemand einen anderen im Zuge einer Auseinandersetzung mit einem Messer verletzt, wie gerade vergangenes Wochenende in Lienz in Osttirol (bzw. seit einigen Jahren wahrgenommener Weise fast täglich), dann spricht man dabei von einer...? Falsch! "Rauferei" ist das richtige Vokabel. Wer dabei an den Begriff "Messerstecherei" denkt, wird wohl ein rechtsrechter Dramatisierer und Hetzer sein, der gern mit den vielzitierten "Ängsten" der Bevölkerung spielt!

Verständlich auch, dass besagte Bevölkerungsgruppen gezwungen sind, ihre ursprüngliche Heimat zu verlassen, herrscht doch in Tschetschenien seit Jahrzehnten eine blutige Bürgerrauferei zwischen lokalen Rebellengruppen und der russischen Zentralregierung bzw. in Afghanistan erst eine Befreiungsrauferei gegen die Rote Armee und später eine gegen die Taliban und verschiedener Gruppen untereinander.

Ein Dank also unseren schreibenden Freunden in der ORF-Online-Redaktion für diese verantwortungsvolle Auswahl ihrer Vokabeln, die dazu beiträgt, der Bevölkerung das wirklich richtige Bild dieses Vorfalls und generell zu überhaupt allem zu vermitteln. Einzig den Titel für den Erfinder dieser kreativen Wortwahl kann man im ORF nicht für sich beanspruchen; historische Beispiele wie zum Beispiel „antifaschistischer Schutzwall“ statt "Berliner Mauer" beweisen, dass bereits frühere Generationen schöpferisch in der Auswahl von Bezeichnungen waren.