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Werner Reichel
 

Es sind verstörende Bilder: Jean-Claude Juncker, einer der wichtigsten und mächtigsten Politiker der EU, kann sich im Brüsseler Jubelpark vor dem Gala-Dinner des NATO-Gipfels kaum noch auf den Beinen halten. Die anwesenden Staats- und Regierungschefs müssen Juncker helfend unter die Arme greifen, damit er aufrecht stehen kann. Die Bilder des torkelnden Kommissions-Präsidenten werden zum Internethit. Das Video verbreitet sich rasend schnell und wird mit höhnischen und zynischen Kommentaren versehen. Allgemeiner Tenor: Juncker ist volltrunken.

Das missfällt der Brüsseler Nomenklatura. Obwohl die EU und die ihr freundlich gesinnten Mainstreammedien – allen voran die öffentlich-rechtlichen Sender quer durch Europa – den Vorfall verschweigen, muss sie nun reagieren, bevor die Sache aus dem Ruder läuft. Brüssel lässt verlauten, Juncker sei von einer "besonders schmerzhaften Ischias-Attacke" geplagt worden. Das ist fortan die offizielle Sprachregelung für alle politisch korrekten Medien, Journalisten und Politiker in der EU. Zweifel an dieser Aussage werden als "unfair" und "geschmacklos" verurteilt.

Jetzt dürfen bzw. müssen die gebührenfinanzierten Sender wie der ORF ran. Sie sollen die Ischias-Geschichte unter die Leute bringen und jene Politiker attackieren, die sie für eine fadenscheinige Schutzbehauptung halten. Dazu gehört FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky, der ausgesprochen hat, was sich viele Menschen, die dieses Video gesehen haben, dachten: Juncker habe zu tief ins Glas geschaut.

Und diese Vermutung ist alles andere als aus der Luft gegriffen, schließlich kursieren von Juncker mehrere Videos im Internet, wo er aus der Rolle fällt. Einmal schlägt er Werner Faymann von hinten mit einer Zeitung auf den Kopf, ein andermal begrüßt er Victor Orbán lautstark mit „Diktator“ und gibt ihm eine Ohrfeige und im EU-Parlament spricht er schon mal von Außerirdischen, die uns beobachten würden. Ja, dieser Mann ist der Präsident der EU-Kommission. Er hat entweder ein Alkoholproblem, oder er ist verhaltensauffällig. Weder das eine, noch das andere ist für einen Mann in dieser Position besonders vertrauenerweckend. Doch darüber schweigen sich die EU-freundlichen Mainstreammedien aus. Auch wenn der ehemalige niederländischen Finanzminister Jeroen Dijsselbloem Juncker einst als "verstockten Raucher und Trinker“ bezeichnet hat.

Egal wie peinlich er sich aufführt, über Juncker hat nicht negativ berichtet zu werden. Punkt. Einen solchen Luxus, eine solche mediale Sonderbehandlung haben bisher nur Politiker wie Leonid Breschnew, Fidel Castro oder Erich Honecker genossen.

Im Ö1-Morgenjournal wird heute (16. 7. 2018) FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker zu den Aussagen seines Co-Generalsekretärs Vilimsky befragt. Für den Ö1-Redakteur ist die Ausgangslage klar: Vilimsky habe sich mit dieser Majestätsbeleidigung einen Skandal geleistet und die Erklärung aus Brüssel dürfe nicht hinterfragt werden. Wenn Brüssel sagt, Juncker sei nicht betrunken gewesen, dann ist das so.

Ja, das erinnert an die Berichterstattung der Staatsmedien des ehemaligen Ostblocks. Vor allem wenn man bedenkt, dass Statements aus dem Weißen Haus oder Aussagen von der Regierung in Budapest stets auf die Goldwaage gelegt, analysiert, zerpflückt, kritisiert und hinterfragt werden, dass man ihnen grundsätzlich misstraut und stets davon ausgeht, dass etwas anderes dahintersteckt. Dazu bietet man gerne „Experten“, „Insider“ und andere „Fachleute“ auf, die diese Aussagen entsprechend der ideologischen Ausrichtung des ORF abklopfen und interpretieren. Wenn allerdings die „EU-Zentralregierung“ spricht, ist das alles hinfällig, dann wird brav eins zu eins verlautbart. Mit Journalismus hat das nichts zu tun. Oder stellen Sie sich vor, Donald Trump würde so wie Juncker in aller Öffentlichkeit herumtorkeln, der ORF hätte wohl sofort „Fachleute“ zur Hand, die per Ferndiagnose erklären würden, Trump sei schwer alkoholisiert, unabhängig davon, was das Weiße Haus sagen würde.

Und selbst wenn Juncker tatsächlich unter einer schwereren Ischias-Attacke gelitten haben sollte, was ja nicht auszuschließen ist, ist die Frage nicht nur erlaubt, sondern berechtigt, ob er noch fähig ist, sein Amt auszuüben. Aus Brüssel heißt es dazu lapidar: "Es wäre nicht angemessen, irgendwelche gesundheitlichen Probleme öffentlich zu diskutieren.

Und wenn Brüssel etwas für „nicht angemessen“ hält, dann hält sich der ORF selbstverständlich daran. Das ist übrigens einer der Gründe, warum die Österreicher diese Anstalt finanzieren dürfen. Darum geht es, nicht um „kritischen Qualitätsjournalismus“.