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njr
 

Angeblich will die türkis-blaue Bundesregierung im Laufe des Jahres 2019 eine grundlegende ORF-Reform auf den Weg bringen. Doch muss man sich deswegen in der Chefetage am Küniglberg noch keine schlaflosen Nächte antun, denn dass anlässlich dieser „Reform“ eigentlich eh alles beim Alten bleiben wird, hat in seiner leutseligen Art der Chef des Stiftungsrates schon vorab in Form von launigen Zeitungsinterviews ausgeplaudert, sodass es schließlich ganz im Sinne der Reform darauf hinauslaufen wird, dass der derzeitige Chef des ORF auch weiterhin Chef bleiben darf, dass das ORF-Finanzierungsmodell mittels GIS-Gebühren gleichfalls weiterbestehen darf und so weiter und so fort.

Also alles paletti? Nicht ganz, denn leider sind Reform-Ankündigungen dieser Machart durchaus dazu angetan, einigen Verantwortlichen des öffentlich-rechtlichen Gebührenfunks leichte Anzeichen von beginnender Unentschlossenheit, Verzagtheit, Missmut oder gar Panik zu bescheren. Was macht man also? Man tut beschäftigt, man inszeniert großes Reformtheater, man entwirft Papiere, strategische Papiere, rotiert permanent im Brain-Storming-Modus, entwirft und verwirft Ideen, Gedanken, Pläne und Ankündigungen, um dennoch am Ende aller verwegenen Gedankenspielereien nackt und bloß dazustehen.

Dabei wäre gerade jetzt guter Rat teuer, wenn man die aktuellen Oktober-Zahlen der Marktanalyse betrachtet, die für den mit Zwangsgebühren und Staatsgeld üppig dotierten ORF keineswegs berauschende Zahlen aufweist: Für ORF 1 begeistern sich nur noch 7,7 %, für ORF 2  sind es 20,1 % Marktanteil. Da bedarf es schon gut ausgeklügelter Konzepte, messerscharfer wie beinharter Analysen, benötigt man Reden in fein gedrechseltem Manager-Deutsch, allerlei Diagramme auf bunt bedrucktem Hochglanzpapier und elitäres Sendungsbewusstsein, damit man anlässlich dieser angekündigten „Reform“ auch bestehen wird, denn zweifellos wird auch die Frage aller Fragen gestellt werden, wie es etwa sein könne, dass ein Programm, der über einen Zuseher-Anteil von gerade mal noch 7,7% verfügt, überhaupt noch über so etwas wie eine öffentlich-rechtliche Relevanz aufweist, um weiterhin mit Gebührengeldern versorgt zu werden.

Also will man den politischen Entscheidungsträgern, die diese Reform angehen wollen, anstelle der nackten Tatsachen, anstelle des Eingeständnisses des nicht widerlegbaren Faktums, dass ORF 1 ein nach allen Seiten Sehern verlierender Sender ist, eine schön verpackte, bunte ORF-Fantasie-Welt vorgaukeln, die viele neue, fesch klingende Vorhaben umsetzen will, die scharenweise Zuseher zurückbringen will, die endlich den Umschwung einleiten will, was allerdings leider nichts mehr mit der Realität zu tun hat.

Die komplette Inszenierung dieser ORF 1-Channel-Reform seitens des ORF ist nichts anderes als ein großes, protziges potemkinsches Dorf, das eine strahlend-glückliche ORF-1-Zukunft zeigen soll, eine Fata Morgana, einzig und allein inszeniert, um die Reform-Wütigen der neuen Regierung in die Irre zu leiten. Denn selbstverständlich wird mit derlei halbgaren Lösungen und Umetikettieren, mit naiv-kindlichen Begrifflichkeiten wie Wochentags-Farben und ähnlichem Vokabular kein einziger Zuseher mehr hinter dem Ofen hervorgelockt werden.

