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Werner Reichel
 

In den Wiener Freibädern sind verstärkt „First-Responder“ unterwegs. Was das sein soll? Man könnte auch Aufpasser, Sicherheits- oder Wachpersonal sagen. Das würde beim Bürger allerdings nur ungute und unerwünschte Assoziationen wecken. Die "Föastresbonda" sollen die sexuelle Belästigung von Frauen in den Wiener Bädern eindämmen.

ORF-Wien berichtet auf seiner Internetseite, schließlich hat die Stadt zum Presse- und Fototermin ins Laaerbergbad gebeten. „Frauen und Mädchen sollen sich wohlfühlen“, heißt es in dem ORF-Bericht. Es geht um „Kontrolle, Kommunikation und Deeskalation“ und das Ganze sei auch eine „Awareness-Kampagne“. Very cool! Ein Bild, auf dem zwei gut gelaunte Stadträte, Kathrin Gaal und Jürgen Czernohorszky, mit ein paar Statisten im Badewaschl-Outfit in die Kamera grinsen, gibt der Geschichte den letzten Schliff.

Der ORF-Bericht liest sich wie eine Pressemeldung aus dem Rathaus. Es wird ausschließlich aus dem Blickwinkel der Stadt und nur positiv berichtet. Was das Rathaus mit dieser Aktion den Bürgern vermitteln will, wird genau so vom ORF transportiert. Man gibt eins zu eins weiter, was die roten Stadträte den Wienern mitteilen möchten. Das ist lupenreine Hofberichterstattung und hat mit Journalismus nichts zu tun. Man bräuchte die ORF-Redakteure gar nicht, diesen Text hätten die Presseleute aus dem Rathaus auch schreiben können. Hier der Vergleich zwischen ORF-Bericht und der Rathaus-Korrespondenz.

Es gibt keine Hintergrundinformationen, keine Stellungnahme der Opposition, keine interessanten Zahlen und kein kritisches Nachfragen: Warum braucht man immer mehr Personal in den öffentlichen Bädern um sexuelle Übergriffe zu verhindern? Wie hat sich die Lage in den vergangenen Jahren entwickelt? Was sagt die Polizei? Wo ist es besonders schlimm? Sollen Mädchen überhaupt noch alleine in öffentliche Bäder gehen. Was können und dürfen die First-Responder im Ernstfall tun?

Auf alles, was wirklich an der Geschichte interessant wäre, hat man „vergessen“. Das würde diese Wohlfühlmeldung mit ihrer Wir-tun-was-Botschaft - pardon, „Message“ - nur stören. Aus journalistischer Sicht ist so ein Text ein glattes „Nicht genügend“. Dafür braucht wirklich niemand eine sündhaft teure Rundfunkanstalt, die nichts anders tut, als die Wünsche des Rathauses zu befriedigen. Es wäre ehrlicher und billiger, wenn das Presse-Service der Stadt Wien den ORF-Wien gleich mitbetreut.