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Niklas G. Salm
 

Heute hatte Österreichs Ideologiesender Nummer eins wieder jede Menge geistigen Kampfstoff auf Lager! Bereits um 9 Uhr Vormittag wurde das Trommelfeuer auf den noch selbstständig denkenden Zuhörer eröffnet - quasi mit der verbalen "Stalin-Orgel" von der finanziell gut abgesicherten Feuerstellung in der Argentinierstraße aus.

Im Radiokolleg wurde der noch junge Tag rot eingefärbt, indem "Die Figur des Arbeiters" aufgearbeitet wurde, womit von Karl Marx und Friedrich Engels über Lenin, Stalin, Mao, Che Guevara bis hin zu Flora Petrik und Frau Julia Herr alle arrivierten und aufstrebenden Säulenheiligen der Linken ihre helle Freude gehabt haben dürften.

Hier konnte man erfahren, dass Fahrradboten moderner Sklaverei ausgesetzt sind, weil der hungrige Online-Essensbesteller skandalöserweise interaktiv nachsehen könne, wo sich der Bote auf dem Weg zu ihm mittlerweile befinde. Was war schon die Peitsche gegen diese infame Form der Unterdrückung? Eine ehemalige FahrradbotIn durfte auch beklagen, dass es auf ihrer Tour ständig nur bergauf gegangen sei, was sie körperlich überlastet habe. Vermutlich bediente sie die bekannte Wiener Strecke vom Everest zum K2.

Auch wurde Kern'schen Thesen wie der Maschinensteuer die sozialistische Absolution erteilt, mangelnde Umverteilung beklagt und der dahingeschiedene "Working Class Hero" beweint - auch musikalisch. Dazu wurde ein Buchklassiker aus dem Jahr 2006 beklatscht, der voraussagte, dass der moderne Arbeiter im Elend eines Slums aus recyceltem Plastik dahinvegetieren müsse. Ob damit Wien-Favoriten gemeint war, blieb im Dunklen.

Natürlich gab es noch sehr viel mehr neo-marxistische Weisheiten zu erfahren und eine Portion Nazi-Abwehrkampf aus den 1930er und 1940er Jahren obendrein, aber wir schwenken der Einfachheit halber (für zu viel linke Weisheit sind wir bekanntlich ohnehin viel zu dämlich) zum komödiantischen Höhepunkt des Tages. Der kam in einer der Nachrichten-Sendungen des Nachmittags, als mit einem hörbar breiten Grinsen verkündet wurde, dass Vizekanzler Strache einer schweren Straftat überführt worden sei.

Seit dem 1. Mai gilt nämlich ein verschärfter Nichtraucher-Schutz, der auch das Rauchen in Festzelten verbietet. Der schreckliche Strache (nicht näher verwandt mit dem schrecklichen Sven aus Wickie) wurde aber schon am ersten Tag des wundervollen neuen Verbots in flagranti ertappt. Er hat offenbar bei der 1.-Mai-Veranstaltung der FPÖ in einem Festzelt in Linz geraucht, während ein anderer Rabauke namens Haimbuchner gerade ins Mikrofon gewütet hat.

Diese Sensationsmeldung wurde lang und breit ausgewälzt - der Strafrahmen beträgt immerhin bis zu 100 Euro. Was haben wir gelacht! Hoffentlich wird Strache zur Strafe nicht versklavt, so wie die ganzen Fahrradboten. Ginge es nach Ö1, würde er vermutlich zumindest ein bisschen ausgepeitscht - scharia-gerecht natürlich.