Aber irgendwann wird die „Reform“ dann doch starten, wird diese Regierung wohl ernst machen damit, sich den ORF, dessen Struktur, dessen Budget, dessen horrende Geldvernichtung und dessen sonderbares Gebaren mit den abgepressten GIS-Gebührengeldern zur Brust zu nehmen. Und irgendwann einmal wird man auch seitens der Bundesregierung zur Kenntnis nehmen müssen, dass der viel geplagten Bevölkerung die Einsicht abhanden gekommen ist, für einen ORF mit einem Seher-Anteil von gerade noch 27,8 % GIS-Gebühr aufzubringen, ohne jemals die wirkliche Wahlmöglichkeit zu haben, eben jene finanzielle Zwangsgebühr nicht begleichen zu müssen!

Also wirft sich die ORF 1-Chefin, neudeutsch „Channel Managerin“, höchstpersönlich – also quasi herself – mutig in die Schlacht und präsentiert unter lautem Mediengetöse das finale, das erfolgreiche, das unvermeidlich außergewöhnlichste Reform-Konzept für den kränkelnden Sender ORF 1, für den Sorgen-Channel, wobei sie aber bald kleinlaut eingestehen muss, dass sie hier nicht gleich die größte Programmreform aller Zeiten vom Stapel lassen wird, denn ihr schwebe mehr so eine Art schwammig formuliertes Irgendwas vor, was in geschmeidige Manager-Sprache übersetzt soviel wie „Zielschema“ heißt.

„Wir bauen ein Zielschema und es wird bis Ende 2020 dauern, bis es umgesetzt ist“, verkündet sie scheinbar selbstbewusst vor zahlreich angereister Journalistenschar, deren Vertreter brav und artig derlei Hohlphrasen sogleich in die diversen Print- wie Online-Ausgaben befördern.

Die Channel-Managerin von ORF 1 bemüht auch Begriffe wie „Programm-Anker“ , die nach ORF-Sicht eine gewisse „Verlässlichkeit“  versprechen, ebenso will sie in weiterer Folge jedem Wochentag „eine eigene Farbe“ geben, weil man dadurch – so die Sender-Beauftragte von ORF 1 durchaus selbstbewusst - angeblich das sich in permanenter Absetzbewegung befindliche Zielpublikum doch noch irgendwie bei der Stange halten kann.

Nach diesem verwegen gedrechselten und sprach-technisch ausgefeilten Management-Geschwurbel geht es allerdings ans Eingemachte, denn der sattsam bekannte US-Serienmüll, der unverwechselbarer Markenkern des brustschwachen Channels ORF 1 geworden ist, soll zurückgedrängt werden!

Aber hallo!

Ein paar wohl gesetzte Floskeln, ein paar Absätze später wird dann rasch zum Rückzug geblasen, denn so radikal will die smarte Managerin allerdings auch nicht interpretiert werden, soll heißen: „Vorerst werden bis 20 Uhr jedenfalls weiterhin die bekannten US-Sitcoms laufen ...“

Ach so, klar, vorerst also.

Das ist in Summe nichts anderes als der leicht durchschaubare, gefühlt wohl schon hundertste Versuch, etwas zu retten, was schon längst verloren gegangen ist. Keiner der abhanden gekommenen Zuseher wird aus freien Stücken zurückkehren, da helfen auch keine eingefärbten Themen-Tage, Info-Schienen samt Nachrichtenteil oder sogenannte Eigenentwicklungen. Der Zug ist abgefahren. Attraktivere Sendeangebote, innovative und mutigere Formate, kreative Neuerungen sowie Info-Sendungen ohne politisch einseitig gefärbte Nachrichtenformate gibt es bei anderen Sendern, zumeist Privat-Sendern, in Hülle und Fülle.

Dass der Zwangsgebührenzahler diese großartige Reform wahrscheinlich wieder einmal finanzieren darf, ist anlässlich dieser schicken und innovativen Programm-Präsentation wohl unter den Tisch gefallen.