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Werner Reichel
 

Eine kranke Branche feiert sich selbst. Lineares Fernsehen ist ein Auslaufmodell, aber das scheint an diesem Abend niemanden zu stören. Auf, vor und hinter der Bühne sonnt man sich im verblassenden Glanz des einstigen Leitmediums.

Mittelwelle haben No-Budget-YouTube-Videos aus diversen Jugendzimmern deutlich mehr Zuseher als viele gebühren- und personalintensive ORF-Sendungen. Das sind keine Fake-News, das ist nicht übertrieben: Am Samstag, am Tag der Romy-Gala, bewegten sich die Zuseherzahlen von ORF1 zwischen 09.19 und 19.19 Uhr zwischen 14.000 und 89.000. Der Marktanteil grundelte phasenweise bei zwei(!) Prozent herum. Einer der beiden Hauptsender der milliardenschweren Rundfunkanstalt sendet zum Teil unter Ausschluss der Öffentlichkeit! Was man jugendlichen YouTubern und Influencern trotz solcher unterirdischer Quoten voraushat, sind die politischen, gesellschaftlichen und medialen Netzwerke. Die Netzwerke der Linken sind ja weitaus größer, dichter, mächtiger und gefährlicher als jene, die man den bösen „Rechten“ andichtet.

Zeitungen, Magazine, TV-Sender und Radios erzeugen via Rückkoppelungseffekt eine Bedeutung, die diese Medien längst nicht mehr haben. Man ist bedeutend, weil man sich seine Wichtigkeit, seinen Einfluss und seine zentrale Funktion für Gesellschaft, Staat und Demokratie unablässig gegenseitig zuspricht und bestätigt. Vor allem Politiker lassen sich von dieser Machtkulisse täuschen und beeindrucken. Das wird noch ein Zeit lang funktionieren. Noch stehen die herausgeputzten Häuserfronten dieses Potemkinschen Dorfes.

Die Romy ist so eine Veranstaltung, wo man seine schwindende Relevanz mit viel Glitzer, Großspurigkeit und Trara überspielen und sich in Szene setzen kann. Ausgerichtet wird sie vom Kurier. Es wäre selbst für den ORF peinlich, sich seine Ehrungen selbst zu verleihen. Die meisten Romys gehen schließlich an ORF-Mitarbeiter und Produktionen vom oder für den Rotfunk. Vom Romy-Rummel samt seinen inszenierten Skandälchen - Stichwort Jan Böhmermann - profitiert der Kurier. Vor allem von seiner medialem Präsenz im ORF, dieser wiederum kann mit solchen Kooperationen Zeitungen an sich binden. So entstehen Netzwerke und Abhängigkeiten. Das ist gerade in Zeiten, wo über die Zukunft des ORF und die Rundfunkgebühren diskutiert wird, von großer Bedeutung.

Die Gala findet traditionell in der Hofburg statt, bekommt dadurch einen offiziösen Anstrich, und wird unter anderem vom Medienminister Gernot Blümel beehrt. Dieser nickte stets brav, wenn die diversen Redner die Wichtigkeit der Gebühren, des ORF und die Gefährlichkeit der FPÖ hervorheben.

Noch fließen die Gebührengelder reichlich und versorgen den ORF und weite Teile der heimischen TV- und Filmbranche mit Geld. Damit das auch weiterhin so bleibt und man noch viele solcher Gala-Abende feiern kann, auch wenn das Medium TV längst im Koma liegt, jammert die Moderatorin des Abends, Mirjam Weichselbraun, die von diesen Gebühren komfortabel lebt, wie arm der ORF und seine Mitarbeiter nicht seien, weil man halt gar so hart sparen müsse und wie gut es dagegen ServusTV habe.

Die Gier und der offen zur Schau gestellte Neid der ORF-Gebührenmultimillionäre lässt tief blicken. Weichselbraun zieht zudem über den TV-Mäzen Dietrich Mateschitz her, weil dieser in seinem Sender keine linken Gewerkschafter und keinen Betriebsrat haben möchte. Ein Medienunternehmen ohne rote und grüne Sozialisten! In der mehr oder weniger flächendeckend linken Medienbranche! So etwas vertragen die gebührenfinanzierten Rotfunker mit ihren Traumgagen gar nicht.

Deren Anführer und Ikone erhält an diesem Abend seine x-te Auszeichnung. Armin Wolf nutzt seinen Auftritt, um den ORF und vor allem sich selbst einmal mehr als mutige Kämpfer gegen die widerliche Regierung zu inszenieren. Er warnt mehrmals vor einem Staatsfunk. Das tut Wolf immer, wenn ausnahmsweise kein Sozialist Bundeskanzler ist. Wären Pizzajunge Kern oder Joy Pamela an der Macht, wäre der ORF bereitwillig und gerne Staatsfunk.

