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Werner Reichel
 

Sonntagmorgen dürfen auf Ö1 mehr oder weniger bedeutende Menschen aus ihrem Leben erzählen. Die Gäste der Sendung „Gedanken“ sind des Öfteren Alt-68er. Dem Personal und der Ausrichtung des marxistischen Gebührensenders entsprechend. Heute durfte zum Beispiel die feministische Performance-Künstlerin Renate Bertlmann von ihrem Werdegang berichten.

Die Dame und ihr Werk sind nicht sonderlich interessant (68er-Feminismus-Sexualisierungs-Provokations-Gedöns auf küchenpsychologischem Niveau), spannend an der Sendereihe ist vielmehr, dass die Alt-68er stets das Gleiche erzählen. Ihre Erinnerungen ähneln einander, sie folgen demselben, wie es neudeutsch heißt, Narrativ. Es sind linke Heldensagen.

Ein Stunde lang dürfen die alten Herrschaften die Hörer an ihren großartigen Leistungen vergangener Tage, an ihrem mutigen und heldenhaften Kampf gegen Autoritäten, das Establishment, die spießige Gesellschaft, alte Rollenbilder und verkrustete Strukturen teilhaben lassen. Die Rollen sind stets klar definiert und verteilt. Zwischentöne gibt es keine. Selbstkritik oder Selbstzweifel kommen in diesen Erzählungen praktisch nie vor.

Diese Geschichten erinnern mich an meine Kindheit, als einige alte Männer ebenfalls unkritisch von ihren glorreichen „Heldentaten“ aus vergangenen Tagen erzählten. Diese selbstverliebten, sentimentalen und verklärten Erinnerungen aus den 1960ern und 70ern, was diese Menschen glauben, für die Gesellschaft und die Menschheit geleistet zu haben, und das, was die 68er tatsächlich hervorgebracht und hinterlassen haben, hat miteinander nicht das Geringste zu tun.

Zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung könnte der Unterschied nicht größer sein. Die 68er sind davon überzeugt, die Gesellschaft besser, gerechter, lebenswerter und offener gemacht zu haben. Ihr Erbe, die europäische Realität der Gegenwart, ist eine völlig andere. Wohl keine andere Generation in der Geschichte der Menschheit hat eine Kultur bzw. Zivilisation ohne jede Not und in so kurzer Zeit gegen die Wand gefahren. Die linke Utopie der 68er verwandelt sich gerade in einen Alptraum. Daran ändert auch der Eskapismus, die Verdrängung und Realitätsverweigerung der 68er und ihrer Epigonen nichts, die noch immer Politik, Kultur, Geisteswissenschaften und Medien dominieren.

Auf Ö1 ist die Welt der 68er noch in Ordnung. Auch wenn man sie sich immer öfter nur noch mit allerlei Auslassungen, Verdrehungen, falschen Schuldzuweisungen, gewagten Interpretation und argumentativen Verrenkungen zurechtbiegen muss. Auf dem mit Zwangsgebühren finanzierten Sender können ewiggestrige 68er noch ungestört von rechten Hetzern und Miesepetern ausführlich über ihre glorreichen Heldentaten und ihr segensreiches Wirken berichten. Auch wenn das fast nur Gleichgesinnte hören. Andere ertragen dieses verlogene Geschwätz ohnehin nicht.