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Markus Mair
 

Die SPÖ-Funktionärs-Truppe in Langenzersdorf veröffentlichte auf ihrer Facebookseite am 4. Mai ein sehr sexistisches und frauenfeindliches Posting, das lautete: „Die Chefredakteurin vom Kurier, eine vom Basti installierte türkise Laufmasche.“  Wenn man mit diesem Satz schon nichts anfangen kann, dann erbringt die dazu gelieferte Grafik, ein auf dem Rücken liegender Hund/Hündin mit nach oben ausgestreckten Pfoten und heraushängender Zunge, wohl endgültig den Beweis der Menschenverachtung und des Sexismus.

Nach Aufforderung von Herrn Drozda zur Entfernung lässt sich diese SPÖ-Organisation nur auf eine Entschuldigung auf Twitter herab, dass Frau Salomon keine „Laufmasche“ sei. Keine Entschuldigung kommt für die sexistische Hundegrafik und für den Angriff auf eine relevante Vertreterin der Presse.

Was die SPÖ-Langenzersdorf mit diesem Posting geschafft hat, ist, in einem Satz sowohl einen verleumderischen Angriff gegen eine unabhängige Journalistin und zugleich ein sexistisches Posting abzusetzen. Das muss man erst einmal zustande bringen. Und was macht der ORF mit diesem Angriff auf eine Chefredakteurin einer der größten Tageszeitungen und somit mit diesem Angriff auf die Pressefreiheit?

Wenn der dritte FPÖ-Kassier-Stellvertreter in Unterstinkenbrunn auch nur ansatzweise etwas Ähnliches auf Facebook gepostet hätte, wissen wir alle, wie die Headlines im ORF lauten würden. Aber bei einer SPÖ-Organisation wird dieser Sachverhalt unter den ideologischen ORF-Teppich gekehrt und nicht zum Thema gemacht.

Kann sich irgendjemand erinnern, dass der ORF in den letzten zehn Jahren irgendein Thema groß aufgeblasen hätte, das negativ für die SPÖ oder eine andere Linkspartei gewesen wäre? Weder die Themen KH-Nord, noch Muslimkindergärten in Wien, noch Subventionsbetrug bei Wiener Kindergärten, noch vom Rechnungshof aufgedeckter Missbrauch bei der Mindestsicherung in Wien noch die Missstände in Wiener Pflichtschulen – um nur die jüngsten Skandale zu nennen – sind vom ORF wirklich groß aufgeblasen worden oder im Detail und über lange Zeitstrecken thematisch am Köcheln gehalten worden. Dazu gab es, wenn überhaupt, immer nur knappe Kurzmeldungen. Umgekehrt werden Liederbücher oder Rattenpamphlete vom ORF zu medialen Weltereignissen aufgeblasen.

Doch wieder zurück zum Thema SPÖ-Langenzersdorf: Weder bei der Bundes-SPÖ noch bei der SPÖ-Langenzersdorf führte dieser Vorfall bislang zu einem Rücktritt oder zu einer Forderung nach Rücktritt. Das heißt im Kern bleibt dieses Posting und damit der sexistische Angriff auf die Pressefreiheit ohne reale Konsequenzen. Welch ein Unterschied zum Pamphlet von Braunau und dessen Behandlung im ORF!

Stichwort Rattenpamphlet. Sogar dem ZiB2-Mann Wolf stieß das Langenzersdorfer SPÖ-Posting auf und er stellte auf Twitter eine richtige Frage: „Der Braunauer FPÖ-Funktionär musste für sein Pamphlet im Parteiheft zurücktreten. Für die regelmäßig unterirdischen Facebook-Postings der SPÖ-Langenzersdorf reicht eine Entschuldigung?“

Warum also, wenn dem ORF und dem Herrn Wolf die Pressefreiheit angeblich sooo wichtig sind, werden dann nur Angriffe aus einer bestimmten politischen Richtung thematisch im ORF übergroß aufgeblasen?  Warum genügt einem Herrn Wolf und seinem Anspruch im Falle Langenzersdorf sein kurzes Twitterstatement? Und warum zerrt er diesen Fall nicht auch zumindest in das nationale Scheinwerferlicht, also in seine ZiB2? Er und seine Redaktion können das entscheiden. Genau in der Auswahl der Themen und der Entscheidung, welchen Spin sie jedem Thema geben, liegt ihre nicht zu unterschätzende Macht.

Solange Wolf nicht diesen Fall Langenzersdorf in seine ZiB2 aufnimmt und die SPÖ dazu kritisch befragt und seine auf Twitter berechtigt gestellte Frage auch OnAir stellt, bleibt seine Aufgeregtheit und die des ORF gegenüber Angriffen auf die Pressefreiheit moralisch und inhaltlich haltlos, weil einseitig.

Wolf darf sich auch deshalb an der eigenen moralischen Nase nehmen, weil er ja sogar selber schreibt, dass die SPÖ-Organisation Langenzersdorf „regelmäßig“(!) unterirdische Facebook-Postings produziert (z.B. „FPÖ gehört von der Landkarte getilgt“, „Nobelhure“-Affäre zu Bundeskanzler Kurz etc.). Das heißt: Obwohl diese wiederholten Entgleisungen vom ORF und seinem Anchorman registriert werden, kam es bis heute zu keiner Aufarbeitung dieser regelmäßig unterirdischer SPÖ-Funktionärs-Postings im ORF oder in einer ZiB2. Warum nicht, Herr Wolf? Legen Sie und der ORF zweierlei Maßstäbe an, wenn Sie hier regelmäßig wegsehen? Oder besteht ihre Sensibilität nur gegenüber Verfehlungen einer politischen Richtung? Bitte fragen Sie sich dies mal selber, wenn Sie wieder einmal von angeblicher Äquidistanz und Unabhängigkeit des ORF reden.

Und noch ein Beweis für die einseitige und daher weder korrekte noch seriöse Einladungspolitik des ORF: Für "Im Zentrum" sind gleich zwei der fünf Gäste SPÖ-Funktionäre (Katzian und der Vertreter der Arbeiterkammer). Wie will der ORF das argumentieren können? Für viele sieht das nach politischer Hilfe für die SPÖ aus. Andere sagen dazu berechtigt „OppositionsRundFunk“.

Den negativen Multiplikatoreffekt des fast täglichen überkritischen Angriffsjournalismus gegenüber dieser Bundesregierung und des gleichzeitigen Lückenjournalismus in Hinblick auf die SPÖ und andere den Kanalarbeitern ideologisch nahestehenden Parteien sollte die Bundesregierung nicht länger unterschätzen. Eine erfolgreiche politische Sacharbeit reicht nicht aus, um die nächsten Nationalratswahl zu gewinnen.