Diese Heuchelei und Verlogenheit zieht sich wie ein roter Faden durch diese langweilige Selbstbeweihräucherungsveranstaltung. Wolf garniert seinen linken Alarmismus mit halblustigen Seitenhieben auf Außenministerin Kneissl und den Vizekanzler. Das Publikum lacht und applaudiert dankbar.

Wolfs Witzchen sind aber immer noch besser als jene von Weichselbraun, die mit solchen Pointen das Publikum begeistert: Im Fernsehern sei so viel los, da wisse man gar oft gar nicht, war das jetzt der Kasperl oder eine Ministerin. Mehr braucht es nicht, um die Spitzen der linke Medien- und Unterhaltungsbranche zu amüsieren. Die Lacher sind Weichselbraun selbst bei solch lauwarmen Späßen sicher, man ist schließlich unter sich. In der bunten, vielfältigen und weltoffenen Medienbranche voller Individualisten, Intellektueller, Querdenker, Kreativen und Unbequemen denken und wollen schließlich alle das Gleiche.

Dass sich linker Humor weitgehend darauf beschränkt, alle Nichtlinken als Deppen hinzustellen, ist hinlänglich bekannt. Mittlerweile hat sich aber das Niveau solcher Gags dem der linken Oppositionsparteien und der ORF-Quoten angenähert. Die Romy-Gala schleppt sich humorbefreit dahin, die Systemprofiteure und Günstlinge aus der Medien- und Unterhaltungsbranche mimen die um unsere Demokratie und Gesellschaft besorgten Moralapostel. Wenn die Herde Angst hat, rücken die Schafe näher zusammen.

Wer erträgt so etwas drei Stunden lang? Zumindest bleibt einem bei der TV-Live-Übertragung am Samstag der „mutige“ und „anarchistische“ Jan Böhmermann erspart, der mit seiner abgelutschten Nazi-Regierungsbeschimpfung (Kinderkanzler, Fascho-Helfer… Gäähn) im Vorfeld für ein bisserl Publicity für die Romy gesorgt hatte. Wobei sich die mühsam hochgefahrene Auf- und Erregung vor allem auf die Medienblase beschränkt hat. Die ermüdenden und vorhersehbaren Attacken des staatlichen TV-Clowns regen in Wahrheit kaum noch jemanden auf. Mit solche Möchtegernskandalen versucht man die Romy zu einem wichtigen nationalen Ereignis mit Gesprächswert zu stilisieren.

Die Gäste der TV-Gala sind zwar nicht ganz so platt und peinlich wie Böhmermann, sie haben aber die gleiche Botschaft wie der linke Gebühren-Kasperl aus Deutschland. Erika Pluhar, die mit einer Platin-Romy für ihr Lebenswerk geehrt wird, schwadroniert über die „menschenverachtenden Gesinnung der Regierung“, die den Menschen Angst mache. Die (dummen) Österreicher lassen sich von den rechten Rattenfängern verführen.

Obwohl man Pluhars Rede nicht kennt, kann man sie fast synchron mitsprechen, weil sie exakt das sagt, was wir täglich über alle linken Kanäle zu hören bekommen, sie verwendet dieselben Worthülsen, Phrasen, Redewendungen und Bausteine aus dem politisch korrekten Sprachkasten. Mit dem gesellschaftlichen und politischen Klimawechsel kommen vor allem intellektuell versulzte Alt-68er, die ihren linken Schrebergarten gerne mit der Welt verwechseln, nicht zurecht. Ihren Frust projizieren sie auf jene, die für diesen Klimawechsel aus guten Gründen – und nicht aus den unterstellten „diffusen Ängsten“ – votiert haben.

Pluhars linke Plattheiten, ihre diffusen Ängste vor dem „einfachen Mann“, ihre Arroganz und autoritäre Grundhaltung sind Ergebnis und Destillat eines vielfach ausgezeichneten und gefeierten österreichischen Künstlerlebens. Pluhars Bedeutung und Leistung liegen – und hier sind wir wieder beim Punkt – nicht so sehr in ihrem künstlerischem Œuvre, sondern darin, stets die linken Ideale Werte und Ziele beworben und hochgehalten zu haben. Eine aufrechte Genossin, die stur an ihrer Ideologie festhält, auch wenn diese längst alles in Schutt und Asche gelegt hat.

Highlight ihrer selbstgefälligem Dankesrede: „Ich nenne sie Mitbürger, ja ich nenne sie so…“ Sie meint damit die FPÖ-Wähler. Subtext: Obwohl sie eigentlich geistige Tieflieger respektive Untermenschen sind, nenne ich sie – großmütig und moralisch wie ich bin – Bürger. Für derlei Menschenverachtung bekommt „die“ Pluhar Standing Ovations. Beklemmende Einblicke in eine völlig abgehobene Klasse. Eine widerliche Zurschaustellung von Eitelkeiten und Ignoranz.

Nach dieser Romy-Verleihung weiß man, warum die heimische Filme und TV-Programme sind wie sie sind.