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Werner Reichel
 

Es ist seltsam ruhig. Es ist so gut wie nichts ist zu hören und zu sehen. Kein Lüftchen regt sich im Blätterwald. Das ist ungewöhnlich. Äußerst ungewöhnlich. Denn bei den Nationalrats- und Bundespräsidentschaftswahlen der vergangenen Jahrzehnte hat die heimische Kunst- und Unterhaltungsbranche stets lautstark mitgemischt, sich aktiv in den Wahlkampf eingebracht, Kandidaten unterstützt, Statements abgeliefert, Plattformen gegründet, Aufmärsche organisiert. Mehr oder weniger geschlossen, vom Kabarett-Kasperl über den Staatsfunkserienkleindarsteller bis zu den Literaten, alle haben sie klare Positionen bezogen.

Wer das nicht getan hat, machte sich verdächtig, gefährdete seinen Ruf und seine soziale Stellung. Besonders groß war dieser Gruppendruck bei der vergangenen Bundespräsidentenwahl. Alle mussten für Van der Bellen und gegen Hofer sein. Ausnahmslos. Der gemeine „Kreative“ war mehr oder weniger verpflichtet, Farbe zu bekennen, sprich für die SPÖ oder die Grünen Stimmung zu machen und die ÖVP und vor allem die FPÖ zu dämonisieren.

Jede Wahl, das selbe Ritual. Diesmal ist alles anders. Das liegt an Christian Kern, an Tal Silberstein, dem Ende der Multikultieuphorie und vor allem an Sebastian Kurz. Die Nazikeule gegen die FPÖ ist stumpf geworden, die Fehler der Linken sind zu schwerwiegend und offensichtlich, der Schmutzkübelwahlkampf der SPÖ zu abstoßend und der SPÖ-Chef zu schwach und sprunghaft, um noch einmal mit den alten immer gleichen Rezepten, Parolen und Strategien durchzukommen.

Die Staatskünstler – und in Österreich sind praktisch alle Künstler von den Geldern der öffentlichen Hand direkt oder über Umwege abhängig – sind in Deckung gegangen. Christian Kern ist selbst für diese Menschen mittlerweile zu peinlich geworden.

Der von der Kultur- und Medienblase noch vor kurzem als heimischer Polit-Messias und Retter der Sozialdemokratie abgefeierte Kern ist innerhalb weniger Wochen zum politische Schmuddelkind und Loser mutiert. Ihn zu unterstützen, bringt kaum noch persönliche Vorteile und könnte sogar der Karriere schaden. Und wer weiß, was da noch alles nach dem 15. Oktober so hochkommt. Was wir über die Kern-Silberstein-Affäre bisher wissen, ist vermutlich nur die Spitze des Müllhaufens.  Außerdem wird es aller Wahrscheinlichkeit einen Machtwechsel geben und der vom Staat abhängige Künstler stellt sich sicherheitshalber schon auf die neuen Verhältnisse ein. Das beste in so einer Umbruchssituation, in politisch so unsicheren Zeiten ist es, auf Tauchstation zu gehen. Die Opportunisten müssen warten, bis die neuen Machtverhältnisse geklärt sind, erst dann kann man wieder aus der Deckung kommen. Blöd, wenn man eine wöchentliche Comedy-Sendung hat und so gezwungen ist, Stellung zu beziehen, weil man jede Woche Witze über Politiker zu reißen hat. Die ORF-Komiker Stermann (der auch gerne gemeinsam mit Christian Kern auftritt) und Grissemann haben dieses Problem und sie lösen es so, wie es die SPÖ derzeit vormacht bzw. vorgibt: So tun, als ob eh nichts gewesen wäre, die schmutzigen Praktiken verharmlosen und den politischen Gegner anpatzen. Weil man die üblen Machenschaften des SPÖ-Wahlkampfteams nicht völlig ausblenden kann, auch nicht in einer Sendung, die speziell für Gutmenschen, Bobos und andere linke Existenzen produziert wird, macht man ein paar anbiedernde Witzchen und begibt sich auf unverfängliche Nebenschauplätze. So witzelt man über „Magic Christian“, der sich über den Missbrauch seines Namens beschwert hatte. Löwingerbühne für Bobos.

In bester Matznetter-Manier wird dann die ÖVP angepatzt, nach dem Motto, die san no vü schlimmer. Ein weiteres Witzchen, Stermann präsentiert die Facebookseite „Die Wahrheit über Stermann“, soll den braven linken Zusehern klarmachen, die Hetzseiten auf Facebook, die auch Antisemitisches transportieren, seien in Wahrheit eh harmlos gewesen und der Basti nur eine Mimose. Na wenn’s die beiden sagen …

Und weil es ohne dem einfach nicht geht, wird gewohnheitsmäßig auf die FPÖ eingedroschen. Sie ist rechtsextrem und Strache ein Volldepp. Solche Botschaften brauchen die verunsicherten Linken wie einen Bissen Brot, das müssen sie am Tag mindestens zehn Mal von Figuren wie Stermann und Grissemann vorgesagt bekommen, damit sie ihre Zweifel an der katastrophalen linken Politik weiter runterschlucken können. Das ist ideologisches Viagra, das die schlappen Linken immer wieder aufrichtet. Egal wie scheiße, verkommen und unfähig wir auch sein mögen, mit der FPÖ haben wir immer jemanden, auf den wir runterschauen und treten können.

Deshalb gehört FPÖ-Bashing zum Pflichtprogramm jeder österreichischen Kleinkunstdarbietung. Willkommen Österreich ist eine lupenreine SPÖ-Propagandasendung, die sich mehr schlecht als recht als kritisch, satirisch und hintergründig tarnt. Es ist völlig egal, wie verkommen und inferior die SPÖ auch immer agiert, auf die humoristische Unterstützung der beiden Komiker kann sie offenbar immer zählen. Das ist zumindest konsequent.  Das lässt aber auch hoffen, dass mit dem Niedergang der SPÖ, auch diese Sendung bzw. das gesamte schmierige Genre bald Geschichte sein werden.