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Werner Reichel
 

So etwas tut man nicht. Ein gläubiger Mohammedaner gibt einer Frau niemals die Hand, ein Mafiosi verrät niemals seine Kollegen, eine Veganer isst niemals eine Käsekrainer, eine hoher SPÖ-Funktionär trägt niemals eine Uhr unter 5.000 Euro am Handgelenk und eine alternative Öko-Tante wählt niemals die FPÖ. Jedes Milieu hat seine eigenen gruppenspezifischen Regeln und Tabus.

Das gilt auch für linke Journalisten, vor allem für ORF-Journalisten. Eine dieser unverbrüchlichen Regeln linker Haltungs-Journalisten: Erwähne niemals den Namen Donald Trump, ohne gleichzeitig dein Missfallen auszudrücken, deine persönliche (= linke) Meinung kundzutun, irgendetwas Abwertendes, Boshaftes oder Zynisches einzustreuen. Ihm sozusagen verbal vor die Füße zu spucken, damit jeder weiß, wie sehr du ihn hasst und verachtest.

Es ist für einen ORF-Journalisten undenkbar, eine neutrale Meldung über Trump und seine Politik ohne solche Meinungszusätze zu formulieren oder vorzutragen. Trump kann nicht einmal „Guten Morgen“ sagen, ohne dass es der ORF negativ auslegt, uminterpretiert oder ihm böse Absichten unterstellt.

Das ist so fix, wie der Hinweis nach der Arzneimittelwerbung auf Beipacktext, Arzt und Apotheker. Ohne einen wertenden Nebensatz, ohne ein abfälliges Adjektiv, ohne eine halblustige Bemerkung geht es nicht. Dabei ist es kein Nachteil, wenn man keinerlei Ahnung von amerikanischer Innen- und Außenpolitik hat. Im Gegenteil. Schließlich setzt Trump vieles von dem um, was schon lange auf dem Wunschzettel der europäischen Linken steht: Er hat TTIP entsorgt, will nicht mehr Weltpolizei spielen, zieht sich aus Syrien zurück, führt keine Kriege, die NATO mag er auch nicht besonders …

Egal, bitte nicht mit Fakten daherkommen, man hat schließlich seine Vorurteile.

Wer einfach nur neutral berichtet, von positiv ganz zu schweigen, nicht die vorgestanzte linke Kollektivmeinung rausposaunt, ist hochgradig verdächtig, ein halber Journalisten-Nazi, ein Nestbeschmutzer. Und bevor ein gemeiner ORF-Redakteur etwas Positives über Trump sagt, beißt er sich lieber die Zunge ab.

Das gilt freilich nicht nur für den US-Präsidenten, auch ein Andreas Gabalier, ein Viktor Orbán oder ein Herbert Kickl zählen zur Oberliga der linken Hassfiguren, die man nur mit Bannsprüchen und Flüchen erwähnen darf. Ihnen dürfen sich selbst geistige Flachwurzler und Redaktionspraktikanten intellektuell und moralisch überlegen fühlen.

Die mediale Dauerhetze gegen diese Personen, die nicht nur vom ORF ausgeht, hat das Klima im Land vergiftet. Mittlerweile fühlen sich selbst Taferlklassler mit ihrer obligaten Grün-Pädagogin Trump intellektuell überlegen, jeder Zivilversager und Pilz-Funktionär ist überzeugt, er könne die USA besser lenken und führen als Trump. Unlängst hat irgendein siebenter SPÖ-Zwerg von links einen Wut-Brief an den US-Präsidenten geschrieben. Linke finden das nicht peinlich oder lächerlich, sondern halten es für mutig. Warum auch immer. Wer hier die Witzfigur ist, ist nur eine rhetorische Frage.

Was immer diese von den Linken gehassten Trumps, Gabaliers und die andern konservativen weißen Männer auch sagen oder tun, es muss bewertet, kommentiert und niedergemacht werden, weil es immer und ausnahmslos schlecht und böse ist. Von einem Trump oder Gabalier kann nichts Positives kommen. So wie alles automatisch gut und ehrenwert ist, wenn es rote oder grüne Sozialisten tun. Selbst wenn Millionen von Menschen dabei krepieren.

Das wird nicht näher hinterfragt. Trump und Gabalier sind böse, Sozialismus und Maduro gut, das weiß auch schon die kleine Nachrichtenableserin in der frühmorgendlichen ZiB mit ihrem Wald-und-Wiesen-Bachelor. Sonst würde sie in der ZiB nicht die Nachrichten ablesen. Bei den nordkoreanischen Rundfunkgenossen kommt Donald Trump mittlerweile  besser als im österreichischen Rotfunk weg. Gabalier vermutlich auch, sollten sie ihn dort kennen.