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Kurt Ceipek
 

Es soll noch immer junge Ehepaare geben, die ihrem Nachwuchs das zu vermitteln versuchen, was man „eine gute Kinderstube“ nennt. Denen macht der ORF manchmal das Leben nicht leicht. Dabei stellt der ORF an sich selbst den Anspruch, besondere Rücksicht auf Kinder und Jugendliche zu nehmen. Das gilt allerdings nur bis 20:15 Uhr, dann übernimmt der ORF keine Verantwortung mehr darüber, was Kinder sehen dürfen und was nicht.

Zu den meistgesehenen Sendungen für die ganze Familie zählen die täglichen Sendungen „Bundesland heute“ um 19:00 Uhr in ORF 2. Da durfte man in „Burgenland heute“ am vergangenen Samstag einen Beitrag bestaunen. Unter dem Titel „Scheiß di ned an“ wurde mit sichtlichem Vergnügen aller Beteiligten im Studio eine Burgenländerin vorgestellt, die eine offensichtliche Marktlücke entdeckt hat: Sie bringt Deutschen in Frankfurt unflätig Schimpfen auf österreichisch bei.

„Fetznschädl, Schneebrunzer, Wappler und Dilo“ habe er schon immer im Fernsehen sagen wollen, „und heute darf ich“, strahlte ORF-Reporter Georg Prenner. Dann befragte er die Schimpf-Seminar-Veranstalterin nach deren Lieblingsschimpfwort. Das sei „Oaschwarzn“, weil das klinge in den Ohren der Deutschen total niedlich. Begrüßt werden die Seminarteilnehmer – für heimische Kinder sicher auch lehrreich – mit „Dere, Gschissena“ und Eltern wurde der pädagogisch wertvolle Rat erteilt, Kinder doch öfter einmal „scheiße, scheiße, scheiße“ schimpfen zu lassen. Ob das alles auch im Umgang mit Lehrkräften empfehlenswert wäre, wurde nicht erörtert.

Nun wird kaum jemand etwas einwenden, wenn diese Dame als Gast bei Stermann und Grissemann aufmarschiert oder Armin Wolf die Zeit im Bild 2 damit schmückt. Das Thema mag für schimpfworterprobte Eltern durchaus unterhaltsam sein. In einer von vielen Kindern gesehenen Sendung sollte man derartige Lehrstunden aber vermeiden.

Genau darauf zielen auch das Leitbild des ORF und das ORF-Gesetz (§10) zum Thema Jugendschutz ab, aus dem hier zwei Punkte zitiert seien:

„(11) Die Programme dürfen keine Sendungen enthalten, die die körperliche, geistige oder sittliche Entwicklung von Minderjährigen ernsthaft beeinträchtigen können, insbesondere solche, die Pornografie oder grundlose Gewalttätigkeiten zeigen.“

Auch auf die Sendezeit wird in dem Leitbild Rücksicht genommen.

„(12) Bei Hörfunk- und Fernsehsendungen, die die körperliche, geistige oder sittliche Entwicklung von Minderjährigen beeinträchtigen können, ist durch die Wahl der Sendezeit oder sonstige Maßnahmen dafür zu sorgen, dass diese Sendungen von Minderjährigen üblicherweise nicht gesehen oder gehört werden.“

Aber dieses durchaus vernünftige Leitbild hat man in dieser ORF-Redaktion entweder nicht gelesen oder vergessen oder man schert sich einfach nicht darum.

Eltern kann man nur empfehlen, Kinder nach 19:00 Uhr vom Bildschirm zu verbannen. Noch gesünder ist es freilich, ORF gar nicht erst aufzudrehen.