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Werner Reichel
 

Dem Buchhandel geht es dreckig. Die Verkäufe brechen weg. Ö1 berichtet auf seiner Webseite anlässlich des „Welttages des Buches“ über die Krise der Verlagsbranche. Es schaut tatsächlich düster aus: Laut einer Untersuchung des Börsenvereins des deutschen Buchhandels haben im Jahr 2013 noch 36 Millionen Deutsche Bücher gekauft. 2017 waren es nur noch 29,6 Millionen.  Das ist ein Minus von über sechs Millionen Menschen innerhalb von nur vier Jahren.

Dasselbe Problem haben Spiegel, Stern und Co. Auch bei den Nachrichtenmagazinen geht es, wie die aktuellen Zahlen zeigen, mit Riesenschritten in die Bedeutungslosigkeit. Innerhalb eines Jahres ist etwa die Auflage des Spiegel um 63.000 Hefte zurückgegangen, das entspricht einem Minus von 8,2 Prozent. Das Ende naht!

Und die Betroffenen wissen nicht einmal warum. Was die Buchbranche und Ö1 an Erklärungen und Gründen für diesen Niedergang anbieten können, ist an Hilflosigkeit und Ignoranz nicht mehr zu überbieten. Den oder die Schuldigen hat man schnell aus dem Hut gezaubert: Es sind die üblichen Verdächtigen, das Internet, Smartphones und On-Demand-Dienste wie Netflix oder Amazon-Prime, die den Büchern den Garaus machen: „Es ist einfach so, dass sich das Medienverhalten der Menschen und auch die Alltagskommunikation geändert hat (sic). Das Zeitbudget ist reduziert durch das dauernde Online-Sein. Und zum anderen ist es so, dass Netflix & Co. ein alternatives Medienangebot geschaffen haben und dass im Moment durch diese Erzählformen ein sexy Format entstanden ist, dass im Moment höhere gesellschaftliche Akzeptanz hat."

So leicht kann man es sich machen. Sollte man aber nicht. Denn das linke kulturpessimistische Gejammer von den bösen Neuen (amerikanischen) Medien und dem geänderten Mediennutzungsverhalten schießt zielsicher am Kern des Problems vorbei. Es ist nicht einmal die halbe Wahrheit. Mehrere ganz entscheidende Faktoren blendet man damit nämlich völlig aus:

Erstens die inhaltliche und politische Ausrichtung einer ganzen Branche. Es gibt zwar nach wie vor unzählige Verlage, die Jahr für Jahr rund hunderttausend neue Titel auf den Markt werfen, doch bunt und vielfältig sind nur die Cover der Bücher. Zwischen den Buchdeckeln wird dem Leser bis auf wenige Ausnahmen stets das Gleiche geboten.  Alle relevanten Verlage treiben im trüben, linken Meinungsmainstream. Die engen Grenzen des politisch korrekten Meinungskorridors sind ihnen heilig. Wer es wagt, die Glaubenssätze der neosozialistischen Politesoteriker zu hinterfragen, der wird von der gesamten Branche an den Pranger gestellt und mit den üblichen Totschlagargumenten fertig gemacht. Das geht so weit, dass viele Bücher, die die Wir-Schaffen-Das-Politik von Bundeskanzlerin Angela Merkel kritisch beleuchten, von Buchhändlern, Großhändlern und Vertrieben boykottiert und von den Rezensenten in den wichtigen Medien ignoriert bzw. unsachlich verrissen werden. Verlage wie Antaios oder Kopp, Autoren wie Pirincci oder Lichtmesz können davon ein Lied singen. Bei der Buchmesse in Frankfurt wurden sogar die drei Stände von „rechten“ Verlagen – mehr hat es eh nicht gegeben – attackiert und geplündert. Meinungsvielfalt nach politisch korrekter Gutsherrenart.

