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Andreas Unterberger
 

Zwei Rücktritte von nicht unwichtigen Landespolitikern finden den Weg in die ZIB. Durchaus zu Recht. Nur würde man gerne den Unterschied Klavierspielen können, WIE der ORF einerseits über den Kärntner ÖVP-Rücktritt und andererseits über den Wiener SPÖ-Rücktritt berichtet. 

Beim Herrn Benger aus Kärnten wird behauptet, dass dadurch viele vor den Kopf gestoßen worden seien, sowie düster angedeutet, dass dahinter angeblich die ÖVP-Bundespartei stecke. Und natürlich hört man auch sofort die SPÖ-Reaktion.

Der Bericht über den Rücktritt der Frau Frauenberger aus Wien wird hingegen schon mit der Beschwichtigung eingeleitet, dass dieser "wenig überraschend" sei - so als ob der ORF schon x-Mal über eintsprechende Gerüchte berichtet hätte. Was er natürlich nicht hat.

Dann wird unkommentiert Frauenbergers alberne und wehleidige Begründung wiedergegeben, dass sie nur wegen "persönlicher Angriffe" zurückgetreten sei. Man erfährt aber nicht, wer so gemein - natürlich - zu einer Frau gewesen sein mag. Daher klingt diese Formulierung für nichtsahnende Zuschauer so, als ob die bösen blauen oder schwarzen Machos dahinterstecken würden. Dabei ist seit 70 Jahren in Wien noch nie ein SPÖ-Politiker wegen Angriffen der Opposition zurückgetreten. Herrscht doch in Wien die eisernste demokratische Diktatur, die ich kenne, wo nur die Stimmabgabe in der Wahlzelle alle paar Jahre etwas mit Demokratie zu tun hat.

Mit keiner Silbe wird zum Unterschied von Kärnten die Reaktion der anderen Parteien erwähnt. Und vor allem wird nicht erwähnt, dass ganz Wien überzeugt ist, dass Frauenberger deshalb zurückgetreten ist, weil der neue Wiener SPÖ-Obmann sie nicht mehr im (erst im Vorjahr übernommenen!) Amt haben will. Und weil in der Wiener SPÖ (zum Glück) der linke Flügel gegen den rechten unterlegen ist. Aber bevor die ZIB etwas über interne Konflikte in der SPÖ berichten würde, beginnt sich wohl die Erde in der anderen Richtung zu drehen. Oder sich doch als Scheibe zu entpuppen.

Der Zusammenhang des Frauenberger-Abschieds mit dem Ludwig-Antritt ist jedenfalls viel eindeutiger als der des Benger-Rücktritts mit einer Intervention der Bundes-ÖVP. Wobei sicher auch eine solche durchaus möglich gewesen ist. Aber über den einen Zusammenhang groß zu berichten und den anderen zu verschweigen, ist üble Manipulation.

Nach Ende der ZIB horcht man nochmals auf: Da wird doch tatsächlich ein Bericht über eine "demokratische Diktatur" für eine spätere Sendung angekündigt. Hut ab, sie sind also doch mutig und journalistisch, will man eingestehen - freilich nur solange, bis man entdeckt, dass nicht vom Wiener Rathaus, sondern von Ungarn die Rede ist. Und gegen Ungarn darf ja im ORF alles gesagt werden, gegen die SPÖ gar nichts.

Dabei würde Victor Orban jeden objektiven Vergleich mit der Wiener Partie in Sachen demokratischer Qualität voll gewinnen. Immerhin ist Orban schon einmal als Regierungschef abgewählt worden und wie selbstverständlich in die Opposition gewechselt. Immerhin ist die angebliche Unterdrückung der Medienfreiheit in Ungarn so groß, dass drei Tage vor den dortigen Wahlen eine bekannte Zeitung jetzt einen massiven Korruptionsvorwurf gegen Orban veröffentlicht. In Wien hingegen würde keine einzige Zeitung ihre Einnahmen aus den Bestechungsinseraten riskieren und drei Tage vor einer Wiener Wahl solche schweren Vorwürfe groß publizieren.