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Werner Reichel
 

Morgen, Sonntag, geht ein neuer österreichischer Nachrichtenkanal auf Sendung. Um exakt 20.15 Uhr nimmt Bundespräsident Van der Bellen per Knopfdruck den neuen TV-Sender in Betrieb. Nein, es ist kein Verlautbarungsorgan der Hofburg. Zumindest nicht offiziell. Der Bundespräsident adelt mit dieser Geste den neuen Kanal aus dem Hause ProSiebenSat1Puls4, verleiht ihm sein grünes Gütesiegel.

Puls24 heißt das neue Medium. Dass ein Staatsoberhaupt im Jahr 2019 einen privaten TV-Nachrichten-Kanal einweiht, ist schon sehr oldschool, erinnert an einen Landeskaiser, der „seine“ neue Brücke oder „seinen“ neuen Gemeindesaal bei Blasmusik, Bier und mit dem Durchschneiden eines Bandes eröffnet.

Zumindest wissen nach so einem offiziösen Start alle, welchen Kurs Puls24 einschlagen wird. Ein Bundespräsident Norbert Hofer hätte wohl nicht aufs rote Puls24-Knopferl drücken dürfen.

Auf der Webseite des Senders heißt es: „In Zeiten von Fake-News und immer größer werdendem Misstrauen an der Echtheit und Aufrichtigkeit von Nachrichten, nutzt PULS 24 die Kraft der Live-Berichterstattung und ermöglicht seinem Publikum auf diversen Kanälen einen direkten und unverfälschten Blick auf die wichtigsten Ereignisse im Land. Info, News, Wirtschaft, Tech, Gesundheit, Sport, Society, Service und Entertainment stehen im Fokus - seriös, unabhängig und live.“

Große Worte oder doch nur ranziges Marketing-Blabla? Neben dem ORF gibt es nun einen zweiten selbsternannten televisionären Wahrheitsverkünder. Gewisse Zweifel sind allerdings angebracht. Vor allem bei denjenigen, die den Trailer von Puls24 gesehen haben, der derzeit im Wiener Kabelnetz am Sendeplatz des neuen Kanals in Dauerschleife läuft.

Die schnell zusammengeschnittenen Bildschnipsel reichen völlig aus, um zu wissen, was uns ab Sonntag von Puls24 vorgesetzt wird. Während Van der Bellen oder Rendi-Wagner freundlich und aktiv ins Bild gerückt werden, sieht man Sebastian Kurz und HC Strache mit gesenktem Kopf oder versteinerter Miene. Selbstredend wird – wie neu und originell - Donald Trump grimassierend gezeigt.

Damit ist eigentlich alles über diesen TV-Sender gesagt. Mehr braucht man nicht zu wissen. Es wird der übliche fade und ungenießbare politisch korrekte Meinungsbrei, der übliche linke Haltungsjournalismus, die übliche simple Einteilung der Welt in Gut und Böse, die übliche Hetze gegen alles, was nicht linker als Doris Bures ist, die übliche Klima-Panikmache. Linke Allerweltsnachrichten, wie man sie von Hunderten anderen Medien täglich geliefert bekommt.

Es war nichts anders zu erwarten, schließlich ist Corinna Milborn die Puls4-Infochefin. Doch die Freude über den Sendestart des neuen „Life is live“-Kanals dürfte etwas getrübt sein, denn der Hauptsender Puls4 ist im August erstmals von Servus TV überholt worden. Der anspruchsvollere und politisch ausgewogenere Mateschitz-Sender kommt (August exkl. letztes Wochenende) auf 3,4 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum, Puls4 nur auf 3,3.