Wer nicht unangenehm auffallen will, muss denselben politisch korrekten Meinungsbrei verkaufen, wie alle anderen auch. Dummerweise schmeckt dieser Brei immer weniger Menschen. Die neosozialistischen Heilsversprechungen, welche die "Experten", Autoren und "Intellektuellen" mit ihren Veröffentlichungen Tag für Tag an den Mann zu bringen versuchen, sind zum Ladenhüter geworden, weil außerhalb der linken Meinungsblase die meisten Menschen längst begriffen haben, dass Multikulti, linke Voodoo-Ökonomie, Genderismus und Ökultismus längst gescheitert sind.

Eine riesige Branche produziert seit Jahren an den Interessen ihrer Leser vorbei und wundert sich, warum ihnen die Kunden in Heerscharen davonlaufen. Weil man sich sein eigenes Versagen, seine Verbohrtheit und politische Engstirnigkeit nicht eingestehen kann und will, hat man mit dem Internet und den On-Demand-Diensten schnell dankbare Sündenböcke gefunden, zumal den ewig gestrigen Salonmarxisten technischer Fortschritt ohnehin suspekt ist.

Auch ein zweiter Aspekt wird - aus vorwiegend ideologischen Gründen - standhaft ausgeblendet: Das sind die Auswirkungen des demographischen Wandels auf die eigene Branche. In Deutschland und Österreich leben immer mehr Menschen mit Migrationshintergrund. Der Großteil von ihnen kommt aus dem islamisch/arabischen Raum. Dort haben Bücher einen völlig anderen Stellenwert, nämlich eine ziemlich niedrigen. „Romane spielen in der arabischen Welt eigentlich keine Rolle“, sagt Orientalist und Kulturhistoriker Azad Hamoto unlängst in einem Interview mit dem Münchner Merkur. Laut Hamoto bestimmen Kochbücher und religiöse Werke den ohnehin sehr überschaubareren arabischen Buchmarkt.

Die hunderttausenden Neubürger und ihre Nachkommen gehören – um es freundlich zu sagen – in ihrer Mehrheit nicht gerade zur Kernzielgruppe des deutschen Buchhandels. Anders ausgedrückt, die Autoren, Journalisten, Buchhändler und Verleger, die seit Jahren die Masseneinwanderung aus eben diesem Kulturraum bejubeln, fördern und propagieren, sägen fleißig an dem Ast, auf dem sie sitzen.

Das hat mit Netflix gar nichts zu tun. Und sie haben den Ast schon fast durch. Er kracht und knarzt unüberhörbar.  Denn verschwurbelte Gutmenschen-Prosa, linker Multikulti-Kitsch, grüne Öko-Romantik und linke Volkspädagogik werden aufgrund des politischen und des demographischen Wandels immer weniger nachgefragt. Dafür gibt es einfach kein Publikum mehr. Viele wollen so etwas nicht lesen und immer mehr Menschen können so etwas nicht mehr lesen.

Denn die deutschen und österreichischen Schulen produzieren bekanntlich immer mehr (funktionale) Analphabeten, was ebenfalls mit dem Import leistungs- und bildungsferner Milieus zu tun hat.  Aber schuld sind bei den Linken immer nur die Amerikaner und der freie Markt, in diesem Fall also  Amazon, Netflix und Co. Linke lieben ihre ranzigen Feindbilder über alles; bis zum bitteren Ende.  Die deutschsprachige Verlagsbranche beschreitet den Weg, den die österreichischen Grünen schon hinter sich haben.

Noch hofft der Buchhandel allerdings auf einen wundersamen Umschwung: „Die vom Börsenverein initiierte Untersuchung hat nämlich auch deutlich gemacht, dass die Menschen Bücher durchaus weiterhin schätzen.“

Eben, das Medium Buch ist nach wie vor attraktiv. Jetzt müsste man nur noch einen Schritt weiterdenken. Wenn das Medium an sich noch immer gut ankommt, könnte es eventuell an den Inhalten liegen? Nur so eine Möglichkeit. Doch bis sich das bei den linken Autoren und Verlegern herum gesprochen hat , ist es ohnehin schon zu spät.