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Werner Reichel
 

Joy Pamela Rendi-Wagner ist der neue Strohhalm, an den sich die verunsicherten Linken klammern. Nach der politischen Knallcharge Christian Kern soll es das Hippie-Mädel aus Favoriten richten, soll der SPÖ zu neuem Glanz verhelfen. Mit sich überschlagender Stimme kündigte Rendi-Wagner nach ihrer Wahl zur Obergenossin an, sie werde die erste Kanzlerin Österreichs. Überzeugend klang das nicht. Standing Ovations gab es trotzdem. Diesen kühnen Traum haben nicht nur Rendi-Wagner und ihre Genossen, sondern die gesamte linke Reichshälfte in Österreich. Einschließlich des ORF. Joy Pamela soll dem „lieben Sebastian“ die Stirn bieten, soll die türkisblaue Regierung aus dem Amt jagen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Dabei passt Rendi-Wagner so gar nicht in die SPÖ, ihre eingelernten Klassenkampfparolen wirken aufgesetzt, ebenso wie die Koketterie mit ihrer schwierigen Kindheit. Rendi-Wagner ist eine Fehlbesetzung. Das wissen alle Beteiligten. Sie wird keinen einzigen Arbeiter von der FPÖ zurückholen und auch die SPÖ-Restwählerschaft nicht überzeugen können. Egal wer an der Spitze der SPÖ steht, mit weltfremder, linker Wohlfühlpolitik, Willkommenskultur, politisch korrekter Schulmeisterei, abgehobenem Feminismus, unglaubwürdiger Anbiederung an die „einfachen Leute“ und dem Ignorieren all jener Probleme, die den Menschen wirklich unter den Nägeln brennen, kann man keinen Blumentopf mehr gewinnen.

Wer auf diese Art suizidaler Politik steht, der wählt gleich den Schmied und nicht den Schmiedl, also die Grünen. Das haben die beiden vergangenen Landtagswahlen in Deutschland gezeigt. Die linke Wählerschaft wandert an den politischen Rand, ins Extreme ab. So gesehen dürfen sich die maroden österreichische Grünen über die neue SPÖ-Chefin freuen. Sie wird diesen Trend nicht nur nicht stoppen können, sie wird ihn verstärken. Rendi-Wagner könnte die grüne Leiche ungewollt wiederbeleben, die Leihstimmen der letzten Nationalratswahl werden wohl wieder zurückwandern.

Das ahnen und spüren auch die Sozis. Nach Christian Kern setzt man einmal mehr auf eine Luftnummer. Mangels brauchbarer Alternativen verdrängt man das, setzt auf das Prinzip Hoffnung. Verständlich, bei Thomas Drozda oder Andreas Schieder hätte es nicht einmal für ein politmediales Strohfeuer gereicht.

Auch der ORF hofft auf die neuen Parteichefin. Sie soll nicht nur die SPÖ, sondern auch dem Rotfunk retten. Die schon ins Peinliche abdriftenden ORF-Jubel-Berichte - „Rendi-Wagner motiviert und fordert SPÖ“ - sprechen eine deutliche Sprache. Der Rotfunk legt sich mächtig ins Zeug, versucht wie bei Christian Kern einen Hype zu entfachen. Strohhalme brennen aber nur sehr kurz.

Der ORF behandelt Rendi-Wagner wie die österreichische Favoritin bei einer Damen-Olympiaabfahrt: Man drückt ihr die Daumen, fiebert mit und hofft inständig auf einen Traumlauf, auf den ersten Platz. Man versucht erst gar nicht diese Parteinahme, diese Stimmungsmache, dieses Hoffen und Bangen zu verbergen. Es geht schließlich um sehr viel. Doch es hilft die beste ORF-Propaganda nichts, Rendi-Wagners Polit-Karriere wird jener von Christian Kern gleichen. Darauf sollten sich SPÖ und ORF rechtzeitig einstellen. Eigentlich wissen sie es ohnehin.