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Werner Reichel
 

Birgit Fenderl hat gemeinsam mit Anneliese Rohrer ein Buch geschrieben. Nichts Aufregendes. Irgendetwas mit Mutter-Töchter-Beziehungen. Weil eine der beiden Autorinnen beim ORF werkelt und die andere Dauergast in diversen ORF-Nachrichten- und Talksendungen ist, wird es ausführlich vom ORF beworben und besprochen.

Der öffentlich-rechtliche Gebührenfunk spendiert den beiden Damen und dem Verlag in „Mittag in Österreich“ nicht nur einen langen Beitrag über die Buchpräsentation, Fenderl und Rohrer dürfen es auch live im Studio bewerben. Ein Service, von dem andere Autoren und Verlage nur träumen können.

Mit einer solchen ORF-Medienpräsenz belohnt man nicht nur seine Mitarbeiter, man schafft sich auch nützliche Abhängigkeiten. Wer sich die Programme der heimischen Sachbuchverlage durchsieht, egal ob edition a, Braumüller, Brandstätter, Seifert, Ecowin etc., wird feststellen, fast jeder hat einen oder mehrere ORF-„Stars“, die für ihn schreiben. Und das hat gute Gründe. Schließlich ist die Bekanntheit des Autors eines der besten Verkaufsargumente und eine Buchvorstellung im ORF Fernsehen und/oder Radio ist für den Verlag sowieso unbezahlbar.

Davon profitieren Verlage und Autoren. Aber was hat der ORF davon? Spannender oder quotensteigender Content ist die Vorstellung eines Buches von einem schreibenden ORF-Mitarbeiter in der Regel ja nicht. Eher im Gegenteil.

Wie gesagt, es sind nützliche Abhängigkeiten. Da fast alle heimischen Sachbuchverlage ORF-Autoren unter Vertrag haben, diese zumeist auch deren Zugpferde sind, die Aufmerksamkeit generieren und für entsprechende Verkaufszahlen sorgen, ist mehr oder weniger eine gesamte Branche, der es wirtschaftlich ohnehin nicht sonderlich gut geht, auf gute Kontakte mit dem ORF angewiesen. Ein kritisches Buch über den ORF oder seine Freunde wäre ziemlich kontraproduktiv.

Vorbei wäre es mit neuen ORF-Autoren für den Verlag, mit Buchrezensionen in TV und Radio, TV-Beiträgen, Auftritten von Autoren als TV-Experten etc. Deshalb gibt es auch so gut wie keine kritischen Bücher über den ORF und seine politischen Freunde. Ach ja, es ist angeblich Herbert Kickl, der die Meinungs- und Pressefreiheit in Österreich gefährdet.