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Werner Reichel
 

Samstagabendshows auf Sat.1, ausverkaufte Hallen und alle wichtigen deutsche Comedy-Preise: Luke Mockridge spielt in der Oberliga der deutschen TV-Unterhaltung. Der junge Mann spricht mit seinen Shows und Comedy-Programmen vor allem die Millennials an. Sein Humor ist passgenau auf die Lebenswelt, Bedürfnisse und Einstellungen dieser Zielgruppe zugeschnitten.

Die Millennials gelten als verwöhnt, faul, naiv, und unselbstständig. „Die Zeit“ schreibt über diese Generation: „Es ist, als sei Pippi Langstrumpf tausendfach erwachsen geworden“. Auch wenn diese Zuschreibungen überzeichnet sind, die Shows von Luke spiegeln diese Haltungen und Einstellungen durchaus wider. Sie sind brav, harmlos, Luke spricht gerne und oft über seine Mutter, seine Kindheit, seine Schulzeit und schwelgt in der Vergangenheit. Dabei ist der Kerl noch keine 30 Jahre alt.

Insofern ist das, was Luke macht, auch keine Comedy im eigentlichen Sinn, zumindest nicht für ältere Semester. Er ist eher ein talentierter Entertainer. Seine Shows versprühen dem Charme von Schulskikursabenden. Das Ganze kommt völlig harmlos daher, es geht um Alltägliches und um den üblichen Beziehungskram. Nette Unterhaltung für nette Menschen. Das Zielpublikum eines ideologischen Flachwurzlers wie Luke Mockridge geht ins Cineplex und nicht ins Theater, zieht Systemgastro Bobo-Lokalen vor und liest nicht den neuesten Daniel Kehlmann, sondern zieht sich eine Netflix-Serie rein. Sein Publikum ist die junge, hedonistische (untere) Mittelschicht. Für Politik interessiert sich dieses Milieu bestenfalls am Rande.

Trotzdem kommt Luke Mockridge in seinen biederen Shows nicht ohne politische Botschaften oder besser ohne Bekenntnisse aus.  In „Luke Mockridge Live - I'm Lucky, I'm Luke“ singt der junge Mann gemeinsam mit dem Publikum beliebte Hits aus den 1990er Jahren. Wie gesagt: Schulschikurs. Unter anderem auch „Schrei nach Liebe“. Wer es nicht kennt, in diesem „gesellschaftskritischen“ Lied der Band „Die Ärzte“ geht es darum, dass Nazis dumm und gewalttätig sind. Luke singt den Refrain und ruft dann beiläufig ins Publikum: „Schönen Gruß an PEGIDA!“ Sprich, PEGIDA-Anhänger sind Nazis, sind doof, sind gewalttätig.

Warum tut er das? Zumal PEGIDA medial wie politisch kaum noch eine Rolle spielt.  Aber darum geht es nicht. Wer in der deutschen Unterhaltungsindustrie, die zuallererst eine Meinungsindustrie ist, nach oben möchte, der muss seine politische und ideologische Unbedenklichkeit regelmäßig beweisen, muss sich auf die „richtige“ Seite stellen.

Wer Teil der prominenten und gut bezahlten Glitzerwelt sein will, muss regelmäßig Statements und Bekenntnisse abliefern, die den links-intellektuellen, politisch korrekten Klerus zufriedenstellen. Diese Botschaften haben zwei Funktionen: Sie sind an das Publikum gerichtet, das erzogen und gelenkt werden muss. Da sind solche Shows, die bieder und unpolitisch daherkommen, von enormer Wichtigkeit, da sie auch jene Gruppen erreichen und entsprechend beeinflussen, die sich nicht die öffentlich-rechtlichen Pensionistenformate wie Tagesschau oder Tatort ansehen und die nicht den Spiegel oder die Süddeutsche lesen.

Wenn nun Publikumsliebling Luke in einer launigen 90er-Nostalgieshow politische Botschaften wie „Pegida ist scheiße“ einstreut, dann ist das für das poltimediale Establishment Gold wert. Luke stellt damit klar, wo er steht und wo sein Publikum weltanschaulich zu stehen hat, damit es, was für das Sozialmilieu der „Hedonisten“ und für die Millenials besonders wichtig ist, dazugehört, zu den Lucky Lukes, zur Gruppe der Guten und Braven.

Wer Mitglied im Klub der Guten ist, der bekommt, wann immer er sein TV-Gerät einschaltet, Lob, Anerkennung und die Bestätigung, das Richtige zu denken. Luke und sein Publikum brauchen das auch nicht weiter zu hinterfragen und reflektieren, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, warum die Ideen von PEGIDA, der AfD oder anderen dubiosen Subjekten Scheiße und die von Merkel und ihren Blockparteien alternativlos sind. Hauptsache sie haben die „richtige“ politische Einstellung. Mehr braucht es nicht, um in diesem nicht besonders exklusiven Klub Mitglied sein zu dürfen.

Lukes PEGIDA-Botschaft ist aber auch an den politmedialen Machtkomplex gerichtet: Ich bin einer von euch, ich helfe und unterstütze euch. Das alles wird nicht von irgendjemandem angeordnet oder explizit verlangt, da steckt auch keine Verschwörung dahinter, es handelt sich um ein gewachsenes System, das seine eigenen Verhaltensregeln, Codes und Normen entwickelt hat und mit anderen Systemen (Politik, Gesellschaft etc.) interagiert. 

Wer in der Unterhaltungsbranche nach oben will, egal ob er Bauchredner, Ex-Fußballer, Rocker, Comedian oder Dschungelcamp-Bewohner ist, der muss sich politisch deklarieren. Wer das verweigert, aus welchen Gründen auch immer, gilt als hochgradig verdächtig. Beispiel Helene Fischer: Weil sich der Schlagerstar politisch nicht äußert, haben prominente Systemerhalter wie Uraltrocker Udo Lindberg oder der bekennende Merkel-Fan und „Punkrocker“ – das ist in Deutschland übrigens kein Widerspruch – Campino von den „Toten Hosen“ Helene Fischer aufgefordert, sich doch endlich gegen „rechts“ auszusprechen.

Sich politisch nicht eindeutig zu deklarieren ist in Deutschland und Österreich ein schweres Vergehen. Da schlägt das Nazo-Meter weit in den roten Bereich aus.  Dass Helene Fischer mit ihrer unpolitischen Haltung durchkommt und in den großen TV-Sendern auftreten darf, hat damit zu tun, dass die Schlager- und Volksmusikbranche generell als politisch anrüchig gilt. Man denke an Heino oder an Andreas Gabalier, den die linken Postillen argwöhnisch beäugen und ins rechte Eck rücken.

Schlager und Volksmusik sind die Schmuddelkinder der ansonsten sehr „sauberen“ und stromlinienförmigen deutschsprachigen Unterhaltungsindustrie. Das kann man sehr schön an den diversen großen Preisverleihungen dieser Branche erkennen, wo Schlagerstars bestenfalls mit zugehaltener Nase geduldet werden, weil sie so uncool, so wenig weltoffen, tolerant, bunt und multikulti sind.

Ja, wer im Kultur-, Medien- und Unterhaltungsbetrieb etwas darstellen möchte, muss sich klar zum politisch korrekten Gutmenschentum bekennen.  So gut wie keiner der sich gerne widerständig und kritisch gebenden Künstler hat die Eier, sich diesem enormen Gruppendruck zu widersetzen.  Wenn es einmal einer tut, dann, weil er schon finanziell ausgesorgt hat, wie etwa Peter Cornelius, oder weil er von den Kollateralschäden linker Politik plötzlich selbst betroffen ist, wie zuletzt der alternde Adabei Edi Finger jr. Seit sein Sohn von zwei Schwarzen völlig grundlos auf die Intensivstation geprügelt worden ist, zieht sein Vater gegen die Politik des roten Wiens zu Felde.  

Da sind (noch) Ausnahmeerscheinungen. Karriere macht man eben nur, wenn man die richtige politische Einstellung hat. Das war übrigens auch unter den Kommunisten und Nationalsozialsten so. Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, dass jene Künstler, die sich in ihrer antifaschistischen Heldenpose so sehr gefallen, jene verachten, verspotten, hassen und denunzieren, die die von ihnen propagierte „alternativlose“ Politik kritisieren oder ablehnen.