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Kurt Ceipek
 

„Paulus Manker gilt als genialer, aber mitunter auch gefürchteter Schauspieler und Theatermacher“, leitete Barbara Stöckl ihre Diskussionssendung ein und sollte recht behalten. Das bald 60 Jahre alte „Enfant terrible“ Manker stellte unter Beweis, wie nahe Genie und Verhaltensauffälligkeit beisammen liegen oder ineinander übergehen können.

Wäre die donnerstägliche Spätabendsendung nicht mehr oder minder unter Ausschluss der Öffentlichkeit abgelaufen – lediglich ein Prozent der Österreicher gönnte sich nach ORF-Angaben im Teletest das Vergnügen –, dann hätte die Sendung dank Manker das Zeug zum ORF-Skandal der Woche gehabt. Von Genialität ließ der Theatermensch in dieser Sendung zwar nichts erkennen, aber die muss er aufgrund von Erfolgen wie „Alma“ auf irgendeine Weise wohl haben.

Bei Stöckl beschränkte sich der gute Mann auf den Bereich jenseits der Genialität. Knapp 44 Minuten nach Beginn der Sendung fühlte sich Manker plötzlich berufen, ungefragt deftige Kritik an der Arbeit der Bundesregierung zu üben. Die Regierungsmitglieder nannte er locker „Dreckskerle“, denen er unterstellte, dass sie nichts Positives für das Land leisten wollten, sondern „die wollen ja nur Macht ausüben“.

Die Versuche von Barbara Stöckl, den in Rage geratenen Diskutierer wieder zum Thema zurückzuholen, scheiterten kläglich. Er redete immer schneller weiter und ließ sich nicht unterbrechen, als stünde er unter Drogeneinfluß. Besonders peinlich waren die Ausritte Mankers gegen Vizekanzler Heinz-Christian Strache, den er als „zu blad“ bezeichnete, „weil er nimmer raucht oder so“.

Um dann seine Schimpforgie an die Spitze zu treiben: „Neben diesem Dressman von Bundeskanzler, den wir jetzt haben, schaut der (Strache, Anm.) jetzt wirklich aus wie eine aufgeschwemmte Wasserleiche.“ Der Begriff „Dressman“ für Kanzler Sebastian Kurz war sicher auch nicht als Kompliment gemeint.

Nun ist in einer Diskussionssendung nichts gegen Kritik an der Regierung und an politischen Missständen einzuwenden. Allerdings muss in einem öffentlich-rechtlichen Sender auch von erfolgreichen Künstlern die Form gewahrt werden, sonst disqualifizieren sie sich selbst und zugleich auch den Sender, der derartiges ausstrahlt.

Sicherheitshalber hielt Barbara Stöckl sofort während einer kurzen Atempause von Manker fest, dass der ORF nicht für Einzelmeinungen zur Verantwortung zu ziehen sei.

Dabei könnte man den Wasserleichenvergleich Mankers mit einiger Phantasie noch als Selbstironie werten. Wer unter unseren geschätzten Lesern Paulus Manker optisch nicht parat hat, dem sei der Künstler hier kurz beschrieben. Er wirkt zumindest im Fernsehen wesentlich „blader“ als der Vizekanzler, wobei die Dicklichkeit durch eine Glatze in Kombination mit langem strähnigen Haar verstärkt wird. Möglicherweise betrachtet sich Manker zu selten in einem Spiegel. Aber vielleicht wollte er ganz gezielt einen Skandal provozieren, um auf diese Weise Werbung für sein nächstes Theaterprojekt zu machen.

Zum Abschluss der Sendung entschuldigte sich Barbara Stöckl vorsorglich für „überschießende und unqualifizierte Beschimpfungen“ bei der Diskussion.

Der ORF ist allerdings keineswegs frei von Schuld. Bei der Sendung „Stöckl“ wird zwar beim Zuseher der Eindruck erweckt, es handle sich um eine Live-Diskussion. Diese Sendung wurde jedoch bereits vor den Wahlen in Ungarn im April dieses Jahres aufgezeichnet, wie eine Diskussionsteilnehmerin in einem Nebensatz verriet. Man hätte die allerschlimmsten Beleidigungen der von der Mehrheit der Österreicher gewählten Politiker also problemlos herausschneiden können. Die über weite Strecken unterhaltsame und interessante Sendung hätte durch einen gekonnten Schnitt eher gewonnen.

Der Eindruck mancher TV-Zuseher, Paulus Manker wäre unter Drogeneinfluss gestanden, ist natürlich durch nichts zu beweisen. Allerdings könnte sich der ORF manche Probleme ersparen, wenn er bekannt schwierige Gäste vor Beginn der Aufnahme um Absolvierung eines Drogentests ersuchen